Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
ohnehin nur Augen für Dracon. Er gehörte zu ihm, daran würde niemand jemals wieder etwas ändern können. Bis zum Tod. So was Ähnliches hatte er doch gesagt.
„Auf unsere teure Mel.“ Grinsend stieß Dracon sein Glas gegen Warrens. Mit einem Mal schmeckte das Blut schal und bitter, als wäre es schon zu lange … tot.
„Wenn du dich entscheiden müsstest, wem stündest du näher?“, wollte Warren wissen.
Dracon runzelte die Stirn und grinste. „Entscheiden? Wofür?“
„Zum Beispiel zwischen Mel und mir.“ Er konnte ihm nicht in die Augen sehen, wusste, wie absurd die Frage war, doch sie nagte an ihm.
„Was soll die Frage? Sei nicht albern, Warren, so eine Wahl wird es nie geben.“
„Und wenn doch?“, beharrte er.
Mit einem Seufzer beugte Dracon sich vor und küsste ihn auf den Mund. „Ich liebe dich“, antwortete er und blickte ihm tief in die Augen. Wärme flutete in Warrens Herz und er lächelte zufrieden und erleichtert. „Aber Melissa liebe ich ebenfalls. Das kann man weder vergleichen noch gegeneinander aufwiegen.“
Zum Glück kehrte er ihm den Rücken zu und sah so nicht, wie tief ihn diese Worte verletzten. Warren stellte das Glas beiseite und zog sich die Decke über die Schultern.
„Denk nicht so viel nach, mein Schöner. Die Ewigkeit bietet genug Platz für euch beide in meinem Herzen.“
„Natürlich. Entschuldige.“
Ein nachsichtiges Lächeln lag auf Dracons Zügen, als er zu Warren zurückkehrte und neben ihm unter die Decke schlüpfte. „Ich mache mir auch Gedanken, aber gewiss nicht, ob sich irgendwer zwischen dem einen oder anderen entscheiden muss. Wir sind Vampire.“
„Bist du nie eifersüchtig auf Armand?“
„Ich kann ihn nicht ausstehen. Das ist etwas anderes.“
Er fing an, ihn zu küssen. Gott, er küsste so gut, dass er sowieso alles andere vergaß. Dracons schlanke Finger gingen auf Wanderschaft über Warrens Körper. Liebkosten die dunklen Striemen, die er ihm wenige Stunden zuvor während ihrem Akt zufügt hatte. Sie verblassten bereits wieder, obwohl sie heftig geblutet hatten, als Dracon ihm seine Nägel ins Fleisch schlug. Er liebte diesen Schmerz. Gierig beugte er sich vor, nahm einen der Ringe in den Mund, mit denen Dracons Brustwarzen durchstochen waren, und zog sanft daran, bis sein Geliebter zischend die Luft einsog. Erst dann ließ er wieder los.
„Mich interessiert viel mehr dieser Sangui, der jetzt bei den beiden ist“, merkte Dracon an, ohne seine Zärtlichkeiten zu unterbrechen.
Der Dämonenjäger war Warren ebenfalls ins Auge gefallen. Armand hatte ihn als einen Freund vorgestellt und sich im PU für ihn verbürgt. Sehr leichtsinnig, wie er fand. Entweder er gehörte zu ihren Feinden, oder er betrog die Sangui. Beides machte ihn nicht vertrauenswürdig. Aber vielleicht hatte er andere Qualitäten, die Armand an ihm zu schätzen wusste. Er wirkte jedenfalls sehr vielversprechend, was man so an Muskeln sehen konnte. Warren mochte diese grobschlächtige Kraft nicht, aber die Geschmäcker waren verschieden. Wie Mel wohl darüber dachte? Oder hatten sie und Armand ihre gewählte Monogamie tatsächlich aufgegeben?
Dracon lenkte seine Gedanken ab, indem er seine Hand zwischen Warrens Schenkel schob und gleichzeitig seine Fänge langsam in die Kehle nahe der Halsschlagader senkte. Stöhnend bog er sich seinem dunklen Vater entgegen, öffnete sich für ihn und seine sinnliche Gedanken. Doch Sekunden später glaubte er, ihm würde der Boden unter den Füßen entzogen, denn in Dracons Gedanken sah er nur ein Bild. Mel!
Auf Messers Schneide
B lue warf zwei Aspirin in seinen Coffee-to-go. Es schmeckte zwar beschissen, würde aber hoffentlich die hämmernden Kopfschmerzen vertreiben, die ihn heute Morgen quälten.
Ein verdammter Mist, was da abging. So viel kriminelles Potenzial hätte er Rybing nicht zugetraut. Jemandem die Wohnung auszurauben und Beweise zu fälschen, um den eigenen Hals aus der Schlinge zu ziehen. Aber er steckte auch verdammt tief mit drin, wenn er an die beiden Knarren dachte, von denen eine in gefährlichen Händen war. Was sollte er tun? Innerlich hatte er sich längst für eine Seite entschieden, denn er mochte Armand und Melissa. Auch Franklin hatte seine Sympathie, und nicht zuletzt war da noch Lucien, mit dem er einen Deal hatte. Insofern sprach sein Gefühl eine deutliche Sprache, wenn nur sein Verstand nicht dagegengehalten hätte. Er war zu weit gegangen, um noch einen Rückzieher zu wagen. Und er brauchte
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