Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)
das Haar zurück und berührte kurz seine Nasenspitze.
„Überrascht?“, fragte er freundlich. „Du musst dich nicht fürchten,
ibni
.“ Er winkte mich heran. „Gefällt sie dir?“, fragte er den Jungen. „Du kannst sie berühren, wenn du möchtest. Das ist es doch, wovon du träumst, nicht wahr? Eine Frau zu berühren. Ihre weiche Haut zu kosten.“
Zögernd wurde seine Aufforderung befolgt. Joey streckte seine Hand nach mir aus, fuhr ehrfürchtig mit seinen Fingern über die elfenbeinfarbene Haut meiner Wangen, meiner Kehle. Lucien öffnete die Knöpfe meiner Bluse und schob sie ein Stück auseinander. Ich stand stocksteif da, mit angehaltenem Atem. Wie gelähmt vor abgrundtiefem Entsetzen über das, was hier geschah.
Während der Junge meine kühle Haut streichelte und konzentriert auf meine Brüste starrte, begann Lucien ihn zu berühren, seinen Nacken zu küssen, seine Wangen. Er zeigte keine Scheu. Erst als Lucien begann, ihm die Jeans aufzuknöpfen, zog er seine Hände von mir fort, als habe er sich verbrannt und floh in einem Anflug von Panik auf die andere Seite des Bettes.
„Hey! Sind Sie so was wie ein Perverser, oder was?“
Er funkelte Lucien trotzig an, aber die Angst in seinen Augen war nicht zu übersehen. Sie weckte Hunger in meinem Mentor, der jedoch nicht darauf einging, sondern sich stattdessen lachend umdrehte und eine Weinflasche sowie zwei Gläser vom Tisch holte. Eines reichte er mir und goss es voll. Das andere hielt er dem Jungen hin, der sich aber nicht rührte. Mit einem nachsichtigen Lächeln, leerte Lucien die Flasche in das Glas und trank selbst einen Schluck.
„Nichts, was du nicht willst, Joey“, sagte er leichthin. „Aber alles wovon du träumst.“ Er deutete mit einer verheißungsvollen Geste auf mich und dann an sich selbst herab.
Der Blick des Jungen hing wie gebannt an den fein geschwungenen Lippen, während Lucien das Glas beiseite stellte, sich das enganliegende Shirt über den Kopf streifte und es zu Boden gleiten ließ. Bei mir verfehlte seine sehnig-muskulöse Statur ihre Wirkung nicht. Jeder Muskel zeichnete sich klar unter der glatten goldenen Haut ab. Die Brustwarzen schimmerten dunkel wie wilde Beeren. Ich riskierte einen Blick auf unseren Gast. Auch er sah Lucien mit offenem Mund an. Als ihm erneut das Glas gereicht wurde, nahm er es und tat einen großen Schluck. Sicher in der Absicht, sich Mut anzutrinken. Hatten seine Freunde nicht immer davon gesprochen, dass er dann seine Scheu verlieren würde, ein Mädchen anzusprechen? Vielleicht funktionierte das ja. Mit jedem seiner Gedanken, die ich las, kam ich mir schlechter vor, zweifelte ich mehr daran, dass ich wirklich tun könnte, was Lucien von mir erwartete. Das hier war etwas gänzlich anderes, als die Jagd auf Verbrecher für den kleinen Trunk, mit dem ich niemandem Schaden zufügte. Joey war kein schlechter Mensch. Aber er würde trotzdem nicht überleben. Das sah Luciens Plan schlicht nicht vor.
„Du kannst auch mich berühren, wenn du es möchtest. Möchtest du das?“, sagte mein Lord jetzt, räkelte sich einladend und ließ sein langes schwarzes Haar über seine Schulter nach vorn fallen, während er sich zu Joey beugte. Einfach verführerisch. Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug.
Auch bei unserem Opfer löste sich der Argwohn allmählich auf, er kam wieder näher, streckte seine rechte Hand aus. Mit der Linken hielt er das Glas umklammert, als sei es sein schützender Anker. Seine Finger glitten über Luciens Brustkorb, schüchtern, aber neugierig.
„Sie fühlen sich gut an“, sagte er verlegen. Eine süße Röte überzog seine Wangen bei diesen Worten. „So weich und gleichzeitig fest.“
Lucien setzte sich zu ihm, umfasste die Hand des Jungen, die das Glas hielt, damit er daraus trinken konnte, ohne es ihm abzunehmen. Danach küsste er ihn und ließ die zähe rote Flüssigkeit aus seinem Mund in Joeys laufen. Das war ganz sicher kein Wein mehr. Joey stöhnte leise, wehrte sich aber nicht. Zu mächtig war das Blut, das er in diesem Kuss kostete. Zusammen mit dem Wein, der ebenfalls damit durchtränkt war.
„Willst du nicht dein Sweatshirt ausziehen?“
Joey nickte. Auf Luciens Blick hin nahm ich das Glas aus seiner Hand und Joey streifte sofort das hellblaue Kleidungsstück ab. Er drehte den Kopf zu mir. Erwartungsvoll. Meine Hände zitterten so stark, dass der Wein in den Kristallgläsern kleine konzentrische Kreise malte. Gelassen nahm Lucien mir beide Gläser ab,
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