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Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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fortschreitende Transformation meiner Seele zu überstehen. Es war noch immer nicht vorbei. Reumütig legte ich die Karten nieder, erhob mich. Er breitete die Arme aus, um mich tröstlich zu umfangen. Jetzt, wo er meinen Widerstand geschmolzen hatte. Er konnte mich nicht brechen, das wusste er. Aber er kannte meine Schwächen und wusste sie zu nutzen.
    „Es tut mir leid“, gab ich zu.
    „Das weiß ich doch“, lenkte er großmütig ein. „Du musst einfach aufhören, die Menschen immer noch als deinesgleichen anzusehen,
thalabi
. Sieh nicht die bedauernswerten Opfer in ihnen. Sie sind nicht so unschuldig und wertvoll, wie du sie gern sehen willst. Verschlagen sind sie. Selbstgefällig. Verdorben. Du wirst beim Trinken noch so manchen Schatten finden, den du lieber nicht sehen wolltest.“
    Damit mochte Lucien natürlich recht haben. Als junger Vampir fehlte mir einfach diese Erfahrung. Andererseits, wer war ich, dass ich über Gut und Böse urteilen wollte, wie es mir gefiel? Ich war kein Gott. In meinen Augen waren wir Vampire nicht im Mindesten göttlich, auch wenn er das natürlich gern so sah. Im Grunde waren wir nur Mörder und Verführer. Nichts weiter. Es war erträglicher für mich, nur schlechte Menschen zu jagen, aber auch die wollte ich nicht töten. Dann wäre ich nicht besser als sie. Und unschuldige Seelen? Das kam für mich einfach nicht in Frage. Ich war eine Hexe. Ich hatte Respekt vor dem Leben. Der Gedanke mich mit der Göttin, die ich bereits mit eigenen Augen gesehen hatte, auf eine Stufe stellen zu wollen, gerade als das was ich nun war, erschien mir anmaßend und töricht. Ich konnte nicht einfach über Tod und Leben entscheiden, wie es mir gefiel. Lucien las meine Gedanken und verzog verächtlich die Lippen, sagte aber nichts mehr.

Lichtwesen
     
    Armand wusste schon seit einigen Tagen, dass Franklin ihn beschattete. Sicher hoffte er, dass Melissa bei ihm wäre. Er konnte ja nicht wissen, wo sie wirklich war. Wenn sein Nachspionieren keinen Erfolg brachte, würde es sicher nicht lange dauern, bis er bei ihm anklopfte. Als er schließlich genau das tat, war Armand alles andere als erfreut über den unangemeldeten Besuch. Er ließ Franklin absichtlich mehrmals klingeln, ehe er sich dazu bequemte, zur Eingangstür zu gehen, um ihn dort abzufertigen. In seine Wohnung würde er ihn ganz bestimmt nicht lassen. Ein Glück, dass Eleonora heute ihren Backgammon-Abend hatte und nicht zuhause war. Sonst hätte er sich wieder Erklärungen für sie überlegen müssen und er mochte seine ältliche Freundin und Vermieterin nur ungern belügen.
    „Tu me poursuis par tout le monde? Verfolgst du mich jetzt schon um die ganze Welt?“
    Er war wütend, auf eine verzweifelte Weise, als er Franklin gegenüberstand. Die Sorge und der Schmerz von Mels Vater machten seine eigenen noch unerträglicher. Dabei wusste er, dass er kaum etwas tun konnte, um sie von Lucien zurückzuholen. Sie würde von allein wiederkommen. Oder eben nicht. Dieses ‚eben nicht’ war es, das ihm Sorge bereitete. Luciens Macht war unübertroffen, das hatte er am eigenen Leib erfahren. Armand hatte mit dem Gedanken gespielt, heimlich in Miami zu bleiben, war sich dann aber doch im Klaren gewesen, dass Lucien ihn aufspüren würde und es nicht geduldet hätte. Egal, was einmal zwischen ihnen gewesen war, jetzt wäre der Lord skrupellos genug, ihn zu töten, falls er versuchen sollte, sich ihm in den Weg zu stellen. Das hatte er ja auch in aller Deutlichkeit zum Ausdruck gebracht. Also musste New Orleans reichen. Wenigstens kein großer Teich mehr zwischen ihnen. Nur einige hundert Meilen staubiges Land. Und jetzt kam Franklin hierher. Mit den gleichen Ängsten, der gleichen Verzweiflung. Wenn auch aus anderen Gründen. Ein perfektes Ziel für seine schlechte Laune.
    „Ich dachte, Melissa wäre vielleicht bei dir.“
    „Là tu te trompes. Da irrst du dich. Wenn sie bei mir geblieben wäre, hätte ich London nicht verlassen. Sie ist fort. Fort von dir und auch fort von mir.“ Er hatte das nicht so hart und kalt sagen wollen, aber seine Nerven lagen blank.
    Franklin schluckte mühsam. „Soll das heißen, du weißt nicht, wo sie ist?“
    Armand versuchte zu lächeln, aber er wusste, dass es bitter ausfiel. „Ich weiß, wo sie ist, mon ami. Doch eher friert die Hölle ein, als dass ich ihr im Augenblick dorthin folgen würde.“
    Er drehte sich um und wollte ins Haus gehen. Franklin hielt ihn zurück.
    „Armand, bitte, wo ist

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