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Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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sollte mein Dunkles Kind werden. Dann wären wir so etwas wie eine kleine Familie. Sie, Armand und ich.
    Nach dem Essen fuhren wir mit einem Taxi zu einem kleinen, aber ordentlichen Hotel. Ich buchte ein Zimmer für die Nacht und brachte Ivanka nach oben. Dort ließ ich sie ein Bad nehmen und wartete im Nebenzimmer, damit sie nicht wieder misstrauisch wurde. Sie sah hinreißend aus, als sie mit feuchten Haaren, eingehüllt in den weißen Hotel-Bademantel, auf wackligen Beinen aus dem Badezimmer kam. Das warme Wasser hatte den Alkohol wohl noch verstärkt. Sie roch nach dem Pfirsichblütenschaumbad des Hotels und lächelte wie eine Katze, die einen Sahnetopf bis zum letzten Tropfen ausgeschleckt hat.
    „Ich werde jetzt gehen, Ivanka“, sagte ich, obwohl es mir unendlich schwer fiel, mich gerade jetzt von ihr zu trennen.
    „Wohin? Warum bleibst du nicht hier?“
    „Ich gehe nach Hause. Dorthin kann ich dich nicht mitnehmen. Noch nicht. Aber du kannst heute Nacht hier bleiben. Das Zimmer ist bezahlt. Und ein Frühstück ist mit inbegriffen.“ Dann griff ich in meine Handtasche und holte ein Bündel 5-Dollar-Noten hervor. Ich hielt es ihr wortlos hin. Sie rührte sich nicht.
    „Nimm es nur.“
    „Ich habe nichts dafür getan. Das wäre nicht richtig.“
    Sie mochte auf der Straße leben, aber sie hatte dennoch, oder gerade deswegen, ihren Stolz.
    „Du hast mir Gesellschaft geleistet. Mehr war nicht vereinbart.“
    Sie schwankte ein wenig, blickte unschlüssig drein. So verlockend, so verführerisch. Ich trat auf sie zu, hob ihr Kinn mit meinem Zeigfinger ein wenig an. Sie wich nicht zurück. Da senkte ich meine Lippen auf ihre, küsste sie mit inniger Leidenschaft. Ich hörte ihr Blut rauschen, ihr Herz schlagen. Sie schmeckte köstlich süß, machte keinen Versuch, von mir fortzukommen, sondern erwiderte meinen Kuss sogar zaghaft. Ihre Brüste fühlten sich herrlich weich an unter dem Stoff des Bademantels. Wäre sie nichts als ein Opfer für mich gewesen, hätte ich der Verlockung nachgegeben, von ihr zu trinken. So aber gab ich sie frei, streichelte ihr zärtlich über die Wange und wünschte ihr eine gute Nacht.
    Ich atmete die kalte New Yorker Luft tief in meine Lungen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Jetzt musste ich mich erst mal auf den eigentlichen Grund meiner Anwesenheit hier besinnen. Warum passierte mir das ausgerechnet jetzt? Aber ich wollte dieses Mädchen. Unbedingt. Auch wenn im Grunde gar keine Zeit für die Sehnsucht nach Mutterglück war.
    Pflichtschuldig und mit dem Anflug eines schlechten Gewissens tippte ich die Nummer des Anrufbeantworters in mein Handy. Franklin hatte vor knapp zwei Stunden eine Nachricht hinterlassen. Er hatte meine Nummer in seinem Display gesehen und sofort zurück gerufen. Allerdings hatte ich da schon auf lautlos gestellt.
    „Mel, du bist nicht zu erreichen. Ist alles in Ordnung? Gibt es eine neue Spur? Melde dich, sobald du die Nachricht hörst.“
    Ich rief Franklin zurück. Er meldete sich nach dem zweiten Klingeln.
    „Ich habe mir Sorgen gemacht. Du hast keine Nachricht hinterlassen.“
    „Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen. Das solltest du doch wissen. Was sollte mir schon geschehen?“
    Er überging das mit einem resignierten Seufzer. „Gibt es Neuigkeiten?“
    Ich lachte und es klang selbst für mich bitter. „Wie man’s nimmt. Er hat mir eine Nachricht in einem Schließfach hinterlassen und den Schlüssel dazu in seiner Wohnung versteckt. Er wusste, dass ich dort nach Anhaltspunkten suchen würde. Die Nachricht ist eine Einladung nach Hawaii.“
    „Hawaii? Denkst du, da ist was dran?“
    „Deshalb hatte ich angerufen. Ich wollte dich und Armand bitten, in den Rätseln nach etwas zu suchen, das darauf hinweist. Ihm ist zuzutrauen, dass er mich tatsächlich an den richtigen Ort lotst. Aber genauso gut könnte es eine falsche Fährte sein, um sich einen Vorteil zu verschaffen.“
    „Wir werden die Verse dahingehend überprüfen. Soll ich Armand etwas von dir ausrichten? Er vermisst dich.“
    „Sag ihm, dass ich mich einsam fühlte. Er wird schon verstehen.“
    Es klickte in der Leitung. Okay, auch Franklin hatte verstanden. Egal. Morgen Nacht, mein Herz, dachte ich. Morgen Nacht gehörst du mir.
    „Er hat aber Recht.“
    „Wer hat womit recht?“, fragte ich Osira, die sich mit vorwurfsvoller Miene vor mir aufgebaut hatte.
    „Dein Vater. Du hast für so was jetzt keine Zeit.“
    „Es wird nicht lange dauern. Nur eine weitere

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