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Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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von mir fort. Mit Genugtuung sagte ich mir, dass Dracon hinterher den Dreck wegräumen konnte, der von Warrens Sterblichkeit noch blieb. Er hatte auch nichts anderes verdient. Ich hielt meinen Freund im Arm, bis die Wellen der Qual flacher wurden, sein Atem ruhiger und er in einen erschöpften Schlummer fiel. Anders als ich oder Ivanka kostete ihn die Wandlung zu viel Kraft und raubte ihm das Bewusstsein. Das allein zeigte sein Defizit. Er war nicht wie wir, nicht stark genug, doch ich kämpfte die Zweifel nieder, die niemandem halfen. Dracon hatte auch überlebt, wenn ich der Welt auch alles wünschte, aber keinen zweiten Vampir wie ihn.
    „Er kann bei mir bleiben“, schaltete er sich in diesem Moment wie aufs Stichwort ein.
    „Wozu?“, schnappte ich. „Wir können ohnehin nicht verbergen, dass es geschehen ist. Je eher Franklin es erfährt, desto besser. Warren ist und bleibt ein Kind der Ashera. Er wird weiterhin in Gorlem Manor leben, das ist sein Zuhause.“ Ich machte eine kurze Pause, seufzte tief und fuhr dann fort. „Ich werde Franklin sagen, dass ich es allein war. Das macht es einfacher für ihn.“
    Dracon verzog spöttisch die Lippen, widersprach aber nicht. Seine Selbstzufriedenheit ekelte mich an. Ein wirklich stolzer Vater, der mir Galle in die Kehle trieb.
    „Verschwinde“, sagte ich betont ruhig, obwohl es in mir brodelte wie in einem Hexenkessel.
    „Was?“ Verdutzt schaute er mich an. Zumindest war das Grinsen von seinen Lippen verschwunden.
    „Hau ab, Dracon, oder ich vergesse mich. Hiermit bist du einen Schritt zu weit gegangen. Das verzeihe ich dir nie.“
    Er schnaubte ungehalten. „Du hast ihn verwandelt, nicht ich.“
    „Du hast mir keine Wahl gelassen! Tod oder Verdammnis. Ich weiß nicht, welche Wahl die bessere gewesen wäre, nun ist es geschehen. Aber komm mir nie wieder unter die Augen, hörst du? Du bringst nur Leid. Lucien hast du verlassen, obwohl er dich wahrhaft liebte und dir alles gab, was du wolltest. Deine Gefährten hast du getötet, sobald du ihrer überdrüssig wurdest, nur damit sie sich keinem anderen zuwenden. Leonardo hast du ermordet aus Sorge, dass er den Platz bei Lucien einnehmen könnte, den du nicht haben wolltest. Und jetzt hast du Warren zu einem Schicksal verdammt, das er vermutlich nicht ertragen kann. Du taugst zu gar nichts. Denkst nur an dich. Du bist einfach nicht fähig, etwas für andere zu tun. Auf etwas zu verzichten, damit es anderen gut geht. Du bist und bleibst ein egoistischer Bastard.“
    Nur seine bebenden Lippen und die zuckenden Wangenknochen verrieten, was in ihm vorging. Doch es war mir gleich. Ich nahm Warren in den Arm, der noch immer tief und fest schlief, und verließ Dracon in der Hoffnung, dass er tatsächlich nie wieder meinen Weg kreuzte. Die Enttäuschung über seine List und Berechnung ließ eine Leere in mir zurück, von der ich nicht wusste, wie ich sie wieder füllen sollte. Mir wurde klar, wie viel mir der Drache trotz all seiner Taten bedeutet hatte, wie nahe wir uns standen. Nicht nur wegen dem Blut, mit dem Kaliste uns aneinander band. Doch das war jetzt vorbei. Diesmal gab es keine Rechtfertigung mehr für sein Handeln. Ich hatte den Glauben, den ich an ihn gewonnen hatte, durch Warrens Wandlung verloren.
    Franklin war schockiert, als ich ihn mit knappen Worten davon in Kenntnis setzte, dass auch Warren nun zu den Unsterblichen gehörte. Wenigstens bestand er nicht darauf, ihn sofort zu sehen, weil die Dämmerung schon nahte und er noch immer schlief. Ich versprach meinem Vater, ihn zu ihm zu bringen, sobald wir in der folgenden Nacht von der Jagd zurückkamen. Es tat mir leid, ihn mit diesem Wissen ohne nähere Erklärungen allein lassen zu müssen, aber Warren war jetzt wichtiger. Ich wollte ihn nicht lange allein lassen, hatte noch keine genaue Vorstellung wie er sich verhielt, sobald er erwachte. Mein Quartier im Keller genügte für uns beide, morgen sahen wir dann weiter. Ich nahm ihn fest in die Arme, bettete sein Haupt auf meiner Brust und streichelte durch sein Haar, bis auch mich die Starre des Tages überfiel. Hoffentlich hatte Dracon London bereits verlassen, wenn wir uns wieder erhoben. Mir war lieber, er zog sich kampflos zurück. Eine Konfrontation zwischen ihm und mir hätte Warren nicht gut getan.
    Bei meinem Erwachen zeigte mein Dunkler Sohn noch immer kein Zeichen, dass er wieder zu sich kam. Ich begann, mir Sorgen zu machen, war hin und her gerissen, ob ich bei ihm warten oder nach oben zu

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