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Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)

Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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standen bereits mitten im Hof und der Vampir blickte uns in die Augen. Aufrecht stand er da, einen toten Banker in den Armen, der wohl Überstunden gemacht hatte und den er mit seinem Mantel umhüllte. Beinahe fürsorglich seine Blöße damit verhüllend. Ich kannte diese Art von Mantel, wenn auch nicht an ihm. Aber Lucien trug diese Dinger ebenfalls gern. Mäntel, deren Ärmel so geschnitten waren, dass sie, wenn der Träger seine Arme hob, wie riesige Fledermausflügel aussahen. Ein Tropfen Blut klebte noch an der Unterlippe unseres Gegenübers und zog meinen Blick magisch an. Ich zitterte. Verdammt, ich hätte doch trinken sollen, bevor ich Warren aufsuchte. Der andere Vampir merkte es und leckte betont langsam diesen winzigen Tropfen mit der Zungenspitze auf. Seine Stimme erklang tief und klar, als er mich ansprach.
    „Sieh an, sieh an! Wen haben wir denn da? Hat da jemand vielleicht doch das Lager gewechselt?“
    Die Doppeldeutigkeit ließ meine Wut hoch kochen.
    „Keine Bewegung, hören Sie? Und lassen Sie den Mann los.“
    Warrens Stimme zitterte wie meine Hände. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass er einen inneren Kampf ausfocht. Etwas wollte an die Oberfläche, konnte aber nicht.
    Mein Artgenosse schaute mit hochgezogenen Augenbrauen auf die Leiche in seinem Arm, als würde er erst jetzt bemerken, dass sie überhaupt da war.
    „Oh!“ sagte er, und ließ sie achtlos aufs Pflaster fallen. Er hatte definitiv nicht nur seinen Blutdurst gestillt.
    Betont lässig drehte er uns den Rücken zu und schritt zur Wand des Gebäudes.
    „Bleiben Sie stehen oder ich schieße“, drohte Warren.
    „Das wird ihn nicht beeindrucken“, knurrte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    „Schießen Sie ruhig, Sir! Tun Sie sich keinen Zwang an.“
    Warren war dumm genug, abzudrücken, was ich ihm aber ebenfalls nicht vorwerfen konnte. Er wusste nicht, womit er es zu tun hatte. Aber so wie es aussah, würde er es heute Nacht lernen müssen.
    Ich zuckte bei dem Schuss zusammen, schloss gequält die Augen. Ein hässliches Lachen ließ die Luft um uns herum vibrieren und schon sah man einen dunklen Blitz um die Ecke verschwinden.
    „Hinterher“, meinte Warren. Mir blieb nichts anders übrig, als ihm zu folgen.
    Die Absicht unseres Freundes war mir klar. Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, einfach zu verschwinden, doch er spielte lieber Katz und Maus. Das war so typisch für ihn. Jedes Mal, wenn wir glauben mussten, ihn verloren zu haben, ließ er sich wieder kurz in unserem Blickfeld sehen. Hinunter in den U-Bahn-Schacht, auf der anderen Seite wieder hinaus, einige Häuserblocks entlang, irgendwo in der Menge verschwinden. Dann an der Ecke auf der anderen Straßenseite wieder auftauchen, quer durch den Londoner Abendverkehr und schließlich verschwand er beim British Museum.
    „Verdammt, jetzt ist er uns entwischt“, keuchte Warren.
    „Na hoffentlich“, rutschte es mir heraus. Ich war nicht im Mindesten außer Puste, keuchte aber auch, damit Warren keinen Verdacht schöpfte.
    „Sind Sie verrückt? Das ist unser Mann.“
    Ein Teufel war er, und ich zerbrach mir jetzt schon den Kopf, wie ich das wieder geradebiegen sollte. Unglückliche Verkettung von dummen Zufällen. Warren ließ seinen Blick umherschweifen, fluchte, weil er den Flüchtigen nirgends entdecken konnte. Ich wusste, dass wir ihn nicht verloren hatten, hoffte aber, dass Warren bei der Überzeugung blieb. Leider machte mir unser Freund einen Strich durch die Rechnung.
    „Diese Art von Fitnesstraining ist doch wohl nicht zu ermüdend für Sie?“, rief er uns von der obersten Stufe des Museumseingangs zu.
    „Oh, Dracon, du verdammter Mistkerl, ich bringe dich um, wenn ich dich das nächste Mal allein erwische“, murmelte ich.
    „Haben Sie was gesagt?“, fragte Warren.
    „Nein, nicht wirklich.“
    „Dann los, er geht ins Museum.“
    Im Britisch Museum fand heute Abend ein Event statt. Eine Ausstellung von Leihgaben aus Griechenland, die für die nächsten paar Monate in London zu sehen sein würden. Nur geladene Gäste, aber für einen Vampir ist so was kein Hindernis. Für Warren auch nicht. Der Ausweis des MI5 öffnet einem zumindest in London Tür und Tor. Hoffentlich war Lucien als Kunstkenner nicht hier. Das hätte in einer Katastrophe geendet, an die ich nicht denken mochte. Aber zu meiner Erleichterung spürte ich seine Präsenz nicht. Wir versuchten, uns wie normale Gäste zu verhalten. Was uns bestimmt keiner abnahm, in Anbetracht unserer

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