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Ruf Des Dschungels

Ruf Des Dschungels

Titel: Ruf Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kuegler
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tue oder warum das Leben so hart zu mir ist. Ich bin einsam. Das ist mein Schicksal, und ich habe gelernt, damit zu leben.«
    »Was ist denn nur aus der Sabine geworden, die ich früher kannte? Die sprühende Sabine, voller Leben und Freude?«
    »Sie ist vor vielen Jahren gestorben.«
    »Nein, das glaube ich einfach nicht. Sie muss irgendwo da drin verborgen sein. Suche sie, und wenn du sie gefunden hast, sag mir Bescheid.«
    »Warum? Damit du mich in deinen Freiheitskampf hineinziehen kannst?«
    »Vielleicht.«
    »Jon, du bist verrückt. Was können wir schon tun? Wir haben weder Geld noch Arbeit, zumindest ich habe momentan keinen Job. Und was das Wichtigste ist: Uns kennt kein Mensch. Wir sind niemand in dieser Welt.«
    »Dann ändere etwas daran. Du schaffst das, ich weiß es. Du bist intelligent, und du konntest dich immer schon besser ausdrücken als jeder andere, den ich kenne. Du warst schon immer anders als die anderen.«
    »Kann schon sein, aber ich will mit deinem Kampf nichts zu tun haben. Ich möchte jetzt ein neues Leben beginnen und einfach ein normales Dasein führen.«
    »Denk darüber nach, Sabine. Und wenn deine Entscheidung gefallen ist, lass es mich wissen. Genauso wie ich vor meiner Berufung nicht davonrennen kann, so kannst du es auch nicht.«
     
    Einige Jahre später rufe ich Jon an.
    »Ich hab’s getan.«
    »Was?«
    »Ich habe ein Buch über meine Kindheit geschrieben.«
    »Willkommen zurück, Sabine.«

[home]
10 Die Legende von Bisa und Beisa
    V or vielen, vielen Jahren lebten alle Menschen, egal von welchem Stamm sie waren, in Frieden miteinander und sprachen ein und dieselbe Sprache. Doch dann kam eines Tages ein Feuer vom Himmel. Chaos brach aus, und plötzlich redete jedes Paar in seiner eigenen Sprache. Unter ihnen waren auch ein Mann und eine Frau namens Bisa und Beisa. Die beiden sprachen die Sprache der Fayu. Als sie merkten, dass sie sich mit den anderen nicht mehr verständigen konnten, verließen sie die Gemeinschaft. Lange Zeit liefen sie umher, bis sie im Urwald ein neues Zuhause fanden.
    Einige Jahre später fing es an zu regnen. Der Regen hielt viele Tage an, und das Wasser stieg und stieg. Bisa und Beisa wollten in höher gelegene Regionen fliehen, doch das Wasser hörte nicht auf zu steigen. Bald schon merkten die beiden, dass es keinen sicheren Platz gab, und bauten ein Kanu, um ihr Leben zu retten. Sie nahmen auch viele Tiere mit an Bord, die vor dem Wasser flüchten wollten. Es regnete und stürmte ohne Unterlass, und als sie eines Morgens aufwachten, waren der Regenwald, die Hügel, ja das ganze Land unter dem Wasser versunken.
    Rücken an Rücken hockten Bisa und Beisa in ihrem Kanu und paddelten. »Regen, hör auf, Donner, hör auf, wir haben Angst!«, riefen die beiden wieder und wieder. Tagelang saßen sie mit all den Tieren im Kanu fest, und als sie die Hoffnung schon aufgeben wollten, hörte es auf zu regnen. Dann endlich stießen sie auf Grund und merkten, dass sie auf einem Hügel gelandet waren. Bisa und Beisa stiegen aus dem Boot und entdeckten bald darauf eine kleine Höhle, in der sie Zuflucht suchten. Die Tiere verschwanden in den umliegenden Wäldern.
    In dieser Höhle schufen sich Bisa und Beisa ein neues Zuhause und bekamen Kinder. Ihre Kinder bekamen ebenfalls Kinder, und irgendwann waren sie so zahlreich, dass sie einen Stamm gründeten, den Stamm der Fayu. Bisa und Beisa starben schließlich und wurden zu Stein. Siehst du, Klausu, den Hügel dort in der Ferne? Dort sitzen Bisa und Beisa bis heute vor ihrer Höhle und erinnern uns daran, wie unser Volk einst entstanden ist.
    So hat es Kloru meinem Vater erzählt.
     
    »Papa, ich möchte unbedingt die Höhle von Bisa und Beisa besichtigen«, bettelte ich so lang, bis er schließlich nachgab. Er willigte ein, eine kleine Expedition zu organisieren, die mich hinbringen sollte.
    »Der Weg ist weit und führt mitten durch den Dschungel, Sabine. Bist du sicher, dass du das schaffst?«
    »Ja, natürlich!«, antwortete ich entschlossen.
    Bald darauf packten wir alles Notwendige für den Ausflug zusammen.
    Es war noch früh am Morgen, als wir mit dem Boot nach Quisa fuhren. Ich war ganz euphorisch, und vor lauter Aufregung vergaß ich, etwas zu essen und Wasser mitzunehmen. In Gedanken war ich bereits am Ziel unserer Expedition angelangt und malte mir aus, was für spannende Dinge ich in der Höhle entdecken würde. Meines Wissens hatte bisher noch niemand diesen Ort erforscht. Auf einmal kam ich mir wieder

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