Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)
Großen und Ganzen wirst du dich vor keinem fürchten müssen, der auf unserer Seite steht. Der ein oder andere wird dir sonderbar erscheinen, aber sie sind wirklich okay und zuverlässige Freunde. Anders sieht es bei der Gegenseite aus.“
„Den Werwölfen.“
Das war es, was sie unten aufgeschnappt hatte. „Na ja, nicht ganz. Nicht alle Lycaner sind ein Problem. Ein paar gehören zu unseren Freunden. Aber da ist einer, der es sich in den Kopf gesetzt hat, für Ärger zu sorgen. Und wie es aussieht, hat er einen ziemlich guten Plan entworfen.“ Er merkte, dass es ihr allmählich zu viel wurde. „Hey, es wird sich de facto alles finden. Du lernst sie nach und nach kennen. Ich bin immer an deiner Seite, okay?“ Zärtlich küsste er sie auf den Mund und streichelte ihr über den Rücken.
„Okay ist gar nichts, aber mir bleibt wohl keine Wahl.“ Sie gewann ihren Humor wieder. „Wenn du nicht bei mir wärst …“
Dann wäre sie erst gar nicht in der Situation, vervollständigte er im Stillen. Er war froh, dass sie nicht diesen Gedankengang hatte. Schutz suchend schmiegte sie sich in seine Arme.
„Kannst du heute Nacht bei mir bleiben? Ich hab Angst mit so viel … mit diesen Leuten unten im Haus.“
Man brauchte kein Hellseher zu sein, um zu wissen, dass ihr das Wort Monster auf der Zunge gelegen hatte. Konnte man es ihr verdenken? „Du kannst beruhigt schlafen. Ich werde die ganze Nacht wach bleiben und auf dich aufpassen.“
Wenig später lagen sie unter der Decke und er lauschte ihrem tiefen, ruhigen Atem. Die Erschöpfung forderte ihren Tribut. Das war gut so.
Er fand keinen Schlaf. Zu viel ging ihm durch den Kopf. So zerrissen wie jetzt hatte er sich nicht mal in der Namib gefühlt. Wo gehörte er hin? Was war seine Aufgabe – seine Pflicht? Er wusste es nicht. Er wollte nur für Sally da sein. Aber der Gedanke, was er ihr damit angetan hatte, ihr Leben zu retten und sie in den Brennpunkt eines sich anbahnenden Krieges zu bringen, brannte wie ein Feuer in seiner Seele und ließ ihn nicht zur Ruhe kommen.
Inzwischen hatte sich Biff an die Fratzen gewöhnt, die man sonst nur zu Halloween sah. Auch daran, dass diese hier aus echtem Pelz waren und nicht aus Plastik und Polyester. Er schob es nicht mehr auf einen Alkohol- oder Drogenrausch, sondern fand sich damit ab, in einem realen Albtraum gefangen zu sein. Wenigstens wusste er seit zwei Tagen, dass Dusty es geschafft hatte. Seine Sorge um den Jungen quälte ihn nicht länger. Selbst wenn er hier krepieren sollte, konnte er sich wenigstens sagen, dass er seinen Freund gerettet hatte.
Biff grinste in sich hinein. Blöde Köter war eine treffende Bezeichnung für seine Bewacher. Sonst hätten sie längst merken müssen, dass er mittels eines Codes mit jemandem kommunizierte. Er wusste mittlerweile sogar, dass Dusty drei Freunde bei sich hatte, die ebenfalls seine kleinen Kniffe zu deuten verstanden und das Vorhaben dieser Bagage sabotierten.
Er tat sein Möglichstes, musste aber ständig aufpassen, dass es nicht zu offensichtlich wurde. Solange die glaubten, dass er tat, was sie wollten, hatte er nichts zu befürchten. Vermutlich so lange, bis das Endziel erreicht war. Er machte sich keine Hoffnungen, dass er hier lebend rauskam. Letztlich stand ihm ein Schicksal als Futterportion bevor. Er konnte es nur hinauszögern, ihnen vielleicht den Fraß ordentlich versalzen, indem nicht alles so glatt lief, wie sie erwarteten. Das wäre seine Rache.
Schweißperlen standen ihm auf der Stirn, während er den nächsten modifizierten Befehl eingab, in dem sich eine Botschaft für Dusty verbarg. Er schielte zu dem Kerl mit der MP hinüber, der regungslos am Eingang stand. Seit heute Morgen war irgendwas anders. Die Wolfsfratzen wurden nach und nach durch Menschen ausgetauscht. Zumindest sahen sie aus wie welche. Ob es sich tatsächlich darum handelte, ließ er dahingestellt sein. Immerhin hatte er einmal gesehen, wie jemand in diesem Raum seine Gestalt wandelte, um bei seiner bevorstehenden Aufgabe weniger aufzufallen.
Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Ein Terabyte für eine Flasche Whiskey. Sein Schwur, nie wieder einen Tropfen Alkohol anzurühren, wenn er hier rauskam, verflüchtigte sich mit der Erkenntnis, dass das sowieso nie passieren würde. Den Entzug hatte er sich nicht so hart vorgestellt. Das Zittern seiner Finger war schon ein paar Mal fast zum Problem geworden. Vor allem beim Einschleusen der versteckten Codes für Dusty.
„Was
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