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Ruf Des Dschungels

Ruf Des Dschungels

Titel: Ruf Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kuegler
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vor wie ein Kind, dem ein Abenteuer ins Ungewisse bevorsteht.
    Wie viele Menschen passen in ein Boot?
    Nach einem kurzen Zwischenstopp in Quisa machten wir uns auf den Weg hinunter zum Fluss, wo unsere Expedition starten sollte. Der Himmel war an diesem Tag klar, nur ein schmales Wolkenband zog über uns hinweg.
    Eine Menschenmenge hatte sich am Flussufer versammelt, und ich fragte mich, wie wir alle in das Boot hineinpassen sollten. Zwar wusste ich, dass die Fayu sehr erfindungsreich sind, wenn es darum geht, viele Menschen auf engstem Raum unterzubringen, aber diesmal waren es eindeutig
zu
viele.
    Plötzlich ging ein großes Gedrängel los, und jeder versuchte als Erster an Bord zu gelangen. In Sekundenschnelle war das Boot überfüllt, so dass nichts mehr von ihm zu sehen war. Ich musste lachen, denn es hatte den Anschein, als schwebten unzählige dunkle Körper direkt über der Wasseroberfläche.
    Nakire und Papa riefen und schwenken die Arme in der Luft. Ein Streit entbrannte, wer nun mitkommen durfte und wer zurückbleiben musste. Dann aber leerte sich das Boot ein wenig, und ich sprang die Böschung hinunter, um mir selbst einen Platz zu sichern. Fusai fing mich gerade noch auf, bevor ich ins Wasser fiel, und dankbar ließ ich mich neben ihr nieder.
    Einige Fayu kamen im letzten Moment noch auf uns zugerannt. Sie waren mit Pfeil und Bogen bewaffnet, und dicht hinter ihnen folgten mehrere Dingos. Nakire winkte die Männer heran. Das Boot schwankte heftig, als sie hineinsprangen und die Dingos hinter sich herzogen.
    Ich habe großen Respekt vor Dingos und duckte mich, als einer von ihnen direkt auf mich zukam. Schließlich sind sie keine Schoßhunde, sondern asiatische Wölfe. Dingos sind auch keine Haustiere, die freudig mit dem Schwanz wedeln, wenn man ihnen den Kopf tätschelt. Sie sind vielmehr ausgebildete Jäger, die gegenüber ihrer Beute nicht die geringste Gnade zeigen und mit hervorragendem Geruchs- und Spürsinn ausgestattet sind.
    Papa erklärte mir, dass es sich bei diesen Dingos um eine besondere Züchtung handelte. Sie werden hauptsächlich für die Wildschweinjagd im tiefen Dschungel eingesetzt, weil sie die einzigartige Fähigkeit besitzen, über lange Strecken ein hohes Tempo zu halten.
    Allmählich kehrte Ordnung ein, neben Nakire, Fusai, Aron, Papa und mir hatten noch mehrere Männer und zwei Jungen im Teenageralter im Boot Platz gefunden. Papa rief mir über das Stimmengewirr hinweg zu, dass die Männer uns begleiteten, um auf die Jagd zu gehen. Das Gebiet, in das wir fuhren, war für seinen Reichtum an Wild, vor allem Wildschweine, bekannt. Da es einen Tagesmarsch von Quisa entfernt lag, ließen die Jäger sich gern von uns mitnehmen. In der Regenzeit wird oftmals die Beute knapp, der Wald steht dann zu Teilen unter Wasser, was die Jagd in vielen Gegenden unmöglich macht.
    Kleine Jungen mit Dingo
    Ich saß gleich hinter Nakire, der sich auf dem begehrtesten Platz ganz vorne im Boot niedergelassen hatte. Er hielt einen langen Stab in der Hand, um die Wassertiefe zu prüfen. Fusai saß neben mir, der Rest der Truppe auf dem Bootsrand hinter uns. Ich kam mir ein bisschen albern vor, da ich als Einzige richtig im Boot saß, also wechselte ich auch auf den Rand. Sofort spürte ich das harte Holz unter meinem Hintern, doch ich wollte möglichst lässig wirken. Also blieb ich sitzen.
    Als wir wenig später mit Motorkraft gegen die Strömung anfuhren, wehte uns eine kräftige Brise entgegen. Selbst Nakires Geruch, den der Wind in meine Richtung trug, störte mich inzwischen nicht mehr. Ich hatte mich allmählich an den Geruch der Fayu gewöhnt, vielleicht auch, weil ich inzwischen genauso roch wie sie.
    Ich beobachtete, wie der Dschungel vorüberzog, spähte in die Baumkronen hinauf und hielt Ausschau nach Fledermäusen. Der Himmel war noch immer ganz klar und wolkenlos. Eigentlich unüblich für die Regenzeit.
Da haben wir wohl einen guten Tag erwischt,
ging es mir durch den Kopf. Mein Blick fiel auf die Stiefel an meinen Füßen, sie fühlten sich schwer und unbequem an. Ich überlegte, ob ich sie ausziehen und später einfach im Boot lassen sollte. Doch Papa meinte, der Weg bis zur Höhle sei lang, und es wäre gefährlich wegen der Schlangen und Insekten, die auf frisches Blut nur so lauerten … Meine Hose klebte mir jetzt schon an den Beinen. Über meinem T-Shirt trug ich eine langärmlige Bluse, weil Papa darauf bestanden hatte. Später sollte ich ihm dafür dankbar sein. Außerdem hatte

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