Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
stark auf, von einem Mann in der Dunkelheit, der sich nach einem Schuss krümmte. Ich erkannte den Mann sofort. Na warte, Armand.
Soweit hätte es nicht kommen dürfen. Ich verfluchte meinen Liebsten und meinen Dunklen Bruder sowieso, wobei ich mir sicher war, dass der uns irgendwo von einem Häuserdach aus beobachtete und sich ins Fäustchen lachte.
Er war sich nicht klar, was er da angerichtet hatte und welche Konsequenzen es für uns alle haben konnte. Der Security Service kannte uns, wusste, dass wir Aufzeichnungen machten, unerklärliche Phänomene erforschten, übersinnlich begabt waren. Was aber nicht bekannt war und uns auch die allergrößten Probleme ins Haus bringen mochte, war, dass die Asheramit Wesen freundschaftlichen Kontakt pflegte, die für ihr Überleben regelmäßig mordeten. Dass sie sogar eins davon in ihren eigenen Reihen hatten und darüber hinaus von vielen wussten, ihren Aufenthaltsort kannten und sie nicht den Behörden meldeten oder unschädlich machten. So etwas würden die Menschen nicht verstehen. Wer wollte ihnen das auch verübeln? Es war also in mehrfacher Hinsicht wichtig, dass ich Warren alles erklären oder ihn alles vergessen lassen konnte.
Die Taxifahrt verlief schweigend. Warren öffnete mehrmals den Mund, als wollte er etwas fragen, ließ es aber sein. Ich war dankbar dafür, denn jegliche Erklärungsversuche wären vermutlich an ihm abgeprallt. Also hingen wir unseren Gedanken nach und versuchten jeder auf seine Weise, eine Erklärung zu finden. Als der Wagen vor seiner Wohnung hielt, fragte ich Warren spontan:
„Hätten Sie noch einen Kaffee für mich?“ Der direkte Weg war vielleicht auch der einfachste in seine Wohnung zu kommen.
Seine Augen spiegelten Ungläubigkeit wider. „Meinen Sie das im Ernst?“
„Ich scherze selten. Schon gar nicht bei Kaffee.“
Er verstand zwar nicht, wie es mich jetzt nach Kaffee gelüsten konnte, aber als Gentleman kam er meiner Bitte selbstverständlich nach.
„Wir haben ein mächtiges Problem, Melissa“, sagte er und reichte mir die Tasse.
„Haben wir?“
„Natürlich haben wir das. Sie kennen diesen verdammten Kerl.“
Mist, ich hatte gehofft, das wäre im Eifer des Gefechts untergegangen. „Kennen ist nicht ganz richtig, ich …“
„Ich halte zu Ihnen, keine Frage. Aber wir müssen uns was Plausibles für meine Vorgesetzten einfallen lassen. Sie sind eh schon hellhörig und skeptisch, was den Orden angeht. Wenn die von der Aktion Wind kriegen, weiß ich nicht, wie ich Sie decken soll.“
„Sie wollen mich decken?“ Ich verstand jetzt gar nichts mehr. Himmel, was hatte ich mich in ihm getäuscht. Warum war er bereit, seine Karriere für mich zu riskieren?
„Wir sind ein Team, schon vergessen?“
Ich schnappte nach Luft. „Warren! Sie lesen Gedanken?“
„Fast.“ Er kratzte sich an der Stirn. „Die hier waren Ihnen von der Nasenspitze abzulesen. Also, was hat es mit dem Typ auf sich?“
Er tat es, weil ihm was an mir lag. War bereit, alles auf eine Karte zu setzen. Das konnte ich nicht zulassen. Nicht so. Wenn er bereit war, so weit für mich zu gehen, dann verdammt noch mal, sollte Franklin mir meinetwegen den Kopf abreißen. Aber dann hatte er ein Recht darauf, zu wissen, wofür er es tat.
„Vertauen Sie mir?“, fragte ich ihn.
Er runzelte die Stirn. „Ja.“
„Dann kommen Sie mal mit auf den Balkon.“
Er folgte mir. Ich hatte ein ungutes Gefühl, ob ich das Richtige tat. Aber war der Nebelschlaf wirklich soviel besser? Ich musterte ihn genau, er bemerkte, was ich versuchte, sah mich erst warnend an, nickte aber dann.
„Ich weiß nicht, was Sie vorhaben, Mel. Aber wenn Sie glauben, dass es Ihnen hilft, meine Gedanken zu lesen, dann tun Sie’s in Gottes Namen. Mit meinem Einverständnis.“
„Danke.“
„Ist mir lieber, als wenn Sie’s ohne tun.“
Ich musste lachen. „Ich verspreche Ihnen, ich werde nicht darin wühlen. Es gibt nur eine Kleinigkeit, die ich wissen möchte. Es geht auch ganz schnell.“
War er stark genug für die Wahrheit? Sein Geist offen für eine solche Erkenntnis?
„Geben Sie mir Ihre Hand.“ Er tat es, ohne zu zögern. „Und vielleicht sollten wir vorher die Förmlichkeiten ablegen. Danach werden diese Floskeln ohnehin nur noch stören.“
„Hättest du mir gleich gesagt, dass du mit mir Bruderschaft trinken willst, hätte ich den Sekt aufgemacht, statt Kaffee zu kochen.“
Ich musste schmunzeln. „Mal sehn, ob du gleich auch noch dumme Sprüche
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