Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)
Beine. Wirst sehen. Bald is alles wieder gut.“ Ben hätte sonst was dafür gegeben, wenn er hätte glauben können, dass Vicky wusste, wovon sie sprach. „Wenn ihr Nachschub braucht, kommt in die Küche. Hab noch nen saftigen Apple-Pie im Ofen.“
Damit war sie aus der Tür. Sally starrte auf das geschlossene Türblatt, dann aufs Tablett. Sie griff nach einer Tasse und nahm einen großen Schluck.
„Vicky schwört drauf, als wäre es Medizin.“
Sie sah ihn an, aber irgendwie auch durch ihn hindurch. Es überlief ihn eiskalt.
„Und du bist hier groß geworden?“
Er atmete auf, dass sie anfing, sich mit dem Gedanken anzufreunden. „Ja, meine Eltern haben hier gelebt und ich bin von Kindesbeinen an Mitglied des Ordens gewesen. Als ich in Paris studiert habe, sind die beiden bei einem Einsatz ums Leben gekommen.“
„Was ist denn …“ Sie brach ab, weil sie wohl unsicher war, ob sie die Antwort hören wollte.
„Es ging um ein Spukhaus. Aber Todesursache war de facto der Zusammensturz des alten Gemäuers durch ein Erdbeben. Kommt in L. A. schon mal vor. Meine Ma hat sogar noch drei Wochen gelebt. Hing im Krankenhaus an einer Beatmungsmaschine und lag im Koma. Carl, Franklins Vorgänger, hat mich informiert und ich hab die Vorlesungen geschmissen und bin hingeflogen. Sie ist nicht mehr zu sich gekommen, aber wenigstens hab ich mich von ihr verabschieden können.“
„Das tut mir leid.“
Er zuckte die Achseln. „Ist lange her.“
„Ist dir das nie komisch vorgekommen? Mit Geistern, Dämonen und so was. Ich meine, die meisten glauben heutzutage nicht daran. Außer in Filmen.“
Er lachte. „Vergiss nicht, ich bin damit aufgewachsen. Es war für mich immer normal. Ich kannte es nicht anders und hab schon als kleiner Junge so einiges gesehen.“ Sie trank noch einen Schluck Kakao und nahm sich einen Keks. Ben tat es ihr gleich. „Besser?“
Ihr Lächeln wirkte immer noch nicht gelöst, aber wenigstens optimistischer. „Eure Vicky scheint recht zu haben mit ihrem Geheimrezept. Die Schokolade tut gut.“
Sally knabberte am Schokogebäck und zog die Stirn kraus. Ben machte sich innerlich bereit, ihre Fragen zu beantworten, die nun kommen würden.
„Kann man ihnen vertrauen? Den … Vampiren da unten?“
Schwierige Frage, die er nicht ohne Weiteres mit Ja beantworten konnte. „Mel ist toll. Es ist nur … schwierig.“
Erwartungsvoll sah Sally ihn an. Offenbar siegte nach dem ersten Schock die Neugier über ihre Angst. Und es bot auch eine willkommene Ablenkung von der Erinnerung an die Explosion im Weißen Haus.
„Mel kam als Mensch hierher. Vor etwa fünfzehn Jahren.“
„Als Mensch? Dann ist sie erst später zum Vampir geworden.“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
„Ja. Armand hat sie verwandelt. Das ist sozusagen normal bei Vampiren. Durch die Weitergabe ihres Blutes können sie Menschen zu Vampiren machen. In gegenseitigem Einverständnis.“ Dass es Ausnahmen von der Regel gab, musste er ihr ja nicht auf die Nase binden.
„Aber irgendwo hat es doch einen Anfang genommen, oder?“
„Genau das ist es, was bei Mel so schwierig ist. Es gibt sogenannte Urvampire. Einer von ihnen lebt immer noch. Du wirst ihn noch kennenlernen. Tizian ist okay. Aber seine Schwester, die war ein Biest. Vor ein paar Jahren hat Mel es mit ihr aufgenommen und sie besiegt. Darum ist sie jetzt so was wie die Königin aller Vampire.“
Darüber schüttelte Sally den Kopf. Für jemanden wie sie war das schwer vorstellbar.
„Auch die anderen sind im Grunde nett. Steven ist Arzt. Er und sein Freund Thomas haben sich um dich gekümmert, als wir hier ankamen.“
„Ich erinnere mich. Der Blonde. Er ist auch ein Vampir? Und gleichzeitig Arzt?“
Ben grinste breit. „Er ist sogar Chirurg. Einer der Besten im Miami Medical. Kürzlich haben er und Thomas eine eigene Praxis aufgemacht. Wegen der PSI-Wesen. Es wurde zu auffällig, sie in der Klinik zu behandeln.“
Dass Slade und Pettra zu zwei anderen Vampirarten gehörten, irritierte Sally sehr. Ihr war schon eine zu viel, aber gleich mehrere? Darum verschwieg Ben Raphael erst mal. Alles zu seiner Zeit. Nur vor Dracon wollte er sie wenigstens warnen.
„Er ist so was wie das schwarze Schaf in der Familie. Geh ihm besser aus dem Weg. Auch Lucien ist mit Vorsicht zu genießen, obwohl ich von Franklin erfahren habe, dass er sich verändert hat.“ Es würde nicht ausbleiben, dass sie weiteren Vampiren begegnete und einigen weiteren PSI-Arten. „Im
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