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Ruf Des Dschungels

Ruf Des Dschungels

Titel: Ruf Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kuegler
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eintauschen.
    Das Fest war für den kommenden Tag geplant, da viele Fayu noch immer von ihren jeweiligen Stammesgebieten hierher in unser Dorf unterwegs waren. Die Kunde von unserer Feier hatte sich rasch verbreitet, denn wenn es etwas zu essen gab, insbesondere frisches Wildschwein, dann wollte sich das keiner entgehen lassen.
    Eines Morgens hatte ich mitbekommen, wie Papa sich bei einer Gruppe Fayu beschwerte, dass sie immer dann wie vom Erdboden verschluckt seien, wenn es darum ging, Gras zu mähen oder die Boote zu beladen. Gäbe es jedoch etwas zu essen, tauchten sie in Sekundenschnelle wie aus dem Nichts wieder auf, oft Stunden bevor das Essen fertig war. Ich musste lächeln, als ich ihn die jungen Fayu schelten sah – jetzt, da seine eigenen Kinder erwachsen waren …
    Aufregung lag in der Luft, als das Fest näher rückte. Tuare, mein älterer Fayu-Bruder, war auf der Suche nach einem seiner Schweine, die frei im Dschungel umherstreiften. Die Fayu haben eine ganz eigene Methode der Schweinehaltung entwickelt, die so gut wie keine Arbeit macht: Zunächst werden die Frischlinge gezähmt, indem sie drei Tage lang ununterbrochen auf dem Arm getragen werden. Beim Füttern geben die Fayu einen ganz bestimmten Ton von sich und kraulen die Frischlinge an der Flanke, was diese sehr genießen. Nach drei Tagen lassen sie die Tiere frei, und von da an betrachten die Schweine den jeweiligen Menschen als ihren Herrn.
    Die Wildschweine streifen danach frei durch die Natur, suchen sich ihre Nahrung selbst, werden erwachsen und bekommen Nachwuchs. Wenn es an der Zeit ist, geht der Besitzer des Schweins in den Dschungel und ruft das Tier herbei, indem er jenen speziellen Ton von sich gibt. Hat er es entdeckt, fängt er es ein und bringt es zurück ins Dorf, um es am Festtag zu schlachten.
     
    Da wegen der Regenzeit kaum jemand auf die Jagd ging, hatte Papa einen Kirikiri gefragt, ob er ihm ein Schwein abkaufen könnte. Die Antwort des Mannes lautete Ja, er habe ein riesiges, prächtiges Schwein, das gerade schlachtreif sei. Und so folgte ich der kleinen Prozession, die sich zur Abholung auf den Weg über die Dschungelbrücke machte. Dabei merkte ich, wie geschickt ich inzwischen über die Bretter balancierte. Hatte ich mich anfangs noch richtig konzentrieren müssen, sah ich inzwischen kaum noch nach unten. Voller Stolz pfiff ich vor mich hin, Fusai wie immer direkt hinter mir. Als meine ältere Schwester war sie dafür verantwortlich, dass mir nichts passierte, und so fiel ihr die Rolle meiner ständigen Begleiterin zu.
    Die Fayu gehen selten irgendwo alleine hin, meist sind sie paarweise oder zu mehreren unterwegs. Da ich inzwischen eine erwachsene Frau war, durfte mich nun kein Mann mehr begleiten, wie es in Kindertagen noch erlaubt war. Fusai war einfach wunderbar, und ich spürte, wie allmählich ein festes Band zwischen uns wuchs.
    Zwei Stunden später erreichten wir das Dorf der Kirikiri. Bei unserer Ankunft liefen die Dorfbewohner sofort zusammen, um uns zu begrüßen. Papa ging als Erstes zum Häuptling, um ihm seinen Respekt zu zollen.
    Der Häuptling der Kirikiri saß vor dem Eingang seiner Hütte, umgeben von zahlreichen Kindern, die alle sehr aufgeregt waren wegen des Besuchs von Klausu und seiner Tochter Sabine. Ich folgte Papa, um dem Häuptling ebenfalls meinen Respekt zu bekunden, wie es die Sitte verlangte.
    Er war schon sehr betagt, vielleicht sogar der älteste Stammesangehörige, dem ich je begegnet bin. Er konnte nicht mehr laufen und stützte sich auf zwei Stangen und ein quer darauf liegendes Brett, das ihm als Sitzgelegenheit diente. Papa sagte mir, dass der Mann schon Häuptling gewesen sei, als wir damals hierher zogen, und dass seine Leute ihn sehr mögen. Der Häuptling zog mich zu sich herüber, um mich genauer zu betrachten. Er sähe nicht mehr so gut wie früher, erzählte er mir und bat Papa, seine Worte zu übersetzen – doch er könnte sich noch gut an mich erinnern.
    Der Stammesälteste
    Ich fühlte mich geehrt, dass mir ein wichtiger Stammesführer so viel Aufmerksamkeit widmete. Er schwelgte nun in Erinnerungen und erzählte, wie er Papa zum ersten Mal begegnet war und wie er diesen »farblosen Mann« aus einer anderen Welt im Laufe der Zeit sehr schätzen gelernt hatte.
    Großes Gelächter brach aus, als er seine Geschichten von früher zum Besten gab, und ich merkte bald, dass er viel Sinn für Humor hatte. Bald scherzte und lachte auch Papa mit ihm. Es faszinierte mich, dass die

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