Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)
den Hackern, damit er sie entführen und zwingen konnte, für ihn zu arbeiten. Dem Eindringen in die Midgard-Höhle, der Befreiung der Totenwölfe und schließlich der Sternenwölfe. In Hels Reich war sie mit Domeniko allein gegangen und beide nur knapp entkommen. Die Sternenwölfe überließ er seinem Handlanger und schickte einen Trupp Lycaner mit, um auf Nummer sicher zu gehen.
„Ich wollte nicht gehen. Bitte glaub mir. Bei den Sternenwölfen wollte ich mich weigern, aber ich konnte nicht. Ich steckte schon viel zu tief drin. Und weil ich dachte, dass sie den Kerl sowieso zerfetzen würden, ehe er die Schlösser öffnet, habe ich es riskiert. Ich konnte nicht ahnen …“
„Sei still!“, fuhr er sie an. Nicht ahnen können! Dass er nicht lachte. Diese zwei Bestien waren hochintelligent. Dazu ausersehen, den Weltuntergang einzuläuten. Und sie hatte ihnen nicht nur einen Befreier gebracht, sondern auch noch das erste Futter. Um wie viel mochten sie bereits gewachsen sein? Wo tauchten sie in der Welt der Menschen auf? Und wann?
Er stöhnte auf. Hels Totenwölfe waren draußen unterwegs. Aber die mochten zwar groß sein, doch Licht und Lärm schreckte sie eher ab. Sie würden sich nicht gleich in die Citys stürzen. Die Sternenwölfe hingegen machten vor nichts Halt. Wenn sie erst mal Menschengeruch in der Nase hatten … Er wollte nicht darüber nachdenken. Und dann gab es immer noch den Hacker. Er musste sich um ihn kümmern. Ihn zu Mel bringen. Jetzt mehr denn je. Shit! Wie sollte er ihr das mit den Wölfen erklären? Was es bedeutete, dass sie los waren? „Warum, Nasri? Wir verdanken Mel und ihren Freunden so viel. Wie konntest du sie verraten?“
Die Wächterin wich seinem Blick aus und ihre Stimme zitterte, als sie antwortete. „Weil ich an das geglaubt habe, was Domeniko mir versprach. Ich hatte keine Ahnung, was er wirklich plante. Mir sagte er nur, dass er die Menschen mit ihren eigenen Mitteln schlagen und in ein altes Zeitalter zurückführen will.“ Sie hob den Kopf, in ihren Augen stand Verzweiflung über die Erkenntnis ihrer eigenen Taten, aber keine Tränen mehr. „Ich wollte deine Vampirfreundin nicht verraten. Ich dachte doch, ich tue das Richtige. Auch für ihresgleichen. Wenn die Menschen erst von ihrem Blendwerk befreit wären, hätten sie keine andere Wahl mehr, als zu den alten Pfaden zurückzukehren. Zur Magie. Das Gleichgewicht wäre wieder vorhanden. Dann wären die Tore auch wieder Teil ihres Lebens geworden und unser Fortbestand gesichert. Das, wozu wir einst erschaffen wurden. Ich will leben, Blue. Ist das so verwerflich?“
Er schüttelte stumm den Kopf. Sprachlos ob des Gesagten. Er verstand Nasri – das, was sie fühlte. Aber nicht ihre Naivität. „Ich muss jetzt gehen. Du bleibst hier. Wir haben später noch zu reden. Mögen die Götter geben, dass deine Taten nicht unser aller Verderben werden.“
Die Vampirdichte in London war vermutlich nie zuvor so hoch gewesen. Meinem Ruf waren fast alle gefolgt und täglich strömten mehr Bluttrinker in die britische Hauptstadt, sodass es langsam schwierig wurde, sie überall unterzubringen. Viele besaßen zwar hier oder in der näheren Umgebung Immobilien, doch manche waren auch auf Gastfreundschaften angewiesen. Armand und ich hatten Lemain und Sophie bei uns aufgenommen. Außerdem stellten wir unsere Zweitwohnung, in die wir uns zurückgezogen hatten, als die Lux Sangui hinter mir her waren, Steven und Thomas zur Verfügung, sobald sie in London ankamen. Sie waren angesichts der neuen Entwicklungen schon auf dem Weg hierher. Dank den Verbindungen der beiden und Luciens Unterstützung verfügten wir so auch in Kürze über einen entsprechenden Vorrat an Blutkonserven. Es wäre undenkbar gewesen, den Bedarf an den Bürgern der Stadt zu decken. Einfach zu auffällig.
Einige adlige Vampire besaßen ebenfalls Reserven, die sie bereit waren zu teilen. Bei Besuchen und Unterredungen auf deren Landsitzen ereilte mich zuweilen das Gefühl, in die Vergangenheit gereist zu sein, und nicht in den Vorbereitungen eines Krieges, sondern eines Festbanketts der feinen Gesellschaft zu stecken.
Unsere Freunde aus dem einstigen Paranormalen Untergrund blieben auch nicht untätig. Viele schlossen sich uns an und gewannen weitere für unsere Sache. Wir würden Domeniko ebenbürtig entgegentreten können.
Das war umso wichtiger, als wir von Pettra, die mit Slade, Ben und einer jungen Frau ankam, erfuhren, dass Steven und Thomas ihr kurz vor
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