Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)
ich böse sein?“
Ich richtete mich auf einen Ellbogen auf und blickte ihm forschend ins Gesicht. „Wegen Lucien. Wegen deiner Eifersucht auf ihn und weil ich dennoch, obwohl ich davon weiß, weiterhin zu ihm gehe.“
Seine Finger spielten mit meinen Haaren, sein Blick war ernst, aber sehr ruhig. „Je suis jaloux. Ich bin eifersüchtig, ja. Sehr sogar. Es tut weh, weil ich spüre, was er dir bedeutet. Aber böse bin ich nicht. Ich verstehe dich, denn ich kenne seine Macht. Ich habe nur Angst, dich zu verlieren, mon cœur. Doch ich vertraue auf deine Liebe.“
Es lag der Hauch einer Frage in seinen Worten. Seine Züge spannten sich an, so als warte er auf eine Antwort.
„Du kannst darauf vertrauen, Armand. Ich leugne nicht, was zwischen Lucien und mir geschehen ist und dass ich ihn begehre. Aber lieben – aufrichtig und aus tiefstem Herzen – werde ich immer nur dich allein.“
Mit einem erleichterten Seufzen schloss er die Augen, nur um mich im nächsten Moment wieder voller Liebe anzusehen und mich dann in eine innige Umarmung zu ziehen, als wolle er mich nie wieder los lassen.
Schlafe wohl, mein süßes Kind
In der nächsten Nacht war es dann soweit. Die Jagd begann. Ich lehnte es ab, dass Armand mich auf der Suche nach Dracon begleitete, was ihn zutiefst beleidigte.
„Hältst du mich für so einen Schwächling, dass ich mit diesem crâneur, diesem Angeber, nicht fertig werde? Wie schmeichelhaft von dir“, fauchte er mich an.
„Darum geht es doch gar nicht, verdammt noch mal. Abgesehen davon, dass du das Serum ablehnst und mir daher ohnehin keine Hilfe wärest, wenn ich dich daran erinnern darf.“ Damit traf ich seinen wunden Punkt. Er lehnte mein Serum ab, mehr denn je. Das war sein Handicap und es war ihm unangenehm, dass ich ihn darauf hinwies. „Außerdem, kannst du nicht einmal im Leben deinen Stolz vergessen und einfach daran denken, was es für mich bedeuten würde, wenn dir etwas zustößt? Noch dazu wenn ich daran Schuld bin.“
„Und was denkst du, würde es für mich bedeuten, wenn dieser Teufel dich tötet, nur weil ich nicht da war, um dich zu beschützen?“
„Ich bin kein kleines Kind, Armand. Und außerdem hat er nicht die Absicht, mich zu töten, sonst hätte er es schon getan.“
„Oh, je peux bien imaginer, ich kann mir gut vorstellen, was er gern mit dir tun würde, und ich kann nicht behaupten, dass mir dieser Gedanke angenehmer wäre.“
Ich schnappte nach Luft, weil er damit einen ganz empfindlichen Punkt erwischte. Schlagartig kam die Erinnerung an Dracons durchtrainierten Körper, an den er mich so leidenschaftlich presste, wieder zurück. Ich konnte am Funkeln in Armands Augen sehen, dass er dieses Bild ebenfalls lebhaft in meinen Gedanken las.
„Lass das, zum Teufel! Noch nie was von Privatsphäre gehört?“
„Vielleicht wäre es dir ja gar nicht so unangenehm, wenn er...“
Er kam nicht mehr dazu, den Satz zuende zu sprechen, denn eine schallende Ohrfeige von mir brachte ihn augenblicklich zum Schweigen. Ich war selbst erschrocken darüber.
„Tut mir leid“, sagte ich kleinlaut.
Armand fuhr sich mit zwei Fingern über die Wange, auf der sich meine Handfläche deutlich rot abzeichnete, dabei ließ er mich nicht aus den Augen. Beschämt senkte ich den Blick, als ich ihn wieder hob, lag ein so tiefer Schmerz in seinen Augen, dass mir die Tränen kamen.
„Verzeih mir, bitte. Aber ich habe einfach solche Angst um dich.“
Für einen Augenblick, der mir endlos vorkam, fürchtete ich, er könne einfach wortlos gehen. Doch dann nahm er mich plötzlich in die Arme. Vor Erleichterung sackten mir fast die Knie durch.
„Mir tut es auch leid, chérie. Verzeih meine Heißblütigkeit. Wenn du es unbedingt so haben willst, reise ich mit Franklin nach London zurück. Aber glücklich bin ich darüber nicht.“
Pettra konnte mir nicht bei der Suche nach Dracon helfen. Sie hatte Ärger mit ihrem Auftraggeber, weil sie den Job so plötzlich hingeschmissen hatte. Zähneknirschend machte sie sich wieder auf den Weg nach Denver, um den Auftrag zu Ende zu bringen. Sie versprach, sich so bald wie möglich wieder an der Suche zu beteiligen.
Lucien verweigerte seine Hilfe schlichtweg. Er erzählte mir zwar alles Wesentliche über Charakter und Denkweise meines Gegners, aber kreuz und quer über den Globus reisen war nun wirklich nicht das, was er wollte. Wenn ich seine Hilfe brauchte, würde ein Ruf genügen, dann wäre er sofort zur Stelle. Immerhin etwas.
Doch
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