Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)
ist?“ Sie schüttelte den Kopf. „Es wirkt auch über dein Blut hinaus. Die Blutzellen des Vascazyrs schützen auch unsere Zellen, wenn sie sich vermischen.“
„Und das bedeutet?“
Pettra verstand immer noch nicht. Armand unterstützte mich.
„Was Mel damit sagen will, ist, dass sie es vermutlich schaffen könnte, selbst immun gegen Sonnenlicht zu werden. Zumindest vorübergehend. Ist es nicht so, ma petit?“
„Genau. Wenn ich aus deinem Blut die Vampirzellen und die Vascazyrzellen isolieren kann, dann ist es vielleicht möglich, mit letzteren ein Serum zu entwickeln, das auch mich schützen würde. Oder jeden anderen Vampir, der es nimmt. Wie ein Impfstoff.“
„Du denkst, das funktioniert?“, fragte Pettra.
Ich zuckte grinsend die Achseln. „Das muss man ausprobieren. Erst mal muss ich die Zellen voneinander trennen. Danach testen wir es einfach.“
„Aber wie willst du es testen?“ Sie zweifelte immer noch an meiner Entdeckung. Oder zumindest zweifelte sie an dem, was ich damit vorhatte.
„Ich werde es an mir testen“, erwiderte ich.
Sie erblasste. „Und wenn es nicht funktioniert? Ich meine, dann könntest du daran sterben, nicht wahr? Armand?“ Sie drehte sich hilfesuchend zu ihm um.
Er zögerte mit der Antwort, schaute mich eine Weile forschend an. „Sie wird es vorher gründlich testen. Mel weiß normalerweise, was sie tut.“
Das ‚hoffe ich zumindest’ war nur für mich bestimmt und daher nur in seinen Gedanken, zusammen mit einem kaum merklichen Anheben seiner Brauen. Ich biss mir auf die Unterlippe. Ein wenig unsicher war ich auch, aber die Verlockung war einfach zu groß.
Pettra blieb weiterhin besorgt. Aber nach tausend Beteuerungen, dass ich es nur probieren würde, wenn ich mir ganz sicher war, dass es wirkte, gab sie schließlich nach. Ich durfte noch weitere Proben von ihr nehmen, damit ich mein Experiment durchführen konnte.
Innerlich bewegten mich noch ganz andere Gründe als der simple Forscherdrang. Ich musste es einfach unbedingt versuchen. Die Sonne wiedersehen. Noch nie zuvor war mir so bewusst geworden, wie sehr ich das Licht vermisste.
*
„Sian,
sadeki
. Ich grüße dich. Aber sag, wo ist die kleine Prinzessin, um die du dich so sehr bemühst?“
Lucien musste lächeln, während sie sich umarmten. Hatte sein Seelenfreund es also doch herausgefunden. Aus dem Flüstern des Windes, aus den Traumbildern der Tagesruhe. Sie waren einander so eng verbunden, dass es kaum etwas gab, was sie nicht voneinander wussten.
„Sie ist in New York. Hat sich meinem Einfluss fürs Erste entzogen.“
Saphyro schürzte die Lippen. „Das passt dir sicher nicht.“
Lucien zuckte gleichmütig die Achseln und bot seinem Gast einen Platz am Kamin, sowie ein Glas Blutwein an, was beides dankend angenommen wurde. „Sie wird wiederkommen. Ich habe sie fest genug an mich gebunden. Soll sie nur ein paar Umwege nehmen. Das Schicksal wird sie schon lehren, wo sie Sicherheit findet.“
„Du klingst, als wüsstest du mehr über dieses Schicksal als du zugibst.“
Er war durchschaut und gab lächelnd ein Stückchen nach. „Sagen wir einfach, ich weiß von einem Bluthund, der sich schon hier in Miami an ihre Fersen geheftet hat. Hier hat meine Aura sie geschützt. In New York wird er sich die Beute holen. Und dann werde ich da sein, um ihre Wunden zu lecken.“
Saphyro nickte. „Du fürchtest nicht um ihr Leben? Er hat nicht gerade den Ruf, sonderlich zartfühlend zu sein.“
Lucien lachte leise. „Er wird ihr nichts tun. Da bin ich mir sicher. Im Gegenteil, er hat ein ganz besonderes Interesse an ihr.“
„Du kennst ihn besser als ich. Doch ich würde niemanden, der mir nahe steht, in seine Hände geben.“
Da Lucien nicht weiter darüber reden wollte, wechselte er das Thema und fragte stattdessen, wie es Ramael ging und warum er seinen Dunklen Vater heute Nacht nicht begleitete. Sein Bruder erzählte ihm von einem kleinen Mädchen, das sie erst vor wenigen Tagen in einem Müllcontainer hinter einer großen Lagerhalle gefunden hatten. Mehr tot als lebendig und offensichtlich für sogenannte Snuff-Videos missbraucht. Es war noch immer nicht sicher, ob sie überleben würde, aber es widerstrebte Saphyro, sie schon zu verwandeln, da sie kaum älter als zehn oder elf sein konnte. Ramael kümmerte sich um das Kind und wich im Augenblick nicht von dessen Seite.
„Wie man einem Kind so etwas antun kann, werde ich nie begreifen.“
Der Zorn in Saphyros Stimme machte
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