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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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problemlos wieder auf. Es tat mir gut, beschäftigt zu sein. Die Erinnerungen an das Chateau verblassten allmählich, ich konnte sie unter Erfahrungen in einem Winkel meines Gehirns abspeichern.
    Ich verbrachte viel Zeit in den Gewölben und Archiven, registrierte Relikte und Schriftstücke. Diese Arbeit lenkte mich ab. Von den Gedanken an Blut und meinem Hunger danach. Aber nachts, wenn ich allein in meinem Bett lag, brannte das Verlangen wie tausend Höllenfeuer in meinen Eingeweiden. Ich dachte, es könnte unmöglich noch schlimmer werden. Und wenn dann Armand zu mir kam und mich an seiner Kehle trinken ließ, war es reinste Glückseligkeit. Er kam jetzt jede Nacht, weil er wusste, wie ich litt.Aber jede Nacht ließ er mich weniger trinken, damit ich mich vielleicht doch wieder von der Sucht befreien konnte. Das war vermutlich meine Rettung, denn die Qualen ließen mit der Zeit nach.
    Einige Wochen nach unserer Rückkehr ließ er mich nicht sofort trinken, als er zu mir ins Zimmer kam, sondern schob mich sanft, aber bestimmt von sich.
    „Fühlst du dich stark genug für einen kleinen Ausflug, mon amour?“, fragte er statt dessen.
    Ich war verblüfft. Seit meiner Rückkehr hatten wir das Mutterhaus nicht mehr sehr oft verlassen. Lemain tauchte überall auf, wo wir hingingen. Er sprach kein Wort mit uns, er war einfach nur da. Stand plötzlich an einer Hausecke, saß in einem vorbeifahrenden Bus, blickte uns durch die Fensterscheibe eines Restaurants an. Er schien stets zu wissen, wo wir hinwollten, wenn Armand mich für einen Ausflug abholte. Armand wunderte das nicht. Durch mich hatte Lemain nun eine zugängliche Verbindung zu ihm. Und er nutzte das natürlich. Da ich es aber nicht ertragen konnte und immer wieder Panikanfälle erlitt, wenn ich ihn sah, hatten wir auf weitere Ausflüge verzichtet.
    „Du solltest wieder nach draußen gehen“, fuhr er fort. „
Wir
sollten wieder nach draußen gehen.“
    „Armand, ich kann nicht. Bitte! Er wird dort sein, wo wir hingehen. Egal, wo das ist.“
    „Nein, ich denke, heute Nacht wird er uns nicht folgen. Nicht dorthin, wo ich dich hinbringen möchte.“ Gequält blickte ich ihn an. „Es gibt einen wundervollen Ort, oben in Schottland“, hauchte er und sein Atem streifte warm über meine Wange. Er war schon auf der Jagd gewesen. „Willst du mich dorthin begleiten?“
    „Ich weiß nicht. Wie lange werden wir bleiben?“
    „Nur heute Nacht. Ich bringe dich vor Morgengrauen zurück.“
    „Und Lemain wird ganz sicher nicht dort sein?“
    „Ganz sicher nicht.“
    Ich war mir immer noch nicht ganz sicher, aber ich kam mir feige vor, mich ständig innerhalb dieser Mauern zu verstecken. Meine Augen ließ ich geschlossen, als Armand mich in seinen dunklen Umhang hüllte, mich fest an seinen Körper drückte und sich so mit mir in die Tiefe der Nacht stürzte. Wieder glitten wir schwerelos dahin. Der Flug war schnell zuende. Für ihn war Schottland einen Fledermausflügelschlag entfernt. Ich öffnete meine Augen und sah nur undurchdringliche Dunkelheit. Es war eiskalt.
    „Wo sind wir?“
    „In den Highlands. Komm, gib mir deine Hand. Wir sind gleich da. Aber das letzte Stück gehen wir zu Fuß.“
    Wir mussten irgendwo im Wald sein oder im Dickicht, denn immer wieder schlugen mir kleine Äste ins Gesicht, während ich ihm folgte. Der Boden war gefroren. Ich hatte Mühe, nicht auszugleiten. Dann trat Armand plötzlich ins Freie, und ich stolperte hinterher. Wir befanden uns auf einer Lichtung, hell erleuchtet vom Vollmond über uns. Die Bäume, die sie umrahmten, standen in einem perfekten Kreis. Wie von Menschenhand gepflanzt. Nein, stellte ich fest. Ein Mensch könnte diese Bäume nie so exakt zum Wachsen bringen. Dreizehn dicke Eichen, sicher schon Jahrhunderte alt. Knorrig, aber voller Leben. Es war atemberaubend. Kein Zweifel, dies war ein Platz der Göttin, von ihr selbst geschaffen, damit Menschen sie hier verehren konnten. Die Magie dieses Ortes ließ die Luft vibrieren. Ich war gefangen von der Kraft und der Herrlichkeit, die sich mir bot. Vergessen war meine Angst, vergessen die Alpträume von D’Argent. Hier war ich in Sicherheit.
    „Gefällt es dir?“
    „Es ist unbeschreiblich! Ich hätte nicht gedacht, dass es so etwas gibt.“
    „Es gibt viele solcher Orte auf der ganzen Welt. Die Eingeweihten kennen sie. Und die Geschöpfe der Nacht.“
    Ich sah ihn an, fasziniert und überwältigt. „Große Göttin, diese Energien könnten einen Menschen in

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