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Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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Franklin aus der Studienzeit, begrüßten mich und meine Begleiter aufs Herzlichste im Gamblers House, dem Mutterhaus in New York. Sie stellten uns Eberhard Glöckner vor, dem Ordensleiter, der im deutschen Köln geboren, mit siebenunddreißig nach New York gekommen und schließlich im Alter von einundsechzig vor vier JahrenLeiter des Gamblers House geworden war, als sein Vorgänger Gerwin Musheld an einem Herzinfarkt verstarb. Franklin hatte Glöckner bereits über mein Vorhaben informiert. Er war ein freundlich aussehender, etwas untersetzter Mann mit grauen, schütteren Haaren in einem maßgeschneiderten dunkelgrauen Anzug. Perfekt mit weißem Hemd, schwarzer Krawatte und auf Hochglanz polierten Schuhen. Ich hatte selten jemanden aus dem Orden in einem derart formellen Aufzug gesehen.
    Ein Labor war extra für mich vorbereitet worden. Hier würden wir ungestört arbeiten können.
    „Wenn die Herrschaften noch etwas brauchen, die Null auf dem Telefon verbindet Sie direkt mit meinem Büro.“
    „Danke, Mr. Glöckner. Es ist wirklich sehr nett, dass wir hier arbeiten dürfen.“
    „Aber bitte, keine Ursache. Die Ergebnisse sind schließlich für den gesamten Orden äußerst interessant.“
    Es war ein kleines Labor, dafür aber auf das Modernste ausgestattet. Die Computeranlage und alle medizinischen Apparaturen befanden sich auf dem neuesten Stand der Technik. Die beiden Mikroskope übertrafen meine kühnsten Erwartungen. Um dem Ganzen ein Sahnehäubchen aufzusetzen, lag das Labor unterirdisch mit einem separaten Raum, in dem Armand und ich während des Tages schlafen konnten. Das Bett war zwar nicht luxuriös, aber erfüllte den Zweck.
    Enthusiastisch machten wir uns sofort an die Arbeit. Pettra beobachtete interessiert, wie ich die lange Nadel in ihre Vene schob, um zunächst eine Blutprobe von ihr zu nehmen, die ich untersuchen konnte.
    „Du machst das so gut, als hättest du es gelernt“, bemerkte sie.
    Meine Hand mit dem Reagenzröhrchen zitterte kaum merklich, als ich es unter die stetig aus der Kanüle fallenden Tropfen hielt.
    „Das habe ich wohl auch. Sozusagen.“
    Mit Ekel dachte ich daran, wie Lucien es mir beigebracht hatte, vor allem aus welchem Grund. Junkies waren leichte Opfer. Der Stoff, den er ihnen bot, war für sie meist unerschwinglich. Sie gierten so sehr nach dem Zeug, dass sie alle Bedenken über Bord warfen, wenn er ihnen einen Freischuss anbot. Er mischte das flüssige Heroin mit seinem Blut, was den Rausch verstärkte, das Risiko einer Überdosierung hingegen auf Null setzte. Mit Vampirblut vermischte Drogen wirkten nie tödlich. Eine Erkenntnis, die Lucien sich zunutze machte. Wie alles, was er für sinnvoll und praktisch erachtete, hatte er mich auch das gelehrt. Hatte mir die Nadel behutsam in die Vene geführt, während er mein Handgelenk mit schraubstockartigem Griff umklammert hielt. Danach hatte ich wieder und wieder dasselbe bei ihm tun müssen, bis ich sicher die Venen fand und die Kanüle sauber platzieren konnte. Es hatte mich eine unmenschliche Überwindung gekostet. Ich würde so etwas niemals aus freien Stücken bei einem Menschen tun, um ihn mir gefügig zu machen. Ihm Substanzen spritzen, die seinen Willen brachen, egal ob durch Drogen, Medikamenten oder gar das dunkle Blut des Vampirs. Aber Lucien war unerbittlich. Er hatte mir das ein oder andere Mal Versuchskaninchen gebracht und darauf bestanden, dass ich das Gelernte auch anwendete. Um in Übung zu bleiben und diese Fertigkeit auch dann erfolgreich anzuwenden, wenn mein Gegenüber nicht so brav stillhielt wie mein Ziehvater.
    Meine anfängliche Weigerung hatte mir eine blutige Lippe und eine gebrochene Schulter eingebracht. Angesichts der vampirischen Selbstheilungskräfte eine lächerliche Lappalie. Aber nichtsdestotrotz äußerst schmerzhaft. Grund genug für mich, seinem Willen Folge zu leisten und es zumindest zu lernen. Auch wenn ich nicht beabsichtigte, es zu den Zwecken anzuwenden, die er dafür im Sinn hatte.
    „So, das sollte für den Anfang genügen.“
    Behutsam zog ich die Nadel wieder aus ihrem Arm. In der Kanüle blieb noch ein Tropfen Blut zurück. Damit konnte ich schon mal anfangen. Das Reagenzglas stellte ich in einen Ständer, damit es nicht versehentlich zu Boden fiel. Den Blutstropfen klopfte ich auf einen Objektträger und schob ihn unter das hochauflösende Dunkelfeldmikroskop.
    „Sieht irgendwie merkwürdig aus.“
    „Wie meinst du das? Merkwürdig?“
    „Hier, sieh selbst“,

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