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Ruf Des Dschungels

Ruf Des Dschungels

Titel: Ruf Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kuegler
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aus und er sei davon überzeugt, dass meine Töchter mir eines Tages viele Enkel schenken würden.
    Nakire kam zu uns herüber und wollte wissen, wann er seine Enkel endlich persönlich kennen lernen dürfte. »Ich werde allmählich alt«, sagte er und sah mich vorwurfsvoll an. »Ich möchte sie sehen, bevor ich endgültig blind bin.«
    Nakires Augenlicht wurde zunehmend schlechter. Er hatte bereits aufgehört, sich Armbänder aus Baumrinde anzufertigen, für die er vor einiger Zeit regelrecht berühmt war; er konnte die einzelnen Schnüre nicht mehr erkennen. Papa und ich hatten ihm daraufhin eine Brille aus Jayapura mitgebracht. Amüsiert beobachtete ihn das ganze Dorf, als er sie zum ersten Mal ausprobierte. Anfangs stellte er sich noch ein bisschen ungeschickt an, doch bald schon flocht er wieder seine Armbänder, diesmal mit Unterstützung eines Werkzeugs aus einer fremden Welt.
    Nakire, bebrillt, mit einem seiner Armbänder
    Papa rief mich zu sich ins Haus. Drinnen zeigte er mir stolz zwei große Kasuar-Eier, die er gerade von einer älteren Frau erstanden hatte.
    »Damit haben wir auch heute schon ein richtiges Festmahl!«, sagte er voller Begeisterung.
    Skeptisch betrachtete ich die beiden grünen Eier, und mir fiel ein, wie er ganz zu Beginn unserer Zeit im Dschungel zum ersten Mal welche besorgt hatte. Nur war leider statt Eiweiß und Dotter ein voll entwickeltes Küken in das brutzelnde Öl der heißen Pfanne gepurzelt.
    Als Papa meinen Gesichtsausdruck bemerkte, fing er an zu lachen. »Keine Sorge, diesmal werfen wir einen Blick hinein, bevor wir es in die Pfanne schlagen.«
    Er nahm eine große Schüssel und öffnete vorsichtig das erste Ei. Es war eindeutig angebrütet, also legten wir es zur Seite. Das zweite war frisch. Papa stellte eine Pfanne auf den Herd, erhitzte ein wenig Öl, und bald schon roch es in der ganzen Küche köstlich nach Rührei.
    Die Eier des Kasuars schmecken ein bisschen wie Hühnereier, nur viel sahniger und dickflüssiger, wie Schlagsahne im Vergleich zu Milch. Während ich auf meinem Teller herumstocherte, kam die Erinnerung an das brutzelnde Kasuar-Küken in der Pfanne wieder hoch. Es war lebendig gewesen, und mir war damals mein kleines Herz gebrochen, als ich dabei zusehen musste, wie es in der schwarzen, heißen Pfanne sein Leben ließ. Nach wenigen Bissen verging mir auch jetzt wieder der Appetit. Ich habe offensichtlich eine zu lebhafte Phantasie.
    Ich ging nach draußen und gab das restliche Ei einem der Jungen, der aussah, als könnte er ein paar zusätzliche Kalorien gut gebrauchen. Begeistert schnappte er mir den Teller aus der Hand und verschwand hinter dem Haus, um seine Beute ja nicht teilen zu müssen. Papa musste lachen, als er den Kleinen durchs Küchenfenster beobachtete, wie er sich hinter den Büschen versteckte und so schnell aß, wie er nur konnte. Einige Dingos hatten den Geruch schon gewittert und machten sich auf die Suche nach ihm.
    Die Sonne ging allmählich unter, Feuer wurden entfacht, und bald saßen alle darum herum, die Männer am einen, die Frauen und Kinder am anderen Ende der Veranda.
    Ich hatte es aufgegeben, früh schlafen zu gehen. Es war absolut sinnlos, da der Lärm von draußen mich ohnehin für Stunden wach hielt. Also gesellte ich mich lieber zu ihnen, sah zu, wie das Tageslicht schwand und die Nacht zum Leben erwachte.
    Sophia-Bosa saß neben mir am Feuer und zerkaute knirschend ihren Käfer-Snack. Allmählich gewöhnte ich mich an das Geräusch und überlegte sogar, ob ich auch einmal einen probieren sollte. Ich nahm einen der Käfer in die Hand, betrachtete seinen schwarzen Körper und spürte den harten Panzer auf meiner weichen Haut. Doch als er anfing zu zappeln und immer wieder vor und zurück hüpfte, gab ich ihn schnell Sophia-Bosa. Dafür war ich dann doch zu alt.
    Als ich schließlich schlafen ging, war der Dschungel in tiefe Dunkelheit getaucht.
     
    Der Tag war lang und voller schöner Erlebnisse gewesen, und nun war ich erschöpft, die Augen fielen mir zu, während ich unter mein Moskitonetz kroch und mich von den vertrauten Klagegesängen der Fayu in einen tiefen Schlaf wiegen ließ.
    Der nächste Morgen begrüßte mich mit strahlendem Sonnenschein. Aufgeregt wegen des bevorstehenden Festes, stand ich in aller Frühe auf und ging hinüber zu Papa, um unserem Frühstücksritual bei Kaffee und Keksen zu frönen. Ein Blick in die Keksdose zeigte mir, dass meine Lieblingssorte aufgegessen war. Also öffnete ich die zweite

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