Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)
Pyramidenkammer, die er so lange unbemerkt an ihrer Seite bewohnt hatte, beizusetzen. Die beiden würden erst in der kommenden Nacht zurück sein.
„So lang kann ich nicht warten.“ Blue machte sich ohnehin Sorgen, dass die Lycaner in China rasch für Nachschub sorgen würden, nachdem ihre beiden Wächter abhandengekommen waren. Leichter wäre es, noch heute einen Versuch zu starten. Franklin lehnte das kategorisch ab.
„Auf keinen Fall. Dusty ist beinah stranguliert worden. Er kann nicht reden und hat immer noch Probleme beim Atmen. Ich kann nicht verantworten, ihn so bald einer erneuten Gefahr auszusetzen. Seine Schwester würde mir die Hölle heißmachen. Sie ist ohnehin völlig außer sich.“
Blue verdrehte die Augen. Er hatte Sally in Dustys Krankenzimmer gesehen. Eine Glucke, die über ihr Küken wacht, konnte nicht schlimmer sein. Für ihn kein Wunder, dass der Bursche zu Hause abgehauen war.
„Wieso fragen wir Dusty nicht selbst?“
Ohne Franklins Antwort abzuwarten, war er aus der Tür. Auf dem Weg zu Dusty schnappte er sich im Vorbeigehen in der Empfangshalle eines der Mobiltelefone, die stets bereitlagen, damit auch bei kurzfristigen Einsätzen immer die Erreichbarkeit gewährleistet war.
Sally war bei seinem Eintreten sofort alarmiert. „Mein Bruder ist krank. Lassen Sie ihn in Ruhe.“ Mit verschränkten Armen stellte sie sich Blue in den Weg, was ihn nur grinsen ließ.
„Der Kleine ist zäh. Ich will ihn nur was fragen.“ Er fasste Sally links und rechts an den Armen und hob sie hoch, um sie hinter sich abzusetzen. Dann nahm er neben dem Jungen auf dem Bett Platz, der ihn mit schwachem Lächeln begrüßte. Der dicke Verband um den Hals sah wirklich nicht toll aus. Außerdem war er noch blasser als üblich, das Gesicht eingefallen und er hatte dunkelblaue Augenringe. Gaben die ihm hier nichts Ordentliches zu essen?
„Na, Kumpel, alles senkrecht?“ Er hielt ihm die Faust hin und Dusty stieß seine zur Antwort dagegen. „Dachte ich mir doch. Dich kriegt so schnell keiner klein. Erst recht kein pelziges Großmaul mit Diva-Allüren.“ Blue drückte Dusty das Handy in die Hand. „Da Franklin meint, dein Sopran lässt zu wünschen übrig, dachte ich mir, wir schonen dein Stimmchen mal ne Weile. Tipp deine Antwort einfach ein.“
Dusty nickte und rief das Nachrichten-Menü auf. Dann hob er den Daumen zum Zeichen, dass es losgehen konnte.
„Also die Sache ist so: Nach dem neuesten Chartstürmer, der uns alle zwei Tage lang die Ohren zugedröhnt hat, haben sich unsere Probleme von selbst erledigt. Die beiden Mega-Wächter schnarchen artig und wir könnten die Mission China- Shotdown starten. Uns fehlt ein helles Köpfchen mit flinken Fingern. Und da kommst du ins Spiel. Denkst du, du bist fit dafür oder willst du lieber noch ein Weilchen den All-inclusive-Service genießen?“
Sally gab einen empörten Laut von sich. Dusty drückte ein paar Tasten auf dem Handy und hielt es Blue hin.
„Brauche Abwechslung. Mach das Lichttaxi nach China klar.“
Er grinste übers ganze Gesicht. Blue strubbelte ihm durchs Haar. „Das Handy nehmen wir mit. Für alle Fälle.“ Mit einem Zwinkern stand er auf. Franklin und Ben standen ebenfalls in der Tür. Die beiden sahen seinem Gesicht an, wofür Dusty sich entschieden hatte. Jedenfalls legte Ben seiner Freundin vorsichtshalber die Hände auf die Schultern. Ihre Lippen zitterten und sie schüttelte den Kopf.
„Nein! Nein, das könnt ihr nicht machen.“
„Sally, gerade du weißt doch …“, begann Ben, aber sie machte sich unwirsch von ihm los und ging auf Blue los.
„Muss er erst sterben? Hat er nicht genug durchgemacht?“
Sie trommelte mit den Fäusten auf Blues Brustkorb ein, was er reglos über sich ergehen ließ, bis Ben sie in die Arme zog und an sich drückte.
„Ich passe auf deinen Bruder auf. Versprochen.“
Franklin räusperte sich. „Nun, ich kann zwar nicht guten Gewissens sagen, dass ich damit einverstanden bin, aber wir haben keine Wahl. Und wenn der Junge es freiwillig versuchen will …“
Dusty nickte, krabbelte ungeachtet der Infusion zum Fußende, wo er die Hand seiner Schwester ergriff und drückte. Er nahm ein weiteres Mal das Handy zur Hand und hielt es ihr hin. Ihre Reaktion auf seine Nachricht war halb Lachen, halb Weinen, aber sie streichelte ihm die Wange und nickte, auch wenn sie sich auf die Lippen biss. Neugierig nahm Blue das Mobiltelefon, um zu sehen, was Dusty geschrieben hatte.
„Ich will auch mal ein
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