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Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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anderes, herberes. Seines. Zäh und träge floss es von seiner Zunge in meine Kehle und mein Körper reagierte selbständig, schluckte die begehrte Flut, bis sie mich ausfüllte und berauschte.
    Das Unvermeidliche war nicht mehr aufzuhalten. Meine Gedanken überschlugen sich mit dem ersten Brüllen des roten Dämons in mir, der seinen blauen Bruder witterte. Wenn ich jetzt starb, was wurde dann aus dem Schlüssel? Meinem Vater? Warren? Darkworld? Armand?
    Der Schmerz schnürte meine Kehle zu, statt weiter Stevens Blut zu schlucken, würgte ich es krampfhaft wieder hervor. Meine Nägel krallten sich tief in sein Fleisch, jetzt kämpfte auch er nicht länger gegen die Qual, die inzwischen wohl auch zu stark geworden war. Aber er ließ mich immer noch nicht los. Die Bilder in uns glichen den äußeren. So wie wir uns aneinander klammerten, so hielten sich auch die beiden Dämonen umschlungen. Allerdings mit weit weniger Zärtlichkeit und sehr viel schlechteren Absichten. Ihre Krallen aus Rauch zerfetzten die wabernden Leiber, der Schmerz nahm uns beiden fast den Verstand. Ich hörte Steven keuchen, es klang endlos weit weg. Meine rote Kreatur riss ihr Maul auf und schnappte nach dem Kopf ihres blauen Gegenübers, das sich jedoch seinerseits in den roten Brustkorb verbiss. Die Pein wurde so stark, dass ich bald kein klares Bild von diesem Kampf mehr vor Augen hatte. Es war ein einziges Durcheinander von Gliedern, die grotesk zuckten, sich von Körpern lösten und neu zusammenfügten. Meine Haut glühte unter dem Fieber dieses Kampfes und Stevens Körper war nicht minder heiß. Ich zweifelte nicht daran, dass wir in wenigen Augenblicken in Flammen aufgehen würden und eigentlich war ich sogar froh darüber, denn damitwürde das Martyrium, das meinen Körper schier zerriss, ein Ende finden.
    Doch dann geschah etwas Unvorstellbares. Der Kampf in unserem Inneren sprang nach außen über. Ich wusste kaum, wie mir geschah, doch mit einem Mal ging ich mit meinen Krallen und Zähnen auf Steven los, schleuderte ihn von mir und statt verblüfft zu sein, konterte er augenblicklich mit einem Gegenangriff. Seine gefletschten Zähne wirkten größer und bedrohlicher, seine Augen glühten in intensivem Blau, blendeten mich.
    Wir brüllten beide so laut, dass ich dachte, mein Trommelfell müsse reißen. Wie in Zeitlupe sah ich vor meinem inneren Auge die beiden Blutdämonen aufeinander zuspringen, mit aufgerissenen Mäulern, aus denen der Geifer in langen Fäden von den Fängen tropfte. Sie verbissen sich ineinander, schienen sich gegenseitig verschlingen zu wollen und aus dem Blau und Rot wurde ein düsteres Purpur.

     
    Armands Muskeln schmerzten und der Geruch verbrannten Fleisches, der die Luft schwängerte, raubte ihm den Atem, auch wenn er beharrlich ignorierte, dass er selbst Ursache desselben war. Er keuchte vor Anstrengung, obwohl die Hitze unerträglich in seinen Lungen brannte. Auf seinem nackten Oberkörper hatte sich ein feiner Schweißfilm gebildet, der seine Haut fast ebenso glänzen ließ, wie die des Schattenjägers, der ihnen vor zwei Jahren bei ihrem Kampf gegen die Ammit geholfen hatte. So wenig wie er dem Metallkrieger auch abgewinnen konnte, gerade jetzt wäre er über sein Auftauchen mehr als nur erfreut gewesen, denn mit seiner Hilfe hätte er zumindest eine kleine Chance gehabt, diese Mauer aufzuhalten. Nur noch ein paar Zentimeter, und die Eisendornen würden sich in seinen Rücken bohren, sich tief in sein Fleisch graben, bis er schließlich zwischen ihnen und der Steinwand zerquetscht und gleichzeitig gegrillt wurde.
    Es musste einen Ausweg geben.
    Hektisch schaute er sich um, überall nur Schwärze, am einen Ende begrenzt von dem Gittertor, das andere lag außerhalb seiner Reichweite in der Finsternis. Er hob den Kopf, versuchte angestrengt über sich etwas zu erkennen. Die Steinwand konnte sich schlecht ohne Antrieb bewegen und der musste irgendwo versteckt sein. Vielleicht bot sich dort ein Fluchtraum für ihn. Er konnte nicht sagen, ob es eine optische Täuschung oder verzweifelte Hoffnung war, aber er glaubte, am oberen Ende der Wand einen schmalen Spalt zu erkennen. War der groß genug, um sich hineinzuzwängen? Es sah von unten nicht so aus, doch ihm blieben nur noch Sekunden, ehe er aufgespießt wurde.
    Unter Mobilisierung seiner letzten Kraftreserven stieß er sich vom Boden ab und schoss in die Höhe. Er bekam gerade so die obere Kante der Wand mit einer Hand zu fassen, rutschte mit der zweiten ab,

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