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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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unbedeutend. Unsicher blickte ich zu diesem Mann hinüber, der mir gegenübersaß. Im Grunde fremd und unbekannt. Ich sah seine sanften, hellen braunen Augen und spürte Wärme in mir. Da begriff ich, dass ich von einer sehr, sehr langen Reise endlich nach Hause gekommen war. Zurück in den Schoß einer Familie, die wirklich und wahrhaftig meine war. Geliebt, erwartet, erwünscht. Armand hatte Recht gehabt. Alles war gut. Der Schmerz in meiner Brust ließ nach.
    Franklin musterte mich aufmerksam, aber ohne jede Forderung. Einfach nur offen und freundlich. Das Licht der Kerzen auf dem Kaminsims verfing sich in den einzelnen grauen Strähnen in seinem Haar und verlieh ihm etwas unleugbar Weises und Gütiges. Ich seufzte, ehe ich dieses Bedürfnis unterdrücken konnte und errötete beschämt über die Reaktion.
    „Sie sind müde, Melissa“, sagte er freundlich. „Für heute Nacht wird John Ihnen oben ein Zimmer richten. Und wenn Sie sonst keine Bleibe haben, dann können Sie auf jeden Fall fürs erste hier bei uns wohnen. Ob Sie bleiben wollen, müssen Sie nicht sofort entscheiden.“
    „Hat jeder Neuling diese Möglichkeit?“
    Franklin schmunzelte darüber, dass ich so gut hinter die Fassade schaute.
    „Man kann Ihnen schwer etwas vormachen, nicht wahr? Natürlich spielt die Tatsache, dass Sie Joannas Tochter und Armands Freundin sind, eine entscheidende Rolle. Andernfalls wäre ein Ja oder Nein zwingend, bevor Sie auch nur eine einzige Nacht unter unserem Dach verbringen. Wir wahren unsere Geheimnisse sehr streng.“
    „Ich denke, ich habe mich bereits entschieden, Mr. Smithers. Ich werde bleiben.“
    „Das freut mich. Da Sie Tochter der Ashera und somit Mitglied der Familie sind, können wir auch die Förmlichkeiten ablegen. Ich heiße Franklin.“ Sein Lächeln war ansteckend. „John wird dir dein Zimmer zeigen, und morgen früh wirst du die anderen Bewohner von Gorlem Manor kennen lernen. Wie gesagt, wir betrachten uns als Familie. Das heißt auch, dass du keine andere Familie mehr haben wirst.“
    „Das dürfte in meinem Fall wohl das geringste Problem sein.“
    Franklin räusperte sich. „Die Regeln der Ashera wirst du in deinem Zimmer finden. Du musst sie mit deiner Signatur anerkennen.“
    „Das ist ein Problem. Ich weiß nicht, wie ich mich nennen soll, außer Melissa.“
    „Nun, wenn du möchtest, kannst du den Namen deiner Mutter annehmen. Das wäre das Naheliegendste.“
    „Ich denke darüber nach.“
    John, der Mann, dem ich am Tor als Erstes begegnet war, kam herein. „Ja, Franklin?“
    Verwirrt schaute ich erst ihn, dann Franklin an. Letzterer schmunzelte. „Telepathie.“
    Damit hätte ich hier wohl rechnen müssen. Ich kam mir dumm vor, weil ich nicht daran gedacht hatte.
    „Bring Melissa bitte auf ihr Zimmer. Sie ist jetzt ein Mitglied der Familie.“
    Franklin wünschte mir eine gute Nacht. An der Tür drehte ich mich noch einmal um.
    „Franklin, du weißt gar nicht, wie viel es mir bedeutet, endlich eine Familie zu haben.“
    Nachdenklich starrte Franklin in imaginäre Flammen im Kamin. „Mein Kind, du hattest immer eine Familie. Du hast dich nur nie umgedreht.“
    Mein Zimmer lag im zweiten Stock. Gemütlich und geräumig.
    „Du kannst es persönlicher gestalten, wenn du möchtest. Das sollte aber mit dem Vater abgestimmt werden, also mit Franklin.“ Auf dem Bett fand ich die besagten Ashera-Regeln, nach denen ich künftig zu leben hatte. Mal sehen, worauf ich mich einließ:
    Ehrenkodex der Ashera
1. Ehre jedes Leben, gleich welchen Ursprungs
.
2. Sei stets unvoreingenommen
.
3. Wende deine Fähigkeiten zur Verteidigung, niemals jedoch zum Angriff an
.
4. Handle uneigennützig zum Wohle der gesamten universellen Energie
.
5. Bedingungslose Loyalität und Gehorsam gegenüber der Ashera, insbesondere gegenüber dem Familienoberhaupt, müssen Teil deiner Selbst sein
.
6. Mische dich nicht in natürliche Abläufe ein, gleich ob sie deinen ethischen und moralischen Vorstellungen entsprechen oder nicht
.
7. Teile dein Wissen stets mit der Gemeinschaft und stelle ihr Wohl über das deine
.
8. Nichts, was in den Reihen der Ashera geschieht, darf an Außenstehende weitergegeben werden
.
9. Löse dich von allen familiären oder freundschaftlichen Banden außerhalb des Mutterhauses. Die Ashera ist von nun an deine einzige Familie
.
10. Stelle Anweisungen oder Entscheidungen eines Familienoberhauptes nicht in Frage und verlasse das Mutterhaus nie ohne Absprache
.
11. Die Ashera

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