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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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Natur offenbart. Und ihn verführt, bis er ihm völlig hörig war. Dann erst holte er ihn in die Dunkelheit und trennte ihn von seinem sterblichen Leben.“
    „Wo finde ich Armand jetzt?“
    „Dort, wo ihn niemand suchen wird. In Paris.“
    „Paris? Ich kann mir kaum vorstellen, dass er ausgerechnet dort hingeht.“
    „Eben. Keiner kann sich das vorstellen. Darum ist er ja dorthin gegangen. Er glaubt, alles verloren zu haben, wofür er in den letzten Monaten gekämpft hat. Er hat sehr hoch gespielt, vor allem mit deinen Gefühlen. Und er hat verloren.“
    „Das hat er nicht!“
    „Ach nein? Warum hast du ihn dann fortgeschickt? Weil du ihn gehasst hast, für das was zwischen ihm und Franklin passiert ist. Und dafür, dass er dir nicht sofort erzählt hat, was er über deine Mutter und Carl und Franklin wusste. Und dafür, dass er deinen Großvater getötet hat, um Franklin den Weg zum Vater des Mutterhauses zu ebnen. Für all das und für noch viel mehr hast du ihn gehasst. Und darum hast du ihn fortgeschickt.“
    Ich wunderte mich nicht, dass Lucien all das wusste. ‚Ich bin, was uns alle ausmacht.’
    Wie er auf dem Bett lag, die langen Beine übereinandergeschlagen, die schmalen Hände im Schoß gefaltet. Mit einer lässigen Eleganz, die an eine große Katze erinnerte. Wie seine Panther. Sein Gesicht war offen, er verbarg nichts vor mir. Aber was er mir erzählte, berührte ihn auch nicht. Ich beneidete ihn darum.
    „Ich war wütend. Aber ich liebe ihn. Ich habe so viel durchgemacht in den letzten Monaten. Aber ich hasse ihn doch nicht.“
    „Dann geh zu ihm und sag es ihm.“
    „Deshalb bin ich hier. Weil ich hoffte, du würdest mir sagen, wo ich ihn finde. Aber Paris?“
    „Die Differenzen mit Lemain sind aus der Welt, soweit ich weiß“, entgegnete er. „Und was die anderen Gründe angeht, die ihn von seiner Heimat fernhielten“, er machte eine gleichgültige, vage Handbewegung. „Die spielen für ihn keine Rolle mehr.
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. Er ist zum Sterben dorthin gegangen. Das solltest du wissen, wenn du ihm folgst.“
    Zum Sterben? Zum Sterben! Ich war sein Leben. Er hatte es oft gesagt. Und ich hatte ihn von mir gestoßen. Ich hatte ihm den Lebensinhalt genommen. Aber sterben?
    „Denkst du, er wird sich wirklich das Leben nehmen?“
    Wieder zuckte Lucien gleichgültig mit den Achseln. „Ich persönlich glaube, dass er zu stark und zu mächtig ist, um den Freitod zu wählen. Doch das ist nur meine Meinung. Was weiß ich schon über die Gefühle, die in ihm toben? Über die Verzweiflung, die sein Herz betrüben mag? Wie kann ich sie nachempfinden – seinen Kummer, seine Ängste? Ich ahne nur, was du ihm bedeutest. Ich sage dir das, damit du vorbereitet bist auf was immer du finden magst. Vielleicht irre ich mich. Vielleicht nicht. Doch du solltest die Möglichkeit nicht außer Acht lassen. Im Augenblick ist er am Leben. Ich fühle es. Wie lange noch, vermag auch ich dir nicht zu sagen. Darum zögere nicht. Er ist dort, vertrau mir. In den Katakomben unter Notre Dame. Wo sein Herz begraben liegt.“ Diese letzte Bemerkung verstand ich nicht, aber Lucien ging nicht weiter darauf ein. Er drängte zum Aufbruch. „Den Eingang findest du direkt hinter dem Hauptaltar. Pass auf, dass dich niemand sieht.“
    „Es gibt Katakomben unter Notre Dame?“, fragte ich immer noch ungläubig. „Davon wusste ich gar nichts.“
    Er stand auf und reichte mir seine Hand, um mir aufzuhelfen. „Die wenigsten wissen darum. Und diejenigen, die es wissen, wollen es nicht unbedingt kund tun. Aber sie sind dort. Du musst sehr vorsichtig sein. Die Platte ist schwer, doch sie lässt sich leicht lösen. Versuche, möglichst schnell in der Öffnung zu verschwinden und den Eingang wieder zu verschließen. Es könnte sonst unangenehme Folgen haben.“
    Ich dankte ihm von Herzen für seine Hilfe. Seit Tagen hatte ich endlich wieder Hoffnung, dass doch noch alles gut wurde.
    „Du bist mir jederzeit wieder willkommen,
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. Sogar ohne Gegenleistung“, sagte er zum Abschied. „Und denk daran, was ich dir gesagt habe: Sei auf der Hut, wenn du unseresgleichen begegnest!“
    Ein Windstoß bauschte die Vorhänge an den Fenstern auf. Lucien war verschwunden. Ich blieb eine Weile am Fenster stehen und blickte hinaus in die dunkle Nacht.
    „Armand“, flüsterte ich leise in den Wind. Dann fasste ich mir ein Herz. Auf nach Paris.

Verlieben und verlieren
     
    Noch im Helikopter, der mich zurück aufs Festland brachte, schrieb

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