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Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)

Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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jetzt?“
    Seine ozeanblauen Augen wurden schmal, um seine Lippen legte sich ein harter Zug. „Ich brauche keinen Grund,
thalabi
. Es genügt, dass ich es will. Menschenherzen sind wie Wachs, es macht mir Spaß, sie zu formen nach meinem Willen. Und …“, betonte er, „… dein Vater ist ein hervorragendes Pfand.“
    „Ein Pfand?“ Ich schnappe entsetzt nach Luft.
    „Du bist sehr stark,
thalabi
. Stärker als ich erwartet hatte. Das ist gut so, denn es vergrößert deine Chance gegen Kaliste. Doch es erschwert die Kontrolle über dich.“
    Seine Worte führten mir vor Augen, dass die Zeit der Heuchelei in der Tat vorbei war. Ganz so, wie er es in der Höhle vor dem Tor nach Darkworld gesagt hatte. Er schmiedete Pläne mit mir, überließ nichts dem Zufall. Von dem Moment, als ich das erste Mal an seine Tür klopfte bis heute.
    Er las meine Gedanken und nickte bestätigend. „Indem ich deinen Vater unter meinen Willen zwinge, versichere ich mich auch deines Gehorsams. Tu, was dir bestimmt ist, und er hat nichts zu befürchten. Aber ich habe nicht so viel riskiert und so viel Kraft in dich investiert, damit ich am Ende mit leeren Händen dastehe, nur weil du und Armand die beiden Heiligen spielen müsst. Ich habe mich damit abgefunden, dass das Band zwischen euch unlösbar ist, aber um meinen verdienten Lohn bringt ihr mich nicht.“
    Etwas in mir wollte aufbegehren, etwas anderes jedoch kapitulierte. Ich konnte es nicht aufhalten. Ich konnte ihn nicht aufhalten. Mein Kampf lag woanders, das war es, was mir sein Blick sagte. Dort musste ich siegen. Hier hatte ich verloren, ehe ich begann. Lucien tat, was immer er wollte und mich mit ihm messen zu wollen war sinnlos.
    „Quäle ihn nicht“, bat ich Lucien. Alles andere lag allein bei den beiden.
    „Nicht mehr, als er es will,
thalabi
.“

     
    Auf dem Weg zurück nach Gorlem Manor fragte sich Franklin, ob es richtig war, Mel hineinzuziehen. Sie konnte nichts dagegen tun, hatte ihre eigenen Probleme – mehr als genug. Er hätte ihr mehr geholfen, wenn er ihren Platz bei Ash eingenommen und mit ihm gemeinsam weiter in den Büchern geforscht hätte. Sie musste sich ihrem Schicksal stellen, ob es ihm gefiel oder nicht. Mel wusste das, doch sie war nicht nur eine Vampirin mit einer Bestimmung, sondern auch seine Tochter. Darin irrte sich Rybing, wenn er sagte, dass sie es nicht mehr war.
    Ob sie zu Lucien ging? Er hoffte nicht, fürchtete aber, dass sie es tat. Er kannte sie gut. Er kannte auch Lucien – besser als ihm lieb war. Er würde ihr nichts tun, sie bestenfalls in ihre Schranken weisen. Franklin seufzte. Es war falsch, zu ihr zu gehen. Die Entscheidung hatte er getroffen. Was in seinem Leben geschah, war nicht ihre Verantwortung. Warum war er nicht in seinen Räumen geblieben und hatte sich wie immer mit Arbeit abgelenkt? Von den Erinnerungen an das, was gewesen, und der Angst vor dem, was noch kam. Stattdessen brachte er Mel in Gefahr und bereitete ihr Sorge. Manchmal stellte er sich die Frage, wer von ihnen Kind und wer Elternteil war.
    Doch immerhin – ein leises Lächeln spielte um seine Lippen – es hatte ihm gut getan, bei ihr zu sein. Seit ihrer Wandlung hatte er heute Nacht zum ersten Mal keinen Dämon gespürt, als er ihr gestand, was ihn quälte. Auch nicht, als sie ihn in ihre Arme schloss. Sie waren nur Vater und Tochter, die einander Trost gaben – in mehr als einer Hinsicht.
    Mit dieser Erkenntnis fühlte er sich besser und auch nicht mehr so schuldig wie Minuten zuvor. Auf dem Weg zu seinen Privaträumen gewahrte er verwundert einen Lichtschein unter seiner Tür. Er konnte schwören, alle Lichter ausgeschaltet zu haben, ehe er ging.
    Maurice wartete auf ihn. Sein Gesicht zeugte von Anspannung, das nervöse Zittern seiner Hände davon, dass ihm nicht wohl war mit dem, was nun vor ihm lag. Er blickte Hilfe suchend zur Seite. Erst jetzt bemerkte Franklin den zweiten Mann im Raum und erstarrte.
    „William!“
    William Benjamin Deptshire bekleidete im Orden der Ashera ein bestimmtes Amt und das seit vielen Jahren. Er war über neunzig, ging gebeugt und stützte sich auf einen Stock. Sein schütteres Haar wirkte wie Spinnweben und verstärkte die Illusion, sein hageres Gesicht sei nicht viel mehr als ein Totenschädel. Die knorrigen Finger, die den Griff der Gehhilfe umklammerten, waren gezeichnet von Gicht, seine Haut faltig und grau wie Leder, das zu lange Wind und Wetter ausgesetzt worden war. Ein Greis, dem Ende seines Lebens nahe

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