Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
Erinnerungen wach. Es war wirklich nicht übel gewesen, ganz im Gegenteil. Und ich hatte mich nach mehr gesehnt. Daran konnte auch mein schlechtes Gewissen nichts ändern. Ich wusste um den Hunger in meinen Augen, mit dem ich ihn ansah, konnte nicht umhin, auf den pochenden Puls an seiner Kehle zu blicken. Leise hörte ich das Flüstern:
„Komm schon, nimm es dir. Nimm, soviel du willst.“
Ich schüttelte ärgerlich den Kopf. „Es trifft sich gut, dich zu sehen“, sagte ich betont kühl. Er grinste zufrieden, deshalb sah ich mich genötigt hinzuzufügen: „Aber nicht aus Gründen, an die du denkst.“
„Oh!“ Das Bedauern in seiner Stimme hielt nur kurz, sogleich erhellte sich seine Miene wieder. „Egal, weshalb du mich sehen wolltest. Gegen eine heiße Nummer wirst du doch sicher nichts einzuwenden haben.“
„Habe ich sehr wohl. Und Armand wäre das ebenso wenig recht.“ Damit stimmte ich ihn säuerlich, was meinem Anliegen wenig zuträglich war, aber er konnte mir Träume schicken, soviel er wollte. Es würde definitiv bei der Astralebene bleiben. „Es geht lediglich um einen Fall, an dem ich arbeite“, fuhr ich fort.
„Aha! Ich kann wohl kaum davon ausgehen, dass du meine Hilfe brauchst.“
„Nein, brauche ich nicht. Ich habe schon eine. Das ist ja das Problem. Dass ich nicht allein an diesem Fall arbeite.“
„Schön und gut, Babe, aber was sollte das mit mir zu tun haben?“
„Mein Partner ist vom MI5. Ich soll ihm helfen, mysteriöse Mordfälle aufzuklären, die nach Vampirmorden aussehen.“
„Bitte was?“, fragte er nach. „Sag mal, spinnst du? Wechselst du auf einmal das Lager oder was?“
Ich verzog ärgerlich den Mund. „Jetzt sei nicht albern, Dracon. Natürlich wechsle ich nicht die Fronten. Der Killer ist auch keiner von uns. Aber wenn die Ashera eine Zusammenarbeit abgelehnt hätte, wäre es verdächtig gewesen. Der Typ glaubt sowieso nicht an Geister, Dämonen und Vampire. Also wird er die Morde früher oder später als ungeklärt zu den Akten legen müssen.“
„Und wenn er das nicht tut?“
„Selbst wenn er die Wahrheit herausfindet und glaubt, seine Kollegen beim MI5 würden ihn auslachen, wenn er mit so ner Story käme. Glaub mir, das Problem wird sich von selbst erledigen.“
„Vielleicht sollte man nachhelfen“, bemerkte Dracon trocken.
„Gerade das soll ich verhindern. Also, da wir uns ja so rein zufällig begegnen.“ Ich konnte den Zynismus nicht aus meiner Stimme nehmen. „Lass die Finger von ihm und mach dich rar. Ich brauch nicht noch mehr Unruhe, als ich eh schon habe. Wir haben in einem anderen Fall eben so die Kurve gekriegt. Noch so ein Ding wäre zu auffällig.“
„Und jetzt?“
„Halte einfach die Füße still, geh mir und dem Agenten aus dem Weg und mach ausnahmsweise mal keinen Ärger. Auch wenn dir so was ja sehr schwer fällt.“
Er verzog beleidigt den Mund, versprach es aber schließlich.
Als ich an diesem Abend nach Hause kam, sagte ich Armand wohlweislich nichts von dieser Begegnung. Er war auch so schon reizbar in der letzten Zeit und ich wollte das nicht unnötig anheizen.
Hors d’œuvre und Lachshäppchen
Es gab Momente, da war ich äußerst froh über Armands geschäftlichen Hintergrund. Auf dem Empfang im Buckingham Palace hätte man ihn sonst sicher nicht zugelassen. Aber er hatte einflussreiche Geschäftspartner, die ihm eine ‚Eintrittskarte’ verschafften.
Meine langweilige Aufgabe bestand darin, in einem unbequemen grünen Cocktailkleid an der Seite von Warren, der sich in einen weißen Smoking geworfen hatte, sämtliche Gäste im Auge zu behalten, ob jemand darunter war, der sich verdächtig benahm. Ich hatte keine Lust, dies allein zu tun, und den halben Abend an Warrens Seite zu bleiben, musste auch nicht unbedingt sein. Dadurch, dass Armand ebenfalls auf die Gästeliste gerutscht war, gab es zwischendurch immer wieder einen Anlaufpunkt für mich. Wir achteten penibel darauf, dass Warren ihn nicht zu Gesicht bekam, was durch dessen eigene Organisation –
ich nehme die linke Seite, Sie die rechte
– erfreulich leicht fiel.
Es war wohl auszuschließen, dass eine leicht übergewichtige Dame mit Krokodilskopf und Nilpferdhintern sich unauffällig unter den Adel mischen konnte. Kein Hut mit Netzschleier und kein noch so wallendes Kleid hätten die Ammit ausreichend tarnen können. Demnach befand sich keiner im Raum in ernstlicher Gefahr, außer vielleicht in der, sich zu Tode zu langweilen. Blieb nur zu
Weitere Kostenlose Bücher