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Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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wird Zeit“, sagte sie. „Ihr müsst aufbrechen. Noch ist es nicht zu spät.“
    Sie fing eine Perle auf, die sich in ihrem Augenwinkel bildete und schob sie der Krähe in den Schnabel. Der Vogel blinzelte zweimal, drehte sich dann unter heftigem Flügelschlagen wieder auf die Füße und verschwand krächzend in den dunklen Schatten der Höhle. Lächelnd nickte der Engel uns zu. Noch hatte der Mond die Sonne nicht besiegt.
    Mir graute davor, Lucien zu erzählen, dass Leonardo tot war. Doch es musste sein. Er saß auf der Mauer des Turmes, blickte gedankenverlorenen aufs weite Meer hinaus. Kein Zweifel, dass er Leonardos Tod in seinem Herzen spürte.
    „Ist er durch Dracons Hand gestorben?“
    „Ja.“
    Er senkte den Blick, das Blau wurde zu Schwarz. Für Sekunden sah ich Schmerz und Wut wie eine dunkle Wolke in Luciens Augen treten.
    „Dann wird er sterben“, sagte er.
    Darauf wusste ich nichts zu sagen. Er selbst hatte erst vor wenigen Tagen um Verständnis für seinen Dunklen Sohn ersucht, als er mir seine Geschichte erzählte. Doch jetzt hatte Dracon seinen Gefährten getötet. Ich hatte gesehen, wie Lucien mit Leonardo umgegangen war, was er für den jungen Mann empfunden hatte. Außerdem lagen nach den letzten Tagen der Jagd und des Gerichtes vor der Königin wohl unser aller Nerven blank. Vielleicht war es nur im ersten Zorn so dahin gesagt, vielleicht aber auch nicht. Doch darum machte ich mir im Moment keine Gedanken. Erst mal galt es, ihn überhaupt zu fassen. Danach würde man sehen, was aus unserem Drachen werden sollte.
    „Auch ich habe leider keine guten Nachrichten“, wechselte Lucien das Thema. „Der Rat hat das Urteil nicht aufgehoben. Sie werden deine Tochter und Demion hinrichten.“
    Ich hatte nicht gedacht, dass es mir tatsächlich so einen Stich versetzen würde. Insgeheim hatte ich mich wohl doch an die Hoffnung geklammert, dass Lucien und Tizian den Rat würden umstimmen können.
    „Wann? Und wo wird es passieren?“
    „Auf Kortigus Burg in Island. Beim nächsten Neumond. Man wird sie der Sonne aussetzen.“
    Ich musste schlucken. Beim nächsten Neumond. Wenn Dracon die Engel bis dahin verwandelt hatte, würde keine Sonne mehr aufgehen, die meine Tochter verbrennen konnte. Aber genau das versuchte ich zu verhindern.
    „Ich muss zurück nach Gorlem Manor. Saphyros Kinder und die Lycaner warten am Kilimandscharo auf deinen Dunklen Sohn.“
    „Lass mich wissen, wenn ihr ihn habt“, antwortete Lucien knurrend. „Ich hoffe für ihn, er ist dann bereit zum Sterben.“

Safari
     
    Nichts wäre mir lieber gewesen, als mich im Mutterhaus oder bei Armand in unserer Wohnung zu verkriechen, mich in seinen Armen auszuweinen und allen anderen die Jagd nach Dracon zu überlassen. Aber ich brachte es einfach nicht über mich, dass andere ausbaden sollten, was ich zu verantworten hatte. Also riss ich mich zusammen.
    Von den drei verbleibenden Engeln, konnte ich den siebenten ausschließen. Denn wenn ich den Reim richtig deutete, musste Dracon diesen Engel als letzten verwandeln. Auch wenn die Reihenfolge der anderen nicht relevant war. Bei diesem gab der Reim einen deutlichen Hinweis darauf, dass erst mit ihm die Ewige Nacht heraufbeschworen wurde. Also würde er bis zum Schluss rein bleiben.
Wo ewig kühlt das Eis die Welt
Werden die Stunden der Sonne gezählt
Mit dem Blut seiner Tränen wird es vollbracht
Des siebten Engels der ewigen Nacht
.
     
    Auch Dracon würde kein unnötiges Risiko eingehen, diesen Engel vor den anderen sechs zu verwandeln. Ich fragte mich, wie nah der Vampirrat dem Engel wohl gewesen war. So riesig war der Südpol schließlich nicht. Ob Tizian und Kaliste spüren würden, wenn ihre Nachkommen sich in der Nähe aufhielten? Ich hoffte nicht. Die Königin wollte ich ganz sicher nicht dabei haben, wenn sich das Schicksal der Welt entschied.
    In Ägypten suchten die Lycaner noch immer nach der Spur des Engels. Doch Sandstürme verwehten seinen Geruch immer wieder. Das Rudel von Corelus Urenkel Davior drehte sich seit Tagen im Kreis. Es war also am sinnvollsten, nach Afrika zu gehen.
    „Willst du mich nicht doch begleiten? Jetzt, wo du deine Angst vor dem Serum überwunden hast. Wir haben noch genügend Ampullen übrig.“ Ich versuchte vergeblich, Armand zu überzeugen, mit mir zu kommen. Der Gedanke, ihn nicht an meiner Seite zu haben, erschien mir im Moment einfach unerträglich. Auch, weil ich mir inzwischen gar nicht mehr so sicher war, dass Dracon mir nichts tun

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