Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
Mel? Nach allem, was bei der Engelsuche passiert ist, solltest du doch wissen, dass ich dich wirklich liebe.“
„Du kannst lieben?“ Ich bedauerte meine Worte sofort. Es war nicht meine Absicht gewesen, ihn zu verletzen. Aber genau das hatten meine Worte getan. Es stand deutlich in seinen Augen.
„Tut mir leid. Ich wollte das nicht sagen“, entschuldigte ich mich.
„Doch, wolltest du. Und wenn ich ehrlich bin, kann ich’s dir noch nicht mal verdenken. Aber ich liebe dich wirklich. Und ich würde dir keine Leine anlegen.“ Er machte eine kurze Pause, wartete, ob ich auf die Spitze bezüglich Armand reagierte, was ich nicht tat. „Ich habe auch früher schon geliebt. Lucien. Liebe ihn noch immer.“
Liebe. Für den Mann, der seinen Tod wollte – einen möglichst qualvollen – obwohl er ihn noch immer begehrte. Ich glaubte Lucien nicht, dass er sich mit Dracons Begnadigung durch Kaliste abgefunden hatte. Aber er spielte nach den Regeln. Doch was, wenn sich die beiden wieder gegenüberstanden? Siegte dann sein Begehren oder seine Wut? Betroffen senkte ich den Blick. Was war Liebe überhaupt für den Drachen? Ich wollte ihn fragen und doch wieder nicht, weil ich fürchtete, ihn noch einmal zu verletzen.
„Warum liebst du mich? Normalerweise stehst du doch nur auf Männer.“ Armand hatte mir davon erzählt. Das bisschen, was er über das schwarze Schaf der Vampirfamilie wusste.
„Ich habe als Sterblicher nie was mit einer Frau gehabt. Nur mit Lucien. Ich kannte nichts anderes. Aber das heißt nicht, dass ich mich nicht auch zu Frauen hingezogen fühle. Ich habe in meinem Leben schon einige weibliche Wesen geliebt.“
Geliebt! Wohl eher genommen, benutzt, vergewaltigt. Der Schmerz seiner Opfer war für ihn Nahrung wie das Blut selbst. Und soweit ich wusste, hatte er sich stets Gefährten gesucht, die sich ihm gerne unterwarfen und den Schmerz zu lieben wussten.
„Pierre war der Einzige, der es nicht so gesehen hat. Vangelis’ Zärtlichkeiten waren ihm bedeutend lieber.“
Vangelis! Armands Dunkler Sohn. Was zwischen ihm und Pierre geschehen war, war auch der Grund für Dracons Hass gegen meinen Geliebten.
„Hast du sie beide aus Eifersucht getötet?“
„Nein. Es war schlichte Wut, weil Pierre mich anlog. Er traf sich heimlich mit Vangelis, empfand für ihn, was er für mich nicht annähernd fühlte. Für diesen Verrat gab ich Vangelis’ Schöpfer die Schuld, schließlich hätte es ohne ihn diesen Nebenbuhler gar nicht gegeben. Ich wollte alle drei tot sehen, aber an Armand kam ich nicht ran. Du weiß warum. Luciens Schutz. Das machte mich noch wütender, dass mein Dunkler Vater meinen Gegner schützte. Darum wollte ich, dass er zumindest litt. Also habe ich Pierre und Vangelis getötet. Und dich beinahe auch. Wenn du nicht entkommen wärst …“
„Zu unser beider Glück bin ich ja entkommen“, bemerkte ich und dachte bei mir, dass er es nennen konnte, wie er wollte. Es war Eifersucht. Genau wie bei Armand.
Er senkte den Blick, war mit einem Mal alles andere als gefährlich und boshaft. Eher schüchtern und schuldbewusst. Ich trat näher an ihn heran. Nachdenklich fuhr ich die Schlangen auf seiner Haut mit meinen Fingerspitzen nach. Er erschauerte unter meiner Berührung, schloss die Augen und genoss stumm das Wenige an Zärtlichkeit, das ich zu geben bereit war. Ich hatte mich einmal vor diesen schwarzen Tieren gefürchtet, mit den gelben Augen und den roten Zungen, die nach seinen durchstochenen Brustwarzen leckten. Hatte mir eingebildet, sie wurden lebendig, schlängelten sich an meinem Körper entlang. Doch das war lange her. In einem anderen Leben, wie mir schien.
„Wie hast du das nur geschafft?“, fragte ich.
„Was geschafft?“
Nur unwillig kehrte er in die Realität zurück. Er folgte den Bewegungen meiner Finger mit seinem Blick, als könne er mich so davon abhalten, die Berührung zu unterbrechen. Aber das hatte ich gar nicht vor. Solange ich es für ungefährlich genug hielt, genoss ich es durchaus, seinen Körper zu berühren. Seine Attraktivität war nicht zu leugnen.
„Ich meine das Tattoo! Unsere Haut ist so fest und glatt. Es muss ewig gedauert haben. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es überhaupt nach der Wandlung geschah.“
Er grinste ein bisschen überheblich. „Sagen wir einfach, der Tätowierer hat eine Menge Nadeln gebraucht, um es zu stechen.“
Und sich vermutlich gründlich gewundert. Wenn das überhaupt noch von Belang gewesen war. Doch seine
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