Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)
Gestaltwandlern erwachte.
„Mel!“
Steven kam sofort auf mich zu, als er den Raum betrat, und schloss mich in die Arme. Es tat so gut, von ihm festgehalten zu werden. Der Erste, der mir ohne Furcht, aber auch ohne Erwartung entgegentrat, nachdem ich Kaliste besiegt hatte. Für ihn, das spürte ich, war ich immer noch dieselbe. Erst seine Nähe machte mir die Spannung bewusst, die zwischen mir und den anderen herrschte. Ich gönnte mir einen Augenblick der Schwäche und verweilte länger als nötig in seinen Armen. Steven spürte genau, was in mir vorging und hielt mich fest. Er verstand auch ohne Worte, wie hoch der Druck war, der auf mir lastete, obwohl er nur die Hälfte von dem wusste, was mir Sorge bereitete.
Auch Armand und er begrüßten sich mit einer brüderlichen Umarmung, während ich Thomas einen Kuss auf die Wange gab. Es freute mich für Steven, dass ihre Beziehung hielt.
„Also dann“, meinte Steven, ganz Mann der Tat, „bring uns mal auf den neuesten Stand. Dass Ärger in der Luft liegt, kann man riechen.“
Mit einem vielsagenden Blick gab er mir zu verstehen, dass ihm die Vampirpopulation in unserer Umgebung nicht verborgen geblieben war und er sich denken konnte, dass es dafür einen Grund gab.
„Wir wissen bisher nur, dass Domeniko Fürst der Lycaner werden und Eloin stürzen will. Er hat Corelus während der Zeremonie erstochen. Darüber hinaus haben Gefs das Weiße Haus in die Luft gesprengt, nachdem irgendjemand das neue Sicherheitssystem, das Ben, Slade und Pettra dort installiert haben, benutzt hat, um die Kontrolle über die Waffensysteme der USA zu übernehmen. Es sieht so aus, als wäre die Midgardschlange befreit worden und der ehemalige PU hat sich in zwei Lager gespalten, wovon eine Seite mit Domeniko paktiert. Alles in allem scheint es, als würden bei ihm die Fäden zusammenlaufen. Was wir noch nicht klären konnten, sind hohe Aktivitäten von Dolmentoren. Es werden ständig neue erzeugt, die an Orte in der Unterwelt und zu menschlichen Wohnungen führen. Blue kümmert sich gerade darum herauszufinden, wer dort gewohnt hat.“
Steven hob eine Braue und sah zwischen mir und Armand hin und her. Ich biss mir auf die Zunge, aber mein Geliebter beantwortete die unausgesprochene Frage.
„Es ist ausgeschlossen, dass Blue die Tore erzeugt. Er kam von sich aus zu Ash und hat ihm davon erzählt.“
Dass weder Armand noch Ash viel von Blue hielten, wusste Steven. Auch wenn es bei Armand mal anders gewesen war.
„Ihr traut ihm? Dann sag ich nichts dazu. Ihr kennt ihn besser.“ Er bemerkte Sally. „Was ist mit ihr?“
„Sie war im Weißen Haus“, erklärte ich. „Ben hat sie rausgeholt, bevor die Sprengsätze gezündet wurden.“
Thomas kniete sich schon vor das Sofa und kontrollierte Sallys Vitalfunktionen. „War das wirklich nötig?“, fragte er Ben, als er die blaue Verfärbung am Kiefer betastete, die bis zur Schläfe reichte.
Pettra räusperte sich. „Das … war ich.“ Sie machte eine hilflose Geste und rieb sich nervös die Hände an ihrer Jeans. „Manchmal unterschätze ich mich wohl. Aber für Worte hatten wir keine Zeit.“
Steven konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und bat Franklin um einen Erste-Hilfe-Koffer. Thomas hob Sally auf die Arme und trug sie nach oben in eines der Zimmer. Ben folgte ihm auf dem Fuß.
Ich atmete tief durch und schüttelte den Kopf. Daran hätten wir gleich denken sollen. Sie brauchte Ruhe. Aber wir waren alle ziemlich durch den Wind.
Ash kam herein und hatte Raphael und Tizian bei sich. Letzterer sah mitgenommen aus. Besorgt wollte ich nach ihm sehen, aber er winkte mit müdem Lächeln ab.
„Er wurde in der Rankenhöhle verletzt, aber es geht ihm schon wieder gut“, erklärte Raphael. „Wir haben ein ganz anderes Problem.“
Ich harrte zwar weiterer Neuigkeiten, um das Puzzle langsam zusammenzusetzen, damit wir anfangen konnten, unsere Gegenstrategie zurechtzulegen, doch mein Gefühl sagte, dass mir nicht gefallen würde, was Rafe zu sagen hatte.
„Nicht nur die Midgard ist frei, Loki hat uns wissen lassen, dass auch Fenris’ Ketten zerschlagen wurden. Und zu allem Überfluss ist er nicht bereit, uns zu helfen. Die Menschenwelt kümmert ihn nicht.“
Ich stöhnte auf. Das war absolut nicht gut. Ich kannte Fenris nur aus Sagen, aber wenn ich die Berichte von der Midgard hörte – oder der prähistorischen Seeschlange, wie die Medien es nannten – die eine Flotte aus Forschungs- und Marineschiffen im Pazifik
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