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Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)

Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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im Falle dessen Todes übernehmen sollte, doch das Verhältnis zwischen ihm und seinem Schwiegervater litt unter den Umständen von Joannas Tod und wie Carl mit der Situation danach umging. Seine Gleichgültigkeit – auch in Bezug auf seine Enkeltochter – und seine Sturheit entflammten in Franklin einen Hass, der einen gefährlichen Plan in ihm reifen ließ. Carl hatte ihm damals gesagt, wenn er Oberhaupt von Gorlem Manor würde, könnte er es verstehen. Bis heute widerlegte Franklin diese Aussage. Er hatte es damals nicht verstanden und er tat es heute nicht. Sein Herz stand letztlich über seiner Loyalität für den Orden. Jede einzelne Entscheidung, die er in seiner Pflicht als Vater von Gorlem Manor und gegen sein Gewissen getroffen hatte, blieb eine schwärende Wunde in seinem Inneren, deren Schuld ihn irgendwann in die Knie zwingen würde. Er hatte wenige solcher Entscheidungen getroffen, bereute sie alle. Nur eine einzige nicht. Die, mit der er Carl vom Thron gestoßen und seinen Platz eingenommen hatte. Mit Armands und Johns Hilfe, für einen sehr hohen Preis. Wie hoch, wurde ihm in den letzten Tagen richtig klar.
    John! Franklin hatte ihn eingeweiht, ehe er Ordensleiter wurde, lange bevor das Magister John für eine potenzielleNachfolge bestätigte. Nur so war es ihnen gemeinsam gelungen, Carls Pläne zu durchkreuzen, Franklin aufgrund wachsenden Misstrauens von der Nachfolge auszuschließen. Es war gefährlich gewesen und sie hatten beide gewusst, dass sie möglicherweise mit ihrem Leben spielten, wenn man sie erwischte. Am Ende gab der Erfolg ihnen recht – und Carl ein verdientes Grab.
    „Franklin?“
    Er war so in Gedanken versunken, dass er nicht bemerkt hatte, wie William sich verabschiedete. Maurice stand allein vor ihm und hielt ihm auffordernd die Hand hin. Die Generalschlüssel für das Haupthaus und alle angeschlossenen Gebäude. Natürlich. Wortlos nahm er sie aus seiner Tasche und überließ sie dem Mann, der monatelang seine rechte Hand gewesen war. Nun wurde deutlich, dass er es wohl nicht ohne Grund getan hatte.

Düstere Prophezeiungen
     
    W er mochte das zu dieser Stunde sein? Armand und ich tauschten einen Blick. Hoffentlich kein Sangui oder jemand aus dem Untergrund. Meine Nerven lagen blank. Ich hasste es, ständig in dem Gefühl leben zu müssen, dass hinter jeder Ecke jemand darauf wartete, mich zur Strecke zu bringen. Die Zahl mehrte sich. Dass ich jetzt auch schon in meinen eigenen vier Wänden auf der Hut sein musste, schmeckte mir nicht.
    Armand wollte zur Tür gehen und öffnen, doch ich hielt ihn mit einer Geste zurück. Nein, ich würde mich nicht verkriechen und in Paranoia verfallen. Entschlossen straffte ich meine Schultern und sah nach, wer uns einen Besuch abstattete.
    Vor der Tür stand eine Gestalt in dunklem Mantel, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Eine eiserne Klammer legte sich um mein Herz. Der Gedanke an den Sensenmann, der von Tür zu Tür geht, um die Seelen derer einzufordern, die dem Tod schon zu lange davonlaufen, drängte sich mir auf. Eine Hand mit hageren Fingern glitt nach oben, streifte die Kapuze zurück. Das Gesicht darunter hatte keine Ähnlichkeit mit einem Totenschädel, erschreckte mich aber genauso. Tiefe Narben zeichneten ein ernstes Antlitz, aus dem mich wachsame Augen ansahen.
    „Serena!“
    Mit vielem hätte ich gerechnet, aber sicher nicht damit, Margret Crests Tochter vor meiner Tür zu finden.
    „Hallo Missa. Darf ich reinkommen? Bitte.“
    Sie fasste mich am Arm, nickte kaum merklich, während ihr Blick unruhig die Straße entlangglitt.
    „Natürlich.“ Ich trat zurück und machte ihr Platz. Hinter ihr schloss ich die Tür, ertappte mich, wie ich ebenfalls noch einen Blick in die Umgebung warf. Alles lag still da. Dennoch konnte ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass Gefahr in der Luft lag. Ich hoffte inständig, dass ich diese nicht soeben zur Tür hereingelassen hatte.
    Serena begrüßte Armand höflich, aber distanziert. Kannten sie sich? Es schien so. Doch woher? War ich ungerecht, wenn ich Serena mit Argwohn gegenübertrat? Immerhin war sie mit meiner Großtante Camille eng befreundet gewesen. Auch mit meiner Mutter, obwohl sie ihr nicht hatte helfen können. Mir war sie einige Monate eine Art Mutter gewesen, wollte mich vor Margret in Sicherheit bringen, was sie beinah das Leben kostete. Heute waren nur die Narben geblieben, die das Feuer auf ihrer Haut hinterlassen hatte. Bei unserem Wiedersehen, von Camille

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