Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
dass ein Vermischen beider Blutlinien aus medizinischer Sicht ungefährlich wäre.“
„Was?“ Diese Aussage traf mich wie ein Schlag.
„Hat er dir etwa noch nicht davon erzählt? Von seinen Forschungen? Pass auf, Mel. Du kennst Steven nicht. Lass dich nicht von ihm zum Versuchskaninchen machen.“
Ich schluckte. Das würde er doch nicht tun, oder etwa doch? „Was für Forschungen sind das?“
Lucien grinste mich höhnisch an, denn es war ihm ganz offensichtlich eine Genugtuung, mich verunsichert zu haben.
„Frag deinen heißen Lover doch am besten selbst. Dann habt ihr auch eine Alternative der Abendgestaltung bei eurem nächsten Treffen, die uns nicht alle in Todesgefahr bringt.“
Während ich mich noch mit der Frage beschäftigte, was Steven da wohl untersuchte, ging Lucien bereits zum nächsten Thema über, vermutlich, um sich nicht noch mehr in Rage zu steigern.
„Was ist eigentlich mit dem Untergrund und diesem Sir Maxwell. Seid ihr weitergekommen?“
Wie viel sollte ich ihm erzählen? Wenn es nach Franklin ging, sicher gar nichts. Aber ich wusste Luciens Erfahrungen und sein Jahrtausende altes Wissen zu schätzen. Wir konnten jede Hilfe brauchen.
„Es wurde eine Schriftrolle aus der österreichischen Staatsbibliothek entwendet. Von einem Luchsar. Ich glaube, das war Goshwa und das Papyrus war seine Aufgabe.“
„Mhm“, machte Lucien nachdenklich. Seine Wut schien verflogen. „War es die vermeintlich noch nicht entschlüsselte?“
„Ja, woher …?“
Er winkte ab. „Ihr seid eben doch nicht so allwissend, wie ihr immer gerne glaubt. Es gibt etliche, die diese Schriftrolle längst übersetzt haben, nur arbeiten sie nicht mit Menschen zusammen. Schon gar nicht mit der Ashera.“
Grinsend goss er sich ein Glas Blutwein ein und fühlte sich wieder ganz in seinem Element. Ich hasste es, wenn er sich bewusst jedes Stückchen Wissen aus der Nase ziehen, mich darum betteln ließ. Vor allem, wo er doch wusste, was auf dem Spiel stand.
„Lucien, was weißt du über die Schriftrolle?“
Er nippte an seinem Wein, beobachtete mich aus schmalen Augen über den Rand des Kristallkelches hinweg.
„Was habe ich davon, es dir zu sagen,
thalabi
?“
Ich stöhnte. „Bitte, lass deine Spielchen. Oder ist es dir auch lieber, Darkworld zu öffnen?“
Beleidigt verzog er den Mund. „Ich denke, dazu habe ich meine Meinung bereits kundgetan. Es sind noch nicht genug Dämonen darin eingeschlossen. Also gut, aber ich hoffe, du übermittelst deinem hochgeschätzten Vater, von wem du die Informationen hast. Er schuldet mir dann nämlich was.“
Eine leise Stimme warnte mich, dass Franklin bestimmt nicht wollte, mit irgendetwas in Luciens Schuld zu stehen. Aber wir brauchten die Informationen dringend. Da musste man Opfer bringen.
„Ich werde es ihm sagen.“
Sein Grinsen gefiel mir nicht. Es war so berechnend, dass mir ein kalter Schauer über den Rücken lief. Lucien forderte eine Schuld stets ein und er passte immer den richtigen Zeitpunkt ab, um den Preis möglichst hoch zu machen.
„Die Schriftrolle enthält alle Informationen, die man über Darkworld und die vielen Möglichkeiten das Tor zu öffnen haben muss.“
Sein Gesichtsausdruck sagte mir, dass er noch mehr besaß, was er in die Waagschale werfen konnte. Die Übersetzung vielleicht?
„Frag deinen Vater, was ihm eine Kopie und der Anfang der Übersetzung wert sind,
thalabi
. Vielleicht bin ich geneigt, die Ashera zu unterstützen.“
Mir blieb der Mund offen stehen. Ob seiner Dreistigkeit, um eine derart wichtige Information zu feilschen und auch, weil er eine Kopie und eine Übersetzung besaß.
„Vergiss nie, dass ich Kaufmann bin, Mel. Ich handele mit Waren. Und auch das hier ist eine Ware. Ihr könnt von Glück reden, dass ich mein Angebot nicht an jemand anderen gemacht habe, dann hättet ihr den Diebstahl nicht einmal bemerkt und wüsstet nicht, was es mit dem Papyrus auf sich hat.“ Nach einem weiteren Schluck Blutwein ergänzte er noch mit süffisantem Lächeln: „Und was es damit auf sich hat, wisst ihr nur deswegen, weil ich dir freiwillig diese Information gegeben habe.“
Freiwillig! Ich schnaubte. Verschenkt hatte er sie nicht gerade. Ich klappte mein Handy wieder auf und rief meinen Vater an.
„Dad, Lucien möchte dich gerne sprechen.“
Mit finsterem Blick reichte ich meinem verdutzten Lord das Mobiltelefon. „Diesen Deal kannst du mit ihm selbst aushandeln. Kaltschnäuzig genug bist du ja.“
Ich verließ den
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