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Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)

Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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„Lucien!“
    Lächelnd stand er da, so schön wie immer. Groß, athletisch, mit nachtblauen Augen und schwarzem Haar. Sein Anzug war maßgeschneidert und verriet mehr, als er verbarg. Ich konnte nicht anders, als zumindest einen bewundernden Blick über seinen Körper wandern zu lassen.
    „Ich wusste gar nicht, dass du in der Stadt bist“, sagte ich freudig.
    „Das spricht aber nicht für dich,
thalabi
. Du solltest eigentlich merken, wenn fremde Vampire in der Stadt sind.“
    „Was tust du hier?“
    „Mel, du hast doch nicht meine Ausstellung in der National Gallery vergessen?“ Er hob tadelnd den Finger. „Lassen wir das, die kannst du dir immer noch ansehen, sie bleibt ja für mehrere Wochen. Es gibt etwas anderes, das du unbedingt wissen solltest.“
    Seine Miene war ernst, düster, was keine guten Nachrichten verhieß.
    „Wenn du etwas aufmerksamer wärst, müsste ich dich nicht drauf hinweisen. Doch da du meine Anwesenheit schon nicht gespürt hast, wundert es mich kaum, dass du auch bei anderen blind wie ein Maulwurf bist. Dracon ist ebenfalls in der Stadt.“
    Ich stieß zischend den Atem aus und das keineswegs wegen seines verhaltenen Angriffs auf meine Sinne. Verdammt, dann war meine Sorge tatsächlich begründet. Ich hatte es nach diesen Träumen schon befürchtet, aber eine schwache Hoffnung war geblieben, dass es nur meine überreizten Nerven waren, darum hatte ich es weit von mir geschoben.
    „Hoffentlich überlebt Warren das. Falls Dracon unseren Weg kreuzt …“
    Lucien verdrehte die Augen. „Ich habe ihn mit dir im Restaurant gesehen. Er wäre kein sonderlicher Verlust.“
    Ich strafte Lucien mit einem drohenden Blick. „Er ist harmlos. Tut nur seinen Job.“
    „Eben. Kein Verlust.“
    „Lucien. Ich trage für ihn die Verantwortung während der gemeinsamen Ermittlungen.“ Sein mitleidiges Seufzen ignorierte ich ganz bewusst. „Weißt du, wo Dracon sich aufhält?“
    Er zuckte die Achseln. „Mal hier, mal da. Bemüht sich, dass ich ihm nicht auf die Spur komme. Er weiß schon warum.“
    Unser Lord hatte seinem Dunklen Sohn immer noch nicht vergeben. Er wusste, dass unsere Königin Kaliste mich zu Dracons Aufpasser bestimmt hatte. Unwillkürlich berührte ich das Amulett an meinem Hals. Bisher hatte ich das Glück gehabt, dass er sich am anderen Ende der Welt aufhielt, aber wenn er sich in London befand, würde eine Begegnung unumgänglich werden.
    „Ich könnte mich ja darum kümmern,
djamila“
, bot er mit boshaftem Grinsen an.
    Wie er das zu tun gedachte, stand mir deutlich vor Augen. „Das ist wohl kaum akzeptabel.“
    Er mimte einen Schmollmund, aber das gefährliche Glitzern in seinen Augen blieb. Hoffentlich lief Dracon ihm nicht versehentlich über den Weg. Ich hatte so meine Zweifel, ob Lucien das Wort unserer Königin wirklich scherte.
    Ich betrachtete meinen Lord nachdenklich, für einen kurzen Moment vergaß er scheinbar, die kalte unnahbare Maske aufrecht zu erhalten und gewährte mir so unfreiwillig einen Blick auf etwas, das mich gleichsam überraschte und schockte. In den Tiefen seiner blauen Augen flackerten Schmerz und Sehnsucht. Große Göttin, das war es. Er liebte Dracon nach wie vor. Trotz der Ewigen Nacht, trotz seines Verrats, trotz Leonardos Tod. Und gerade diese Liebe machte es umso demütigender für ihn, sodass er den Tod seines Dunklen Sohnes mehr denn je wünschte.
    Einem Impuls nachgebend streckte ich meine Hand aus zum Trost. Lucien kam dem zuvor und wich mir aus. Sofort legte sich die Kälte wieder auf seine Züge und nichts deutete auf die Schwäche hin, die so tief in seinem Herzen schlummerte. Hatte ich mich vielleicht doch nur getäuscht, etwas hineininterpretiert?
    Er las meine Gedanken und lächelte kalt. „Menschliche Gedanken,
thalabi
. Sie trüben deinen vampirischen Verstand.“

     
    Warren entschloss sich, die Strategie zu ändern. Was bedeutete, dass er anhand irgendwelcher Wahrscheinlichkeitsberechnungen, die ich beim besten Willen nicht verstand – aber das war ja sein Spezialgebiet, nicht meins – die Lords filterte, die am gefährdetsten zu sein schienen. So wurden dreiundzwanzig Anwesen Tag und Nacht überwacht. Um seinen Leuten mit gutem Beispiel voranzugehen, übernahm er gleich die erste Nachtwache. Mit meiner Gesellschaft.
    Ich rieb mir mit der Hand über die Augen, unterdrückte ein Gähnen und schaute durch die beschlagenen Scheiben nach draußen. Wenn jetzt irgendein einsamer Jäger vorbeikommen würde, wäre er

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