Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)
war er sich sicher, alle Zeit der Welt zu haben. Und vermutlich hatte er Recht damit. Nachdem ich mich gesetzt hatte, gab er mir bereitwillig eine Antwort auf meine Frage. Das ließ mich noch vorsichtiger und angespannter werden. Was für ein Spiel spielte er?
„Sie ist zu sanft für einen Vampir. Die Jagd sieht sie nur als notwendiges Übel. Wir kommen nicht miteinander aus. Sie langweilt mich. Und meine Art zu jagen ekelt sie an. Also gehen wir lieber getrennte Wege. Aber wenn sie mich braucht, bin ich für sie da. Die Pflicht eines Vaters, findest du nicht?“
Der zynische Humor widerte mich an, aber ich sagte nichts. Gespanntes Schweigen entstand, während die Luft schier zu vibrieren schien. Mit zitternder Stimme fragte ich schließlich: „Was hast du mit mir vor?“
Lemain tat so, als überlege er. Es machte mich wütend, dass er Katz und Maus spielte, aber ich zwang mich, ruhig zu bleiben. Schließlich blickte er mich an und sagte: „Ich werde dich lieben. Auf meine Art. Weiter nichts.“
Innerlich stöhnte ich auf. ‘Auf seine Art‘ konnte alles Mögliche bedeuten, aber wir wussten wohl beide sehr gut, was er meinte. Es war daher nicht die Unsicherheit, die mich quälte, sondern die Gewissheit. Und es quälte mich weniger um meiner selbst willen als um Armands.
„Was wird er empfinden, wenn er dein Blut in mir spürt?“
„Er wird wissen, dass ich ihm hätte nehmen können, was er so sehr begehrt, und es nicht getan habe. Und er wird sich fragen, warum nicht.“
„Und warum wirst du es nicht tun?“, wollte ich wissen.
„Weil ich will, dass er zu mir kommt und mich danach fragt“, sagte er leise und senkte seinen Blick in die Tiefen meiner Seele. Ich fing an zu zittern.
„Das wird er niemals tun. Was auch immer der Grund dafür war, dass er dich verlassen hat, er wird nicht meinetwegen wieder zu dir kommen, wenn er dir all die Jahre fern geblieben ist.“
„Da irrst du dich aber, meine Schöne. Du hast nicht die geringste Vorstellung davon, wie sehr er dich begehrt. Ich glaube, du weißt nicht einmal, wie intensiv ein Vampir lieben und begehren kann.“ Lemains Stimme war dunkel geworden vor Leidenschaft. „Aber ich werde dir überaus gerne eine Vorstellung davon verschaffen.“
„Ich denke, dass Armand es mir bereits gezeigt hat“, wagte ich mit bebender Stimme zu erwidern.
„Oh, meine kleine Hexe, er wird es dir nie so zeigen können, wie ich es tun werde. Weil er viel zu viel Rücksicht auf dich nimmt, solange du sterblich bist. Du darfst nicht vergessen, er liebt dich. Ich hingegen empfinde nichts für dich, außer dieser brennenden Leidenschaft, zu der nur ein Vampir fähig ist. Und jetzt komm her zu mir.“ Als ich zögerte, warnte er mich. „Du wirst mir ohnehin gehorchen. Es wäre für dich wesentlich angenehmer, wenn ich nicht deinen Willen brechen müsste. Ich gebe dir eine Chance, es zu ertragen, denn das, was dich erwartet, kannst du nicht abwenden. Und wer weiß, vielleicht gefällt es dir.“
Seine Augen blitzten mich an. Ich bezweifelte stark, dass mir seine Zuwendungen gefallen würden. Doch ich wollte es möglichst schnell hinter mich bringen, denn in einem hatte er Recht: Ich konnte es nicht verhindern. Es war unabwendbar. Ich war in seiner Gewalt. In diesem Augenblick konnte ich mir nicht vorstellen, dass irgendetwas demütigender sein könnte, als sich diesem dämonischschönen Wesen willenlos hinzugeben. Zitternd blieb ich vor ihm stehen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Was er von mir erwartete.
„Ist dir kalt, meine Schöne?“ Er ließ das Feuer im Kamin höher lodern, obwohl er genau wusste, dass es diese Art Kälte nicht vertreiben konnte. Entspannt lehnte er sich in den Sessel zurück.
„Zieh dich aus.“
Ich schluckte. So sanft seine Stimme auch klang, ich wusste, es war keine Bitte. Er würde keinen Widerspruch dulden. Mit unsicheren Bewegungen zog ich den Pullover über meinen Kopf. Ein zufriedenes Lächeln spielte um seine Lippen, weil ich ihm so schnell gehorchte. Ich konnte ihn nicht ansehen. Tränen stiegen mir in die Augen, hinterließen feuchte Spuren auf meinen Wangen. Aber er hatte kein Mitleid. Ich spürte seine glühenden Blicke auf meiner Haut. Wie er mich verschlang. Seine Erregung, die den ganzen Raum erfüllte. Ein schweres, herbes Aroma nach Lust und Leidenschaft. Er malte sich aus, was in dieser Nacht geschehen sollte. Wie er mich quälen würde. Das war mir bewusst.
Ich schlüpfte aus meinen Stiefeln, ließ die Hose dem
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