Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
Verfassung befand. Das war dumm von ihm gewesen. Dracon liebte ihn, er hatte ihn erwählt, gerettet und gelehrt, mit dem Blutdämon umzugehen, den er immer besser kontrollierte. Wenn sie gemeinsam durch Londons Straßen zogen, beherrschte die Gier ihn nicht länger. Er fühlte, wie seine Kraft wuchs, es ihm immer leichter fiel, sich zu zügeln und sogar nächtelang keinen Tropfen Blut zu trinken.
Ein paar Mal begegneten sie Mel und Armand, die offenbar viel Zeit mit ihren neuen Freunden aus dem Untergrund verbrachten. Das hätte er nie von ihr gedacht. Es enttäuschte ihn, versetzte ihm einen Stich. Sie war doch seine Heldin, zu der er aufschaute.
Noch immer riet sie ihm davon ab, nach Gorlem Manor zu gehen. Erklärte, dass Franklin viel um die Ohren hatte und er noch Geduld haben sollte. Wenigstens sprach sie mit ihm. Wenn sie eine innere Distanz zu ihm wahrte, so bemerkte man davon nach außen nichts. Das wäre auch nicht Mels Art gewesen.
Armand hingegen beäugte ihn misstrauisch und ließ ihn spüren, dass er unerwünscht war. Es wunderte ihn nicht. Er hatte schon zu Lebzeiten ein Problem mit ihm gehabt, und jetzt war er Dracons Sohn. Warren wusste, dass Armand seinen dunklen Vater in die tiefste Hölle wünschte. Vor allem, weil ihn und Mel etwas verband, an dem ihr Verlobter niemals Anteil haben würde. Der Gedanke gefiel ihm. Sie waren eine kleine Familie, da konnte auch Armand nichts dran ändern. Mel wusste es, sie hatte immer einen Platz bei ihm und Dracon. Ein Lächeln spielte um seine Lippen, während er darüber nachdachte und sich an die Blicke erinnerte, die Armand ihnen zuwarf, wenn Mel bei ihnen stand.
„Na, angenehme Träume?“ flüsterte Dracon und küsste sein Ohrläppchen, saugte es in den Mund und knabberte.
Warren überlief ein angenehmer Schauer. Wohlig rekelte er sich in den Armen seines Geliebten und dunklen Vaters, sonnte sich in der Geborgenheit seiner Nähe. „Ja, kann man so sagen.“
Dracons Arme legten sich fester um seinen Leib und zogen ihn an den muskulösen Körper in seinem Rücken. „Ich bin froh, dass es dir wieder gut geht. Es war die richtige Entscheidung, hierherzukommen und zu bleiben, obwohl du dich anfangs fremd gefühlt hast.“
„Mhm“, machte er. In der ersten Zeit hätte er alles dafür gegeben, zurück nach Rom zu gehen. Jetzt fühlte er sich wieder zu Hause. Wenn er nur noch ein bisschen Geduld hatte, würde sich auch die Sache mit Franklin wieder einrenken. Gorlem Manor fehlte ihm. Warren hatte dort viel gelernt, ohne den Drill des MI5. Was seine früheren Kollegen wohl jetzt machten? Jagten sie dem PU hinterher, ohne es zu ahnen und wunderten sich, warum sie keinen davon zu fassen bekamen?
Er schürzte die Lippen und dachte über das nach, was er an den Treffpunkten hörte. So übel waren diese Kerle offenbar nicht. Mel würde wissen, was sie tat, wenn sie sich mit denen abgab. Überall auf der Welt gab es schwarze Schafe, so wie diesen Sylion. Eigentlich waren Alwynn und Rugo ganz okay. Außer dass sie mit Armand befreundet waren.
Von Mel wusste er, dass auch Steven Kontakte und Freunde im Untergrund hatte. Er war ein netter Kerl. Ohne ihn wäre er wahnsinnig geworden in den ersten Tagen nach der Wandlung.
„Wenn du nicht aufhörst zu grübeln, geht der Rauchmelder gleich los“, neckte Dracon und schlug die Decke zurück, um aufzustehen.
Er schlenderte zum Kühlschrank, um eine Blutkonserve herauszuholen und warmes Wasser darüberlaufen zu lassen. Dabei bot er einen betörenden Anblick. Jeder Muskel seines Körpers war wie von Künstlerhand in Perfektion modelliert. Seine gebräunte Haut – ein Erbe seines farbigen Vaters und der Zeit, in der er mit Mels Elixier nach den Engeln der Nacht gesucht und sich der Sonne preisgegeben hatte – schimmerte im diffusen Licht, das durch die Fenster hereinfiel. Die großen schwarzen Schlangen auf seinen Armen schienen lebendig, ihre Zungen die dunklen Brustwarzen zu kosen.
Es erregte Warren, Dracons Bewegungen zu verfolgen, sich vorzustellen, wie er mit derselben kontrollierten Kraft und Geschmeidigkeit seinen Körper in Besitz nahm. Dracon war einfach verboten schön. Er hatte eindeutig mehr zu bieten als Armand mit seinem blassen Leib.
Aber immerhin, solange Mel bei ihrem Verlobten blieb, gehörte Dracon ihm allein. Die Menschen, an denen er bei der Jagd seinen Hunger stillte, zählten nicht.
Dracon kam zurück und reichte ihm ein Glas. Das Blut war nur handwarm, aber das störte ihn nicht. Er hatte
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