Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
mich. Mit geschlossenen Augen drang ich in seinen Geist, der jetzt völlig zugänglich war. Da war Dracon, mit einer Frau im Arm. Warren mit seiner Waffe. Armand, er wurde angeschossen. Dracon flüchtete. Vor oder nach dem Schuss? Aber der erste Nebelschlaf war gründlich gewebt worden. Armand war gut darin. Mehr als die paar Bilder würde ich nicht bekommen. Seufzend breitete ich schließlich die Decke über Warren und ging.
In Wahn und Sinn, mein Herz
Meine Stimmung war so dunkel wie die Nacht, das sah Armand schon bei meinem Eintreten. Er schluckte, ahnte, dass etwas vorgefallen war, spürte meine Wut.
„Was ist passiert, als ich weg war, Schatz?“
Liebevoll klang anders. Osira knurrte tief in mir, erweckte damit Armands Panther, den er noch immer nicht im Griff hatte. Seine Muskeln spannten sich an, aber ich war schneller und trieb sein Totem sofort zurück.
„Wage es nicht!“, fuhr ich ihn an und meinte damit nur das Tier, das sich sofort wieder zurückzog. Armand schien erleichtert darüber, bemühte sich jedoch, es zu verbergen.
„Pas des menaces!“
„Ich drohe dir nicht. Aber setz dein Krafttier nicht gegen mich ein. Darin bin ich besser als du.“
„Oui“
, stimmte er mürrisch zu. Das Gefühl, das ihn das belastete, kühlte meinen Zorn schlagartig und rief mein schlechtes Gewissen auf den Plan.
„Schau nicht so“, bestätigte er meine Vermutung. „Es erwacht, wann immer es will und lenkt mich. Es ist mir fremd. Ich hasse es.“
„Und was genau hat es getan? Mit Warren?“
Mit einem unwilligen Laut drehte er sich von mir weg. „Dieser Agent? Mit ihm hat es nichts getan.“
„Du hast ihn in den Nebelschlaf versetzt. Warum?“
„Weil uns Dracon über den Weg gelaufen ist. Was sollte ich sonst tun?“
Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber wieder. Hatte ich nach der Begegnung am heutigen Abend nicht auch mit dem Gedanken gespielt, ehe ich Warren die Wahrheit sagte und ihm zeigte, was wir waren? Armand würde so eine Situation nie im Leben absichtlich herbeiführen und damit die Ashera in Gefahr bringen. Ich kam mir albern vor. Paranoia, meine Nerven lagen blank. Was unterstellte ich ihm?
„Tut mir leid. Daran habe ich nicht gedacht.“
„Was hast du denn gedacht?“
Ich senkte den Blick und fühlte mich schäbig. „Keine Ahnung. Uns ist er auch gerade begegnet.“
Sofort schlug mir Hass von Armand entgegen, er fauchte und diesmal ging er wirklich auf mich los, fuhr die Krallen aus und schlug sie in mein Fleisch.
„Armand, bist du verrückt?“ Ich versuchte, ihn abzuwehren, mich zu befreien, aber der Panther war überraschend stark. Die gefletschten Reißzähne richteten sich wie Waffen auf meine Kehle.
„Du gehörst mir, hörst du? Ich dulde nicht, dass du mit ihm schläfst.“ Er war wie von Sinnen.
„Ich habe mit niemandem geschlafen. Verdammt, lass mich los.“
Ich schnappte nach ihm wie eine Wölfin, erwischte ihn am Oberarm, riss eine blutende Wunde. Er reagierte nicht einmal, das Adrenalin schaltete jedes Empfinden aus.
„Du schläfst mit Dracon. Lüg mich nicht an. Und mit diesem Forthys? Machst du für den auch die Beine breit, damit er die Füße stillhält? Für deinen Vater tust du doch alles. Wer weiß, was du wirklich alles für ihn tust.“
Damit hatte er den Bogen überspannt. Vieles hätte ich ihm verziehen, weil mir bewusst war, dass sein Verstand gerade beeinträchtigt wurde, von was auch immer. Aber der Vorwurf, ich würde mit meinem Vater ins Bett gehen, wo unsere Moral und unser Verstand uns von Beginn an davon abhielten und wir beide stolz darauf waren, dem Verlangen des Vampirs die Stirn zu bieten, weil wir wussten, was dahinter steckte. Eine schlimmere Beleidigung hätte er mir nicht an den Kopf werfen können. Ich befreite mich energisch von ihm, ignorierte den Schmerz, wo seine Nägel meine Arme aufkratzten. Stattdessen stieß ich mich kraftvoll vom Boden ab, sprang über ihn hinweg und riss ihn im Flug mit meinen Füßen zu Boden. Damit überrumpelte ich ihn, er konnte nicht darauf reagieren und schlug hart auf. Keuchend kam ich hinter ihm in der Hocke nieder, wirbelte sofort wieder herum, bereit, jede Attacke abzuwehren. Doch die blieb aus. In Armands Augen lag mehr Schreck über sich selbst als Angriffslust.
„Du hast sie ja nicht mehr alle.“ Ich stand langsam auf, musterte ihn, während er sich ebenfalls erhob. In diesem Moment glaubte ich, ihn nicht mehr zu kennen. „Wenn du wieder bei Verstand bist,
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