Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)
Dunkeln. Ich werde die Wachen ablenken, indem ich mich zu erkennen gebe, sobald ich an der Öffnung zum Tunnel in die oberen Höhlen bin. Sie werden mir folgen. Das ist deine Chance. Lauf so schnell du kannst in die entgegengesetzte Richtung. Vadhir, mein treuer Diener, wartet am Ende des Ganges auf dich. Ich habe ihm im Geiste eine Botschaft zukommen lassen und ich kann mich auf ihn verlassen. Er bringt dich an einen sicheren Ort. Ich werde später zu euch stoßen.“
„Aber wenn sie dich töten?“
„Dazu müssen sie mich erst einmal kriegen. Und das werden sie nicht.“
Er klang so zuversichtlich wie möglich, damit sie nicht zweifelte. Demion verbarg sich wieder unter seiner Kapuze, ergriff Ivankas Hand und gemeinsam durchquerten sie den Gang nach draußen.
Demions wundervoller Plan wurde jedoch in dem Moment zunichte gemacht, in dem er den Kopf aus dem Durchlass streckte. Zwei Ghanagouls ergriffen seinen Arm und zerrten ihn nach draußen. Ivanka erging es nicht anders. Kaliste stand mit zornig funkelnden Augen vor den beiden Flüchtigen, die Hände in die Hüften gestemmt.
„Wie könnt ihr es wagen? Glaubst du, ich höre nicht jeden Gedanken, den du erbärmlicher Wurm zur Hilfe aussendest? Du hast bewiesen, dass ihr beide den Tod mehr als verdient, indem du selbst vor Brudermord nicht zurück schreckst.“
Sie richtete ihren Ring mit dem Sternenstein auf die beiden und ein weißglühender Blitz schoss daraus hervor, der das Paar in tiefe Bewusstlosigkeit versetzte.
Die Königin drehte sich zu Kortigu und Lucien um, die hinter ihr standen. Sie musterte beide eingehend, dann wandte sie sich an Kortigu.
„Ich überlasse sie deiner Obhut. Sie sterben beim nächsten Neumond. Auf deiner Burg.“
Der steinerne Adler
Melissa hatte Corelus und Eloins Rudel per Flugzeug nach Peru gebracht. Es war der Engel, der am leichtesten zu erreichen war. Jetzt suchten die Lycaner nach den vier verbliebenen Engeln. Corelus war in Gorlem Manor geblieben. Er würde sofort wissen, wenn ein Lykantrop eine Spur gefunden hatte und konnte dann Saphyros Hofstaat an den richtigen Ort schicken.
Mel war gemeinsam mit dem Lycanerfürsten ins Mutterhaus zurückgekehrt und brütete nun über den Engel-Reimen. Heute Morgen waren zwei der Engel gefunden worden, einem dritten waren die Lycaner auf der Spur. Wenn man genau wusste, wonach man suchen musste, waren die Rätsel auch nicht mehr so schwer zu lösen. Aber der vierte Engel blieb noch immer ein Geheimnis. Melissa hoffte, dieses Wortspiel schnell zu entwirren, für den Fall, dass die Lycaner hier erfolglos blieben.
Saphyro hatte einige Zeit mit ihr in der kleinen Bibliothek verbracht, doch nun durchstreifte er den Garten von Gorlem Manor und lauschte in die Nacht, um Nachrichten von seinen Kindern zu empfangen. Bislang hatten sie den Drachen nicht gesehen.
Es knackte hinter ihm. Fauchend fuhr er herum. Seine Nerven waren ebenso angespannt, wie die jedes anderen hier. Wer wusste schon, was Dracon als nächstes plante? Doch der Neuankömmling entpuppte sich als harmlos. Es war Leonardo, Luciens neugeborener Schützling, und er schlotterte vor Angst über die Reaktion des älteren Vampirs.
„Was machst du hier allein? Wo ist Lucien?“, verlangte Saphyro zu wissen.
Es war ungewöhnlich, dass der Lord einen noch so unerfahrenen Vampir allein die Nacht durchstreifen ließ. Leonardo trat nervös von einem Fuß auf den anderen, vermied es dabei, Saphyro direkt in die Augen zu sehen.
„Lucien ist bei Gericht geblieben. Aber ich kann dort ohnehin nichts ausrichten. Deshalb hielt er es für eine gute Idee, wenn ich mich an der Suche nach Dracon beteilige.“
Saphyro war skeptisch. Das sah seinem Bruder gar nicht ähnlich. Doch es war nicht seine Aufgabe, sich darum Gedanken zu machen.
„Die Wölfe des Lycaners haben bisher zwei der verbliebenen vier Engel gefunden. Am Südpol und in einer Höhle innerhalb des Kilimandscharo. Einem weiteren sind sie in der Wüste Ägyptens auf der Spur. Es liegt an dir, welcher Gruppe du dich anschließen willst. Du unterstehst nicht meinem Wort.“
„Was ist mit dem vierten Engel?“, fragte Leonardo.
„Das wissen wir noch nicht. Melissa versucht, das Rätsel zu lösen und die Lycaner suchen weiter nach einer Spur. Wir können nur hoffen, dass dies nicht ausgerechnet Dracons nächstes Ziel ist.“
„Dann gehe ich nach Afrika“, meinte Leonardo zögernd. Irgendwie wurde Saphyro das Gefühl nicht los, dass Luciens Schützling sich dabei
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