Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
Vom Netzwerk:
allem auch danach sehnte, ihn wiederzusehen. Wir hatten nach dem Bluttausch kaum noch miteinander reden können, weil ich so schnell abgereist war.
    Lucien war ebenfalls bereit zu kommen, denn er wollte die Schriftrolle lieber selbst vorbeibringen, statt dem menschlichen Postwesen zu vertrauen. Er und Steven würden gemeinsam anreisen, was mich zumindest dahingehend beruhigte, dass das Thema Fluch und Gesetzesbruch nicht mehr zur Debatte stand. Es hatte von nirgendwo Konsequenzen oder auch nur Fragen gegeben. Geradezu lächerlich, dass es über Jahrtausende die Vampire der Welt in Schach gehalten und die Geschwisterlinien rein gehalten hatte.
    An Jenny war kein Herankommen mehr seit dem Gespräch im Garten. Sie schottete sich völlig ab, redete nicht mehr mit uns, verhielt sich sogar ausgesprochen störrisch und giftig. Franklin machte sich große Sorgen darüber, wenn er es mir gegenüber auch herunterspielte. Rührte es vom Kind her, oder war noch etwas anderes geschehen, nachdem wir sie in ihr Zimmer geschickt hatten? Wir wussten es nicht. Müde rieb ich mir die Augen.
    „Vielleicht können wir mehr Klarheit finden, wenn die anderen da sind.“
    Ein Zittern durchlief meinen Vater, als er an Lucien und den ihm unbekannten Vampir-Chirurgen dachte. Mit meinem Lord hatte er schon einige unheimliche und nicht ganz erfreuliche Begegnungen. Steven kannte er nicht einmal, wusste nicht, ob er ihn fürchten musste, welcher Charakter sich in ihm verbarg. Ich hatte ihm erzählt, was zwischen uns geschehen war, um allen Peinlichkeiten und Missverständnissen vorzubeugen. Seine Meinung darüber war nicht gerade die Beste, versetzte sie ihn doch selbst im Nachhinein noch in eine unmenschliche Angst mein Leben betreffend. Die beiden wollten nach London kommen, sobald Steven den Urlaub genehmigt bekam. Da sah man wieder, was es hieß, ein normales Leben zu führen als Bluttrinker. Lucien hätte noch in derselben Nacht kommen können, so aber mussten wir ein paar Tage warten.
    „Hoffentlich täuschst du dich nicht in diesem Dr. Blenders. Wenn er Jenny …“
    Ich seufzte resigniert und versicherte ihm zum hundertsten Mal, dass Steven ihr kein Haar krümmen würde.
    „Er hat den hippokratischen Eid geleistet und hält ihn in der Klinik sehr gut ein, wie sein Ruf beweist. Außerdem ist er der Einzige, der vielleicht noch Rat weiß. Wir haben zu dritt alle Schriften durchgesehen, die uns weiterhelfen könnten, ohne Erfolg. Wir tappen zu sehr im Dunkeln. Er ist womöglich Jennys letzte Hoffnung.“ Nach einer Pause fügte ich noch hinzu: „Und dir wird er auch nichts tun.“
    „Ja, ich weiß“, sagte er.
    Sein Lächeln war nicht echt. Der Schmerz, der mit einherging, nicht zu übersehen. Er tätschelte mir die Hand, sagte aber kein Wort mehr. Ich hörte, wie er leise die Tür hinter sich schloss. Dann war ich allein, das Feuer im Kamin nur noch ein Glühen. Ich saß in der Finsternis und rührte mich nicht, bis der Horizont sich grau färbte. Allein in meine Gedanken versunken und voller Angst vor morgen Nacht. Vor dem, was Steven als Diagnose stellen würde.

     
    Der Wind bauschte die Vorhänge am Fenster zu gespenstischen Gebilden, strich tiefer ins Zimmer hinein und kühlte seine erhitzte Haut. Warren lag auf seinem Bett, bekleidet mit einer Boxershorts und einem T-Shirt. Ein Fieber wütete in ihm, er brauchte nicht zu fragen, woher es rührte. Das Blut. Dracon hatte ihn letzte Nacht viel trinken lassen. Es brannte in ihm und aller Ekel, den er empfunden haben mochte, ebenso wie der Schmerz in seinem Handgelenk, wurde bedeutungslos gegen dieses Fieber, diese Sehnsucht Dracons Hände wieder auf seinem Körper zu spüren, von seinen Lippen geküsst zu werden, seine Fänge tief in seiner Haut zu fühlen. Es war surreal. Er war nicht schwul, hatte noch nie erotisch an Männer gedacht und sich gehasst dafür, dass seine Gegenwehr nicht stärker ausgefallen war. Aber unter all das mischte sich ein anderes, stärkeres Gefühl.
    Unruhig warf Warren den Kopf hin und her, Schweißperlen rannen über seinen Körper. Er fühlte die Blicke des Vampirs auf sich, für einen Moment noch Traum, im nächsten jedoch das Bewusstein von echter Nähe, bestätigt durch Dracons leises Lachen.
    „Ah, mein Schöner, du erwartest mich bereits, nicht wahr?“
    Das Bett gab ein wenig nach, als er sich neben Warren setzte, der kaum wagte, seine Augen zu öffnen. Als er es schließlich tat, war das sanfte Braun von Dracons Iris ganz nah, erschien im

Weitere Kostenlose Bücher