Ruf Des Dschungels
lebhaften Phantasie gelang es mir nicht, die Gründer der Fayu-Nation auszumachen, die von der Seite der Höhle auf mich herabblickten. Ich betrachtete meine Begleiter, die bewundernd und ehrfurchtsvoll zu den Felsformationen hinaufstarrten. Mein Sinn für Humor ließ mich im Stich, und ich konnte nicht fassen, dass ich dafür meine Kameraausrüstung vier Stunden lang durch den Dschungel geschleppt hatte.
Und dann dämmerte mir, dass ich noch weitere vier Stunden damit verbringen würde, wieder zurückzuwandern!
Doch zunächst einmal erkundete ich mehrere Höhlen, immer auf der Suche nach irgendwelchen Hinweisen auf frühere menschliche Bewohner, doch ohne Erfolg. Nachdem auch die zweite Taschenlampe erloschen war, beschlossen wir umzukehren. Die Zeit lief uns allmählich davon, und wir mussten unser Dorf erreichen, bevor die Sonne unterging. Die Vorstellung, die Nacht in freier Wildbahn zu verbringen, war nicht gerade verlockend.
Ich folgte den anderen nach draußen auf eine nahe gelegene Lichtung. Dort setzte ich mich erst einmal hin, um zu trinken. Jetzt erst merkte ich, wie müde ich war, meine Beine zitterten vor Überanstrengung, und auch meine Arme waren bleischwer. Mir war regelrecht schwummrig, und am liebsten hätte ich mich auf der Stelle hingelegt und geschlafen. Nein, ich musste wach bleiben, ohne meine Müdigkeit zu zeigen, und irgendwie die Kraft für den langen Rückweg aufbringen. Ich raffte mich auf, wir mussten uns beeilen, die Sonne näherte sich bereits dem Horizont.
Und nun begann ein wahrer Alptraum. Jede einzelne Zelle in meinem Körper flehte darum, Rast zu machen, jeder Schritt erfolgte unter größten Schmerzen.
Aron ging voraus, Fusai dicht hinter mir und am Ende die jungen Männer. Ständig geriet ich ins Stolpern, konnte mich kaum auf den Weg konzentrieren. Wie dumm von mir, dass ich vor meiner Abreise nach West-Papua nichts für meine Kondition getan hatte. Ich trieb seit Jahren keinen Sport und tat nicht das Geringste, um fit zu bleiben. Dafür musste ich nun teuer bezahlen.
Mechanisch setzte ich einen Fuß vor den anderen, verschwendete keinen Gedanken mehr an die traumhaft schöne Umgebung oder die magische Atmosphäre. Es ging über Wurzeln, Baumstämme, immer weiter. Die Kletterpflanzen, die vorhin noch so elegant ausgesehen hatten, wirkten nun bedrohlich, griffen nach mir und versuchten mich zu Fall zu bringen. Wieder und wieder schob ich sie zur Seite und rutschte dabei auf dem feuchten Laub und dem schlammigen Boden aus.
Ich merkte, dass meine Stiefel innen nass wurden.
Wie kann das sein?,
fragte ich mich. Sie waren wasserdicht und sehr stabil. Dann erst wurde mir klar, dass es kein Wasser, sondern Blut war. Die Blasen, die sich an meinen Füßen gebildet hatten, waren aufgeplatzt und bluteten nun.
Beweg dich, geh weiter.
Unser Ausflug war ein Wettlauf gegen die Zeit geworden, ein Wettlauf gegen die untergehende Sonne.
Urwaldboden
Endlich erreichten wir das Sumpfgebiet. Nachdem wir es durchquert hatten, holte ich meinen Kanister heraus, um zu trinken. Doch er war leer. Kein Wasser mehr, und abgesehen von einer Banane hatte ich den ganzen Tag noch nichts gegessen. Vor lauter Aufregung hatte ich es völlig vergessen. Ich gab den Kanister einem der jungen Fayu, und wir setzten unseren Weg fort.
Vor uns hörte ich jemanden rufen, und kurz darauf stieg mir der Geruch nach gebratenem Fleisch in die Nase. Mit letzter Kraft schleppte ich mich auf eine Lichtung. Dort sah ich die Jäger, die gerade ein Wildschwein zerlegten. Ein zweites hatten sie bereits in Stücke geschnitten, die sie über einem Feuer räucherten. Ihre Jagd war erfolgreich gewesen, und bevor die Männer sich auf den Rückweg machten, würden sie das Fleisch noch in große Blätter einwickeln und in Netze aus Baumrinde legen. So umgingen sie die kaum lösbare Aufgabe, ein ganzes Wildschwein den langen Weg zurück ins Dorf tragen zu müssen.
Erfolgreiche Jäger mit leuchtenden Augen
Ich suchte mir einen Platz zum Sitzen, legte den Kopf auf die Knie und ruhte mich aus. Fusai kam zu mir herüber und brachte mir ein Stück geräuchertes Fleisch. Auf den zweiten Blick bemerkte ich, dass es noch halb roh war, doch das war mir in dem Moment egal. Dankbar begann ich zu kauen. Das Stück war recht klein, daher bat ich um ein weiteres. Ich musste dringend die Energiereserven in meinem Körper auffüllen. Das zweite Stück war weiß und zäh wie eine Schuhsohle. Offenbar die Schwarte des Schweins, für die Eingeborenen
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