Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
Vom Netzwerk:
Stücke reißen, sein verfluchtes Fleisch zerfetzen und zusehen, wie sein mächtiges, heißes Blut nutzlos in die Steine der Burg sickerte. Doch noch in der Luft wurde sein Angriff gestoppt und er in Luciens geistigem Würgegriff gehalten, der ihn hilflos zappeln ließ. Der Lord fletschte die Zähne, drohend wie ein Raubtier auf der Jagd, ein tödliches Feuer brannte in seinen azurblauen Augen, seine Finger schlossen sich zur Faust, bis die Knöchel weiß hervortraten. Armand spürte, wie sein Kehlkopf langsam zerquetscht wurde, glühender Schmerz zuckte durch seinen Körper. Vergeblich versuchte er, die unsichtbaren Finger zu lösen.
    „Hüte dich,
durhan
. Du hast mir nicht das Geringste entgegen zu setzen. Greif mich nie wieder an, hast du mich verstanden?“
    „Ich werde bis zum Tod um sie kämpfen“, presste Armand mühsam aus seiner engen Kehle hervor.
    „Sei vorsichtig mit deinen Wünschen, sonst erfülle ich sie dir allzu schnell. Genieße die Zeit, die euch verbleibt. Vergeude sie nicht mit deiner unsinnigen Eifersucht auf mich. Sie ist ebenso nutzlos wie deine Liebe.“ Er öffnete die Faust und Armand fiel wie ein Stein zu Boden. „Geh jetzt,
durhan
. Geh zurück nach Hause und warte auf deine kostbare Melissa. Denn noch zieht es sie zu dir zurück. Noch drängt es mich nicht, sie mit Leib und Seele an mich zu binden.“
    Damit ließ er ihn allein auf dem Steinboden zurück. Armand wusste, sollte er noch hier sein, wenn der Lord zurückkam, war dessen Gnade äußerst fraglich. Und er hatte einfach nicht die Macht, gegen ein Wesen wie Lucien anzutreten. So sehr ihn seine Liebe und sein Zorn auch vorwärts trieben.
    Mühsam kämpfte er sich auf die Beine, unterdrückte den Schwindel in seinem Kopf. Wenn er sich beeilte, konnte er noch vor der Morgendämmerung wieder in London sein. Melissa war sicher so tief in die Rätsel versunken, dass sie seine Abwesenheit gar nicht bemerkt hatte.
    *
     
    Leonardo schlich sich in den Raum, den er in den Gedanken des Vampirfürsten gesehen hatte. Zu seinem Glück war Melissa gerade nicht da.
    Er brauchte nur einen Blick auf den Reim zu werfen und wusste sofort was gemeint war. ‚
Wo der Himmel dem Wasser seine Farbe leiht, ist das Land dem Großen Geist geweiht, ein Adler aus Stein steht dort zur Wacht, für den fünften Engel der ewigen Nacht
.’
    Er war zu einem Viertel ein Dakota. Die Geschichten aus seiner Kindheit, die Großvater Gelber Otter ihm erzählt hatte, waren ihm noch in Erinnerung. Auch die von dem steinernen Adler im Land seiner Väter, deren Wasser vom Großen Geist Manitus mit dem Azur des Himmels gefärbt worden waren. Der Reim bezog sich auf den Berg Eagle Mountain in Minnesota. Er würde diesen Dracon aufhalten. Und dann würde auch Lucien endlich erkennen, dass er Des Blutes wahrlich würdig war.
    Es war kalt, als er an seinem Ziel ankam. Um diese Jahreszeit lagen die Werte in Minnesota weit unter dem Gefrierpunkt. Als Kind war er einige Male mit seinem Großvater zum Eagle Mountain gewandert, hatte dort gezeltet und abends beim Lagerfeuer seinen Geschichten gelauscht.
    Großvater Gelber Otter wäre ganz sicher nicht glücklich darüber gewesen, dass sein Enkel sich für andere Männer zur Hure machte. Oder den Weg der Untoten beschritt. Aber Gelber Otter war tot, und Luciens Angebot viel zu verlockend gewesen, um es abzulehnen.
    Damals hatten sie auch die Höhle entdeckt und Gelber Otter hatte ihm erzählt, dass dort der Geist des Großen Manitu wohne. Deshalb dürfe man den Ort nicht betreten und entweihen. Leonardo war sich sicher, dass in dieser Höhle der fünfte Engel wartete.
    Die Luft im Inneren war deutlich wärmer als draußen, aber auch stickig. An den Wänden hatte sich Feuchtigkeit niedergeschlagen. Der Boden wies überall Risse und tiefe Spalten auf, in denen man sich leicht mit dem Fuß verfangen konnte. Die Fähigkeit des Schwebens beherrschte er leider noch nicht so gut, darum musste er seine Schritte behutsam setzen. Tiefer im Berg begann das Gestein zu schimmern, als hätte jemand Silberstaub darüber gestreut. Das ging so weit, dass schließlich leuchtende Schemen durch die Höhle zu tanzen schienen. Ein unwirkliches Licht von vielen kleinen Elfen, die von einer Seite zur anderen hüpften und sich dabei in der Luft drehten. Tanzende kleine Feenkinder. Doch das war natürlich nur eine Illusion.
    Als Leonardo ein Plätschern vernahm, wähnte er sich seinem Ziel ganz nah. Tatsächlich kam nach der nächsten Biegung ein

Weitere Kostenlose Bücher