Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)
bedeckte, platzte schließlich auf und heilte anschließend innerhalb einer Stunde ab. Gelobt seien vampirische Selbstheilungskräfte.
Um Sicherheit wegen Pettras roter Blutplättchen zu bekommen, bestrahlte ich auch diese nach einer Splittung probehalber mit UV-B-Licht. Es hätte ja sein können, dass es doch menschliches Blut war. Aber auch diese Plättchen verglühten unter der Strahlung. Sie war also definitiv ein halber Vampir.
„Dann bleibt jetzt wohl nur noch eins zu tun“, meinte ich schließlich und nahm eine Spritze sowie eines der Reagenzgläser in die Hand. Pettra legte mir ihre Hand auf den Arm.
„Willst du das wirklich tun? Wenn es nun schief geht?“
„Das werden wir gleich wissen. Haltet schon mal die Lampe bereit.“
„Aber deine Hand ist doch grad erst wieder verheilt. Und es hat mehr wehgetan, als du zugeben wolltest.“
Ich war gerührt über ihre Sorge. Aber nichts und niemand konnten mich davon abhalten, das Experiment jetzt zuende zu bringen. Armand wusste das, daher hielt er bereits die Lampe parat.
Ein letztes Mal tief durchatmen. Dann füllte ich die Spritze mit dem Serum und schob die Nadel tief in meine Vene. Meine Hand zitterte, als ich das blauschillernde Gemisch injizierte. Für einen kurzen Augenblick bekam ich Angst, dass es doch schief gehen könnte. Dass ich sterben würde und Armand dazu verdammt wäre, meine Vernichtung mit ansehen zu müssen.
Doch zu spät. Ich spürte wie das Serum zu arbeiten begann. Ein Prickeln, dann Wärme, die sich von der Einstichstelle durch meine Venen ausbreitete, meinen ganzen Körper durchströmte. Vor meinem geistigen Auge konnte ich sehen, wie sich die blauen Fäden teilten, vermehrten, sich um meine roten Blutkörperchen legten, damit verschmolzen. Mein Dämon nahm es fauchend hin. Doch er schien sich nicht bedroht zu fühlen.
Wie lange würde es anhalten? Bei den Proben hatte keine Zersetzung begonnen, weil die Blutfäden durch die Nährlösung am Leben erhalten wurden. Aber das waren Laborbedingungen. Mein realer Körper konnte die Zellen abstoßen, abbauen oder sie konnten schlicht zerfallen, weil ihnen die Nährlösung fehlte, die mein Körper abbaute. Vielleicht fanden die Zellen aber auch in meinem Körper weitere Nahrung und blieben erhalten. Es war unmöglich, das zu sagen. Daher blieb mein Selbstversuch im Grunde lebensgefährlich.
Als ich sicher war, dass meine Blutzellen jetzt ausreichend geschützt waren, öffnete ich die Augen. Auf mein Nicken hin ließ Armand das Licht der UV-Lampe über meine Hand und dann meinen Arm fluten. Als die Reaktion ausblieb, richtete er sie auf mein Gesicht. Meine Haut prickelte ein wenig, rötete sich aber nicht. Armand und Pettra warfen mir ebenso staunende wie skeptische Blicke zu, wobei in Armands Blick die Skepsis überwog, während Pettra sich jetzt leichter von meiner Euphorie über das gelungene Experiment anstecken ließ.
„Wie spät ist es?“
Meine Freundin schaute auf ihre Armbanduhr. „Kurz nach drei am Nachmittag. Wenn du es wagen willst, können wir nach draußen gehen. Aber du solltest zur Sicherheit eine weitere Dosis mitnehmen.“
Das war ein guter Rat. Außerdem wollten wir für den Anfang in der Nähe das Mutterhauses bleiben.
„Armand?“ Ich hoffte sehr, dass er ebenfalls den Mut dazu aufbringen würde, uns zu begleiten, doch er schüttelte zu meinem Bedauern den Kopf.
„Non, merci. Ich verzichte.“ Auf meinen enttäuschten Blick hin, nahm er mich zärtlich in die Arme. „Ich gönne dir deinen Erfolg von Herzen, ma chere. Aber ich bin so lange ein Kind der Nacht, dass ich mich fürchte, die Sonne wieder zu sehen. Nicht so plötzlich und unvorbereitet. Ich hoffe, du verstehst.“
Natürlich verstand ich. Trotzdem hatte ich gehofft, wir könnten dieses kleine Abenteuer gemeinsam genießen.
Eberhard Glöckner machte große Augen, als ich im hellen Tageslicht vor ihm an seinem Schreibtisch stand, um ihn davon zu unterrichten, dass ich einen kleinen Ausflug unternehmen wollte.
„Miss Ravenwood. Sie ...”
„Ich erkläre Ihnen alles später, Mr. Glöckner. Sobald wir wieder zurück sind.“
Der erste Schritt nach draußen war wie eine Befreiung. Ich tat einen tiefen Atemzug, schloss die Augen, genoss die wärmenden Strahlen auf meiner Haut mit ausgebreiteten Armen.
„Göttin, ist das schön!“
Pettra sah man das Unbehagen zwar immer noch an, doch allmählich entspannte sie sich. Meine Haut blieb auch im Sonnenlicht schneeweiß. Ich zeigte keinerlei
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