Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
Verlangen und reagierte auf jede noch so leichte Berührung, jeden Kuss, jedes Wort. Dracon berauschte ihn, nährte all seine Sinne gleichzeitig, gab ihm mehr, als er jemals in den Armen einer sterblichen Partnerin gefunden hatte. Er fragte nicht einmal, wohin Dracon ihn entführt hatte, war sich kaum sicher, dass sie Gorlem Manor verlassen hatten. Sein ganzen Denken und Fühlen war auf diesen überirdischen Mann fixiert, der jetzt seine Kleider abstreifte, bis er nackt in seiner ganzen Pracht vor ihm stand. Er liebte diesen sehnigen, schlanken Leib, die samtenen Augen, die in seine Seele blickten, das rauchige Timbre der einlullenden Stimme. Er war ihm verfallen, diesem dunklen Engel, der ihn mit glühender Pein wie mit süßen Qualen gleichermaßen zu foltern verstand.
„Du willst diesen Schmerz, nicht wahr? Du sehnst dich danach.“
„Ja.“
Seine Stimme war nur ein Keuchen, klang fremd in seinen Ohren. Er ließ den Blick über die schwarzen tätowierten Schlangen gleiten, die ihm so lebendig erschienen wie echte. Zaghaft berührten seine Finger die glatte Haut, fuhren die schuppigen Leiber nach, zogen sacht an den Ringen in den Brustwarzen, bis der Vampir leise und wohlig stöhnte. Warrens Körper war über die Maßen empfänglich für Dracons Reize, doch der spielte mit ihm, hielt ihn immer weiter hin. Er drängte seinen Hintern gegen die Lenden seines unsterblichen Gespielen, spürte, wie der sich an ihm rieb, ihn aber doch nicht nahm. Aus vielen kleinen Bissen trank er nur wenig Blut, gab Warren jedoch wie versprochen genug vom verbotenen Nektar, um den angebrochenen Knochen binnenSekunden völlig auszuheilen. Ein merkwürdiges Gefühl, das unter seiner Haut prickelte und pulsierte.
Er war bereit, sich sogar so weit zu erniedrigen, dass er darum bettelte, ihn endlich in sich zu spüren. Seine gierigen Hände hinterließen Spuren auf der bronzenen Haut, die so ungewöhnlich für einen Unsterblichen war. Seine Lippen lechzten danach, in Besitz genommen zu werden. Er bog den Kopf weit zurück, präsentierte seine verletzliche Kehle und endlich gab Dracon nach. Der Schmerz erschreckte ihn, so tief stießen die Fänge diesmal zu, gleichzeitig mit dem samtenen Speer, der ihn teilte und ausfüllte. Es flimmerte vor seinen Augen, je größer der Blutverlust wurde, doch das Gefühl des Saugens an seiner Kehle war zu schön, um sich davon lösen zu wollen. Die bunten Lichter wurden dichter, verschwammen ineinander und verwandelten sich schließlich zu schwarzem Nebel, der seinen Verstand einhüllte und in den Wonnen eines Höhepunktes sein Bewusstsein völlig auslöschte.
Ich hasste dieses Gefühl, das wie eine Ratte in meinem Inneren nagte, sich durch meinen Körper schlängelte und mich vergiftete. Warum sandte Dracon mir eine Nachricht? Noch dazu über einen Eilboten mitten in der Nacht. Ich war froh, dass Franklin längst schlief und Maurice bei weitem nicht so gründlich vorging, wie John es immer getan hatte. So erreichte mich der Zettel ungelesen von fremden Augen.
„Komm in meine Wohnung. Du weißt ja noch, wo das ist. Ich habe ein Geschenk für dich.“
Dieser falsche Hund. Angst saß mir im Nacken und schloss ihre kalte Faust um mein Herz. Warrens Zimmer hatte ich leer vorgefunden, die Laken zerwühlt. Falls er sein Wort gebrochen und ihn verwandelt hatte, pfiff ich auf das Amulett mit seinem Haar und seinem Blut, das an meinem Hals baumelte. Wie eine Furie schoss ich durch den nächtlichen Himmel über London, ohne darauf zu achten, was manche Passanten sahen oder wofür sie es hielten. Selbst Schuld, wenn man zu so später Stunde noch unterwegs war. Meine Gedanken kreisten einzig um Warren.
Als ich in Dracons Wohnung ankam, fand ich meine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Es glich einem Schlag in die Magengrube, der mich beinah in die Knie zwang. Schon die selbstgefällige Art mit der er mich hereinbat, ließ nichts Gutes ahnen. Er stellte seinen nackten Oberkörper mit den durchstochenen Brustwarzen und den beiden schwarzen tätowierten Schlangen bewusst zur Schau, wartete, wie ich auf ihn reagierte. Offenbar enttäuschte ihn, als ich seine Aufmachung schlicht übersah, doch meine Sinne waren mit anderem beschäftigt. Ich roch den herben Moschus erlebter Lust und hörte den vertrauten Klang von Warrens Herzen.
Ich stürzte ins Schlafzimmer, verharrte in der Tür, unterdrückte mühsam ein Keuchen. Was hatte dieser verdammte Mistkerl getan? Das Laken war mit Blut getränkt, Warrens
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