Ruf Des Dschungels
Areal. Ich bemerkte nicht, dass die anderen stehen geblieben waren, und lief schnurstracks hinein. Schon beim ersten Schritt blieben meine Stiefel in dem morastigen Grund stecken, so als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Einer der jungen Männer griff nach mir und riss mich zurück auf festen Untergrund. Vor uns breitete sich ein riesiger Sumpf aus! Wir gingen ein Stück an seinem Rand entlang, bis wir an eine Stelle kamen, wo mehrere Baumwurzeln aus dem Boden ragten und eine Art Brücke bildeten. Indem wir von einer Wurzel zur nächsten hüpften, machten wir uns an die mühsame und langwierige Überquerung. Ich kam mir dabei vor wie eine echte Forscherin, mitten in einem Abenteuer, gefangen im undurchdringlichen Dschungel.
Allmählich veränderte sich unsere Umgebung wieder, und wir stiegen bergauf. Der steile Anstieg auf dem vom Regen rutschigen Boden brachte mich außer Atem.
Da blieb einer der Männer an der Spitze stehen und rief etwas. Wir gingen zu ihm hinüber, neugierig, was er entdeckt hatte. Er hielt einen Zweig mit zwei langen Blättern in die Höhe, ein jedes mit einem Knoten am Ende. Ein Zeichen, das die Jäger für uns zurückgelassen hatten, wie Fusai mir erklärte. Zwei längere Blätter mit jeweils einem Knoten bedeuten, dass ein Wildschwein gejagt wird, sind die beiden Blätter dagegen zusammengebunden, ist es ein Kasuar.
Das Blätterzeichen für ein Wildschwein
Fusai war gerade mit ihrer Erklärung fertig, als in der Ferne ein Schrei ertönte. Innerhalb von Sekundenbruchteilen waren die beiden Jäger aus unserer Gruppe zwischen den Bäumen verschwunden. Ich hatte noch nie zuvor Menschen so schnell reagieren sehen. Noch bevor ich auch nur blinzeln konnte, waren sie weg, abgetaucht im dichten Gewirr aus Bäumen, Büschen und Sträuchern.
Wie können die nur so schnell rennen, ohne hinzufallen?,
fragte ich mich. Wie der Wind fegten sie durchs Unterholz, um Baumstämme herum und zwischen Kletterpflanzen hindurch, die sich überall entlangwanden.
Ein weiterer Schrei in der Ferne, dann noch einer, und schließlich das Heulen der Dingos, das von irgendwo wie ein Echo zurückgeworfen wurde. Die Jagd war offenbar in vollem Gange.
Die Stunden vergingen, und mit jedem Schritt schwand die Kraft aus meinem Körper. Ich betrachtete Fusai – nicht ein Schweißtropfen glänzte auf ihrem Gesicht. Sie sah noch genauso frisch aus wie zu Beginn unseres Ausflugs und schien die Strapazen der Wanderung problemlos wegzustecken.
Erneut stolperte ich über einen umgefallenen Baum, und diesmal reagierte niemand schnell genug, um mich aufzufangen. Mit den Knien sank ich in den Schlamm, mit den Händen griff ich ins feuchte Laub, um den Sturz zumindest ein wenig abzufangen. Fusai zog mich hoch, wischte mir den Schmutz von Knien und Handflächen.
Als ich mich umsah, stellte ich fest, dass wir auf einer Lichtung standen. Schwarze Holzkohle markierte eine Feuerstelle im hohen Gras. Eine alte verfallene Hütte klammerte sich an den Rand der Lichtung. Ich ließ mich auf einen Baumstamm sinken und holte den Wasserkanister heraus, den Papa mir im letzten Moment noch zugesteckt hatte. Nach ein paar Schlucken gab ich ihn an Fusai weiter.
Sie kramte in ihrer Tasche aus Baumrinde und holte eine Kochbanane heraus, die sie mir hinhielt. Zwar hatte ich keinen Hunger, aber mir war klar, dass ich dringend Energie brauchte. Also entfernte ich die schwarze Schale und biss in die trockene Frucht. Sie war ungewohnt knusprig. Da nahm Fusai mir die Banane aus der Hand und pulte etwas Schwarzes heraus, das entfernt an Samen erinnerte. Mir drehte sich der Magen um, als mir klar wurde, dass es Fliegenlarven waren, die die Frucht so knusprig gemacht hatten. Ich schaute genau hin und entdeckte noch mehr Larven. Doch ich zwang mich dazu weiterzuessen, auch wenn ich nun streng darauf achtete, alles, was sich bewegte, vorher zu entfernen.
Etwa eine Stunde später erreichten wir endlich unser Ziel. Wir waren jetzt vier Stunden lang durch unwegsames Gelände gestapft, und ich war völlig erschöpft. Doch als ich den Eingang zur Höhle an der Seite des Hügels entdeckte, durchströmte mich prickelnde Aufregung. Alle Müdigkeit und die schmerzenden Muskeln waren mit einem Mal vergessen. Der Eingang war fast zugewachsen mit kleinen Sträuchern und Büschen, ein dichtes Netz aus Kletterpflanzen hing davor; dunkle, spitze Felsen ragten aus dem finsteren Grund.
Auf allen vieren kroch ich über die großen Steinplatten, und
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