Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
Geschenk in sich barg.
„Dieser Ring wird auch
Dagun al Hewla
genannt. ‚Der Schlund zur Unterwelt’. Es heißt, er habe die Macht, seinem Träger die Tore in die Welt der Dämonen zu öffnen.“ Er schwieg einen Moment, dann flüsterte er: „Der Sapyrion im Vatikan trug ihn. Ich habe ihn von dort mitgenommen, es war alles, was von dem Dämon übrig blieb. Dann brachte ich in Erfahrung, was es damit auf sich hat. Dieser Ring hat es ihm ermöglicht, in unsere Welt zu gelangen. Es gibt nur wenige davon. Er muss ihn einem Unterweltsfürsten gestohlen haben.“
Cleverer Bursche, dachte ich. Einem Fürsten der Unterwelt nahm man nicht so leicht etwas weg. War sein eigentliches Vorhaben dieses Wagnis wert gewesen? Wir würden es wohl nie erfahren. Er hatte die Tränen Luzifers stehlen wollen, doch wofür? Ein Wesen wie der Sapyrion konnte damit nicht wirklich etwas anfangen und wäre sicher nicht auf die Idee gekommen, diese Kristalle an sich zu bringen. Darüber hatte ich oft nachgedacht und auch mit Franklin schon gesprochen. Aber es gab keine Hinweise auf den Auftraggeber und auch keinen neueren Versuch, die Tränen zu entwenden.
Nachdenklich drehte ich meine Hand und beobachtete das Lichtspiel auf der Oberfläche des Steines. Ein sehr mächtiger Ring, in der Tat. Mächtig und gefährlich. Etwas in mir sträubte sich mit einem Mal dagegen, ihn anzunehmen, bei dem Gedanken, wer ihn zuvor getragen hatte. Doch da trat Osira an meine Seite und flüsterte:
„Hab keine Angst, Mel. Im Silberrund liegt die Kraft des Lichts und der Dunkelheit. Kein böser Zauber. Er ist dir bestimmt. Er hat den Weg zu dir gefunden. Der Ring ist dein.“
Ich schaute meine Freundin an. Wenn sie für den Ring sprach, dann sollte ich ihn annehmen. Ich schloss die Hand zur Faust, spürte die Kraft des Juwels in mich strömen, das Herz des Steins mit dem meinen im Einklang schlagen. Ja, er war mein. Für alle Zeit.
„Danke“, flüsterte ich und küsste meinen Liebsten mit Leidenschaft. Doch in diesen Kuss mischte sich ein seltsam bitterer Geschmack. Als wäre etwas Unsichtbares zwischen uns, das die Vertrautheit und Wärme angriff. Ihr erste schwache Risse zufügte. Ich konnte es mir nicht erklären, schob es auf meine Nerven. Oder vielleicht die fremde Essenz des Ringes.
Armand spürte die dunkle Kraft nicht. Aber er hatte auch nicht das Zweite Gesicht.
„Tu vas bien?
“, fragte er unvermittelt und schaute mich an. Erst verstand ich die Sorge in seinem Blick nicht recht, dann spürte ich die rote Träne über meine Wange fließen. Schnell wischte ich sie weg. „Ja, alles okay, es ist nur …“, ich lachte hilflos. „Ich bin einfach gerührt. Damit hatte ich nicht gerechnet.“
„Ich hätte das längst tun sollen,
ma chère
.“
Illusion
Nebel hing dicht über dem Boden. Der Lärm der Clubs drang nicht bis hierher. Es war spät, die Straßenlampen schon erloschen. Längst Zeit für mich, nach Hause zu gehen. Aber die Ruhelosigkeit trieb mich immer weiter durch die Gassen. An jeder Ecke meinte ich, tote Lords zu sehen, doch wenn ich näher kam, lösten sie sich in Rauchschwaden auf. Vielleicht stieg mir der Alkohol ja doch zu Kopf. Oder war es etwas anderes, das mir die Sinne vernebelte? Das Amulett um meinen Hals vibrierte förmlich. Er musste ganz nah sein.
Ein Schatten löste sich aus dem Nebel, kam näher ohne Hast. Seine Umrisse wurden deutlicher, geschmeidiger Gang, angespannte Muskeln – ein Raubtier auf der Pirsch. Unwillkürlich blieb ich stehen, wich sogar einen Schritt zurück. Da lichtete sich der Nebel gänzlich und er stand direkt vor mir, streckte seine Hand aus, streichelte mein Gesicht, ließ seine Finger zu dem Amulett wandern, das sein Haar, sein Blut in sich trug. Dracon.
„Babe, du hast nichts von mir zu befürchten.“ Seine Worte rannen wie flüssiges Quecksilber durch meinen Verstand. Ich schwankte. Furcht mischte sich mit Sehnsucht, beides lähmte mich. „Ich will dich nicht töten. Das wollte ich niemals. Ich begehre dich, wie ich noch nie zuvor einen der unseren begehrt habe.“ Seine Stimme klang dunkel und rauchig. „Komm mit mir. Vertrau mir nicht, aber komm mit mir und du sollst es nicht bereuen.“
Seine Augen hatten das gleiche sanfte Braun wie damals. Ich wusste, ich hätte gerade deshalb misstrauisch sein sollen, weil er mich schon einmal mit dieser trügerischen Iris eingefangen hatte. Doch ich konnte nicht anders, als ihm abermals zu verfallen. Meine Finger legten sich auf seine
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