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Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)

Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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Alle anderen wogen ebenso schwer und zogen bedeutend weitere Kreise. Ich musste etwas tun. Da die Ammit nicht mehr agierte, entschied ich, dass man die Dämonin erst mal vernachlässigen konnte. Jedenfalls so lange, wie die Mehrzahl der Leichen noch ihre Schatten hatte. Die Crawler hingegen konnte ich nicht ignorieren. Das Ganze lief eindeutig auf einen Krieg hinaus, wie Kaliste gesagte hatte. Entweder wir vernichteten sie oder sie uns. Die Parallelen zu Al Kaida und den westlichen Industriestaaten waren nahezu grotesk. Auch dort bahnte sich Krieg an. Anfang Oktober marschierte George W. Bush in Afghanistan ein, weil er die dortigen Machthaber beschuldigte, mit Osama bin Laden unter einer Decke zu stecken. Die islamischen Staaten weigerten sich, den Al Kaida-Führer an die westlichen Industriemächte auszuliefern, bestritten sogar, seiner habhaft werden zu können. Darauf antwortete der mächtigste Mann der Welt mit Krieg. Welch ein Unsinn, nein, Wahnsinn war das richtige Wort. Aber keine Macht der Welt brachte diesen Kerl davon ab.
    Die Regierungen der Welt spielten Schach auf hohem Niveau, setzten ihre Soldaten und Heere möglichst erfolgversprechend ein, um am Ende gut dazustehen. Ich war allein. Die Ashera führte zwar Aufzeichnungen über alles, aber Krieger waren die Ordensmitglieder nicht. Ich konnte kaum allein gegen die Brut der Crawler vorgehen und gegen diesen Feind würden mir die Streitmächte der Menschen wohl nicht helfen. Armand und ich sprachen noch immer kein Wort miteinander. Dracon ging mir seit dem Vorfall beim Museum aus dem Weg, wohl um keine unangenehmen Fragen beantworten zu müssen. Blieb im Augenblick nur noch einer, zu dem ich mit meinen Überlegungen gehen konnte. Lucien.

     
    „Ah, wer erweist mir da die Ehre seines Besuches?“, begrüßte er mich.
    „Hallo, Lucien.“
    Er stand zwischen einer Unmenge von Bildern und war damit beschäftigt, eine Auswahl für den zweiten Teil der Vernissage zu treffen.
    „Was meinst du, das mit dem Flammenmeer, das ich bei deinem letzten Kurzbesuch auf der Isle of Dark fertiggestellt habe?“
    „Findest du nicht, dass es zu bedrohlich und grausam wirkt? In Anbetracht der derzeitigen Umstände.“
    Er lachte über meine Bemerkung, nahm mich in den Arm und führte mich weg von den Gemälden in einen Nebenraum, wo ein kleiner Tisch mit zwei Gläsern und einer Flasche Blutwein deutlich machte, dass er mich bereits erwartet hatte.
    „Du vergisst, dass ich immer genau weiß, was du tust,
thalabi.“
    Ein Schauer lief durch meinen Körper. Ja, weil ich es vergessen wollte. Es behagte mir nicht, ständig unter seiner Kontrolle zu sein, dass er jeden meiner Schritte beobachtete. Seine Macht über mich war größer, als ich mir eingestehen wollte, und mehr als ein Mal hatte ich mich gefragt, wann und wie er diesen Umstand ausnutzen würde.
    „Fürchtest du mich?“, fragte Lucien leise.
    „Ich fürchte dich so sehr, wie ich dich liebe.“
    Versonnen sah er mich an und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, mit seinen schlanken Fingern. Seine Nägel ritzten dabei ganz leicht meine Haut und ich spürte, wie ein Tropfen Blut über meine Wange floss. Er folgte dem Fluss mit den Augen, bis die Wunde sich wieder schloss, und der Tropfen von meiner Haut absorbiert wurde.
    „Wie kannst du fürchten, was du liebst? Und wie lieben, was du fürchtest?“
    „Ich liebe die Furcht und fürchte die Liebe.“
    Er lachte leise. „Meine kleine Philosophin.“
    Dann zog er mich in seine Arme, küsste mich, biss mir die Lippen blutig und trank gierig von mir. Ganz gleich, was mich bewegte, sein Kuss genügte, um mich alles vergessen zu lassen. So stark war sein Einfluss auf mich. Schwindel breitete sich in mir aus, ich musste mich an ihn lehnen, um nicht zu fallen. Aber Lucien hielt mich sicher, gab meine Lippen wieder frei und hielt mir stattdessen den Kelch mit dem Blutwein hin, der meine Kräfte zurückbringen sollte. Süßes, weiches Blut. Nicht süß genug, um von einem Kind zu stammen, aber dennoch drängte sich das Bild einer hilflosen, blassen Frau meinem Geist auf, die auf einem Diwan lag, mit aufgerissenen, leeren Augen zur Decke starrte und aus deren Handgelenk Blut in eine silberne Schale tropfte.
    „Warum sorgst du dich so sehr um die Menschen,
thalabi?
Was bedeuten sie uns schon?“
    „Ich fürchte vor allem um die Welt. Was eben geschieht, zieht weite Kreise. Es ist auch so schon schlimm genug, mit der Ammit und der Al Kaida. Die Crawler-Attacken

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