Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
den halb gefressenen Kadaver des Professors fand, mit dessen Ausweis sich der Dieb Zugang zur Schriftrolle verschafft hatte. Verflucht sei sein Leichtsinn. Polizeisirenen schrieen durch die Nacht, ein Scheinwerfer blendete ihn.
Alles oder nichts! Halb Mensch, halb Raubkatze sprang er über die Hauptstraße, ein Wagen bremste mit quietschenden Reifen, verfehlte ihn nur um Haaresbreite, aber Goshwa verschwand in einem Kanaldeckel und raste durch die Abwasserkanäle fort vom Tatort.
Dracon hockte in den Ästen einer Eiche von Gorlem Manor und blickte zum Mutterhaus hinüber. Er hatte sich eine Weile rar gemacht, um Mel aus dem Weg zu gehen. Die Attacke mit dieser säureartigen Flüssigkeit nahm er ihr noch immer übel. Es war ihm nicht gelungen, herauszufinden, woher sie diese so plötzlich hatte oder was das überhaupt war. Die Verätzungen hatten fast eine Woche angehalten, ehe das Dunkle Blut sie heilen konnte. Und alles nur wegen diesem wunderschönen Sterblichen da drin. Dabei bestand doch von Mels Seite überhaupt kein Interesse an ihm. Wieso mischte sie sich ein?
Der Mann – Warren – war in sie verliebt. Das sah ein Blinder. Aber auch wenn er jetzt durch das Amulett mit ihrem Blut unter Mels persönlichem Schutz stand, lieben würde sie ihn niemals. Nicht mal, nachdem Armand verschwunden war. Dracon war nicht böse darum. Armand war und blieb ein Dorn in seinem Auge. Wenn er nie wieder zurück kam, sollte es ihm recht sein. Aber auchMel hatte London inzwischen verlassen. Ihr Besuch im Mutterhaus war nur von kurzer Dauer gewesen. Jetzt weilte sie sicher schon wieder auf der Isle of Dark, oder zumindest ganz in deren Nähe. Ob sie sich Lucien wirklich wieder anschloss, wusste er nicht, hielt es aber zumindest für möglich. Damit war sie dann sicher noch schlechter auf ihn zu sprechen, denn dass sein Dunkler Vater ihn lieber tot als lebendig sehen wollte, war ihm bewusst. Okay, er hatte sicher ein wenig über die Stränge geschlagen, aber musste man aus einer Mücke gleich einen Elefanten machen? Es war doch nichts Schlimmes passiert, er hatte nur gespielt und nie beabsichtigt, den letzten Engel zu verwandeln. Aber der Wettlauf mit Mel bei dem er ihr eigenes Mittel gegen sie einsetzte, war ein unwiderstehlicher Reiz gewesen. Er hätte viel darum gegeben, dass sie nicht nur den bösen Buben in ihm sah. Natürlich war er auch selbst daran Schuld, nachdem er sie als Sterbliche vergewaltigt hatte, aber inzwischen waren die Karten neu gemischt und er verehrte sie regelrecht. Und wie hatte sie es ihm gedankt? Mit Säure!
Dracon verzog verächtlich den Mund und konzentrierte sich dann wieder auf angenehmere Dinge. Wie zum Beispiel einen durchtrainierten Männerkörper, der nur mit einem weißen Handtuch um die Hüften aus dem Badezimmer kam. Die leicht gebräunte Haut schimmerte noch feucht, das nasse Haar hing Warren wild um den Kopf. Dracons Atem ging schneller. Seine feine Nase nahm den würzigen Duft bis nach draußen wahr. Sein Blick fixierte den pochenden Puls an der Kehle, ehe er über die muskulöse Brust und den Sixpack tiefer wanderte. Was sich wohl unter dem weißen Tuch verbarg? Er malte es sich in Gedanken aus, sein Herzschlag beschleunigte sich augenblicklich und Lust erwachte in seinen Lenden.
Wie konnte man so ein Prachtexemplar nur ablehnen? Das musste er Mel bei nächster Gelegenheit unbedingt fragen, wenn sie wieder aus Florida zurück war. Doch wie er über einige Umwege erfahren hatte, konnte das durchaus noch ein Weilchen dauern, denn ein gewisser Dr. Steven Blenders, der bei Lucien seit Jahren ein und aus ging, hatte offensichtlich das Interesse der kleinen Hexe erweckt. Und das, wo er aus der Blutslinie des Bruders stammte. Dracon lachte in sich hinein. Er kannte den Reiz, den Melissa ausstrahlte und er wusste auch von ihrem Feuer. Eine sehr interessante Entwicklung, die sich da abzeichnete. Er glaubte nicht, dass die beiden auf Dauer die Finger voneinander lassen konnten. Darum verstand er auch noch nicht ganz, warum Lucien sie einander vorgestellt hatte und damit bewusst ein großes Risiko einging. Das war sonst nicht seine Art. Wenn der Lord mal nur nichts im Schilde führte.
Aber was ging es ihn an. Außer, dass es ein netter zusätzlicher Dorn war, mit dem er Warren Forthys stechen konnte.
Empfange meine Gaben
Welodan an seiner Seite gab ihm Sicherheit. Nachdem er den Raum mit dieser fürchterlichen Zelle, die ihn seiner Kraft beraubt hatte, hinter sich ließ, führte ihn
Weitere Kostenlose Bücher