Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
hoffen, dass es nicht allzu spät wurde, sondern die Queen früh zu Bett ging und ihre Gäste nach Hause entließ.
Zugegeben, auch mir war es eine Ehre, die Queen höchstpersönlich kennenzulernen. Schade nur, dass der Rest der Royal Family nicht anwesend war. Aber Queen Liz machte das mit ihrer Ausstrahlung durchaus wett. Ich hatte sie mir größer vorgestellt, dafür wirkte sie aber bedeutend jünger als sie war und das royalblaue Kleid stand ihr ausgezeichnet. Armand verbeugte sich bei seiner Vorstellung formvollendet und deutete einen Kuss auf ihren Handrücken an. Adlige Manieren. Zum Glück hatten Warren und ich zu diesem Zeitpunkt diese Formalitäten längst hinter uns, und der Agent war am anderen Ende des Saales beschäftigt, sodass er Armand nicht über den Weg lief.
Auch wenn diese Vorsichtsmaßnahmen auf den ersten Blick unnötig erschienen, die Fragen, falls Warren Armand doch einmal durch Zufall in Gorlem Manor über den Weg laufen sollte, wollten wir lieber im Vorfeld schon vermeiden.
Gleich zu Beginn fühlte ich mich beobachtet. Ich ertappte mich dabei, ständig über meine Schulter zu schauen, weil mir ein eisiger Schauer über den Rücken lief. Immer wenn ich glaubte, die Ursache meiner Unruhe entdeckt zu haben, verlor sie sich wieder als Nichts in der Menge. Herrje, bekam ich allmählich Paranoia, nur weil ich einen Ring trug, der das Interesse derAmmit geweckt hatte? Sie war nicht hier und für die anderen Gäste war ich nur eine von vielen. Ich schüttelte den Verfolgungswahn ab und schließlich verlor sich das Gefühl.
Unauffällig trat ich an Armands Seite, nahm mir ein Glas Champagner vom Tablett eines umhereilenden Dieners und beobachtete den Mann vom Security Service über die Köpfe der übrigen Gäste hinweg. Eben war er in ein Gespräch mit dem Viscount Beddingford vertieft, ein enger Freund des verstorbenen Duke of Woodward.
„Un mec sympa
, dein Anhängsel“, flachste Armand.
„Armand, bitte.“ Mir entging der eifersüchtige Unterton in seiner Stimme nicht.
„Du verbringst viel mehr Zeit mit ihm als mit mir.“
„Aber doch nur so lange, bis wir den Fall abschließen können. Er ist wirklich keine Konkurrenz für dich und ich versuche, mit ihm auszukommen, okay?“
Er seufzte, ließ das Thema aber auf sich beruhen.
„Bien
. Hast du schon erste Verdächtige ausmachen können?“
Ich schüttelte den Kopf. Wie auch? Wir kamen einfach nicht weiter, solange ich mit Warren zusammenarbeiten musste. Aber um auf eigene Faust zu ermitteln, musste eine Begründung her. Mein letzter Alleingang hatte schon zu Fragen geführt und Franklin wollte jede unnötige Skepsis seitens des MI5 gegenüber dem Orden vermeiden. Dass er mich damit vor ein Problem stellte, weil ich in Warrens Fahrwasser nicht mehr an die Ammit rankam, ignorierte er geflissentlich. Das war mein Problem, nicht seins. Manchmal mochte ich meinen Vater erwürgen. Wenn ich die Morde nicht bald stoppte, würde der Security Service nie aufgeben. Mit jedem toten Lord wurde die Sache brisanter.
Der ganze Abend verlief erwartungsgemäß langweilig. Wir betrieben ein wenig Konversation, die Mitglieder der royalen Garde hatten alles und jeden stets unter Kontrolle und wären durchaus auch ohne uns in der Lage gewesen, eventuelle Attentäter zu überwältigen. Die aber nicht anwesend waren.
Ich plauderte mit einem der vielen Dukes, deren Namen ich mir nie im Leben behalten konnte, als sowohl mein Gespräch, als auch meine Gedanken jäh unterbrochen wurden.
Ein Aufschrei ging durch die Menge, einige eilten zu einer Ecke des Büffets, wo sich ein junger Mann mit einem Tranchiermesser in der Hand über eine am Boden liegende Person beugte.
Ich sah Warren im Laufschritt zu der immer größer werdenden Menschenansammlung stürmen, seine Dienstwaffe gezückt, wobei der vom Fuchsbiss bandagierte Daumen bizarr abstand. Ich betete stumm, dass ich ihn richtig einschätzte und er nicht anfing, wild in die Menge zu ballern, was eine Massenpanik ausgelöst hätte. Aber er blieb souverän, stellte den vermeintlichen Verbrecher mit seiner Waffe und ließ den Standard-Agentenspruch vom Stapel, von wegen MI5, keine Bewegung und blabla.
„Halt das bitte mal“, sagte ich und reichte Armand im Vorbeigehen mein Glas, der es wortlos in Empfang nahm und auch keine Anstalten machte, mir zu folgen.
Bis ich den Raum durchquert und den Stein des Anstoßes ins Auge gefasst hatte, war Warren bereits damit beschäftigt, den Attentäter zu durchsuchen.
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