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Ruf Des Dschungels

Ruf Des Dschungels

Titel: Ruf Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kuegler
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und dass ich ein unbescholtener Mann und Staatsdiener der indonesischen Regierung sei.
    Die beiden Gruppen gerieten in Streit, doch ich nahm nicht weiter Notiz davon. Denn ich lag auf einem kalten Betonboden inmitten von zwölf weiteren papuanischen Gefangenen aus den umliegenden Dörfern.
    Mein ganzer Körper war wund von Verletzungen und Prellungen, und sie ließen mich drei Tage lang dort liegen, ohne etwas zu essen oder zu trinken und ohne medizinische Versorgung. Drei Monate lang hielten sie mich an diesem Ort fest, meine Wunden heilten allmählich ab, während ich darauf wartete, ob sie Anklage gegen mich erhoben.«
     
    Während Herman seiner Anklage entgegensah, ereignete sich ein weiterer Vorfall, der die Situation ihrem Höhepunkt entgegentrieb. Die drei Papua, die beide Polizisten von der BRIMOB erschossen hatten, beschlossen, sich weitere Waffen zu besorgen. Sie widersetzten sich Häuptling Noaks Befehl, bei ihm zu bleiben, und schlichen sich in ein Lager der BRIMOB . Am Vorabend des 13 . Juni 2001 töteten sie sechs Polizisten und einen zivilen Mitarbeiter und stahlen mehrere Gewehre sowie Munition. Aus Wut über diesen erneuten Angriff eröffnete die BRIMOB das Feuer auf die gesamte papuanische Bevölkerung in Wasior, und das Grauen begann.
     
    Eine Woche später fuhr ein etwa vierzigjähriges papuanisches Ehepaar von Wasior per Boot nach Nabire, um dort Familienangehörige zu besuchen. Enus [6] war Lehrer und hatte ein paar Tage freibekommen, um seine Frau auf dieser Reise zu begleiten. Der Schwager von Thelis, der auf der Gehaltsliste der Polizei stand und diese mit Insiderinformationen versorgte, war verärgert, weil Thelis die Flucht gelungen war. Deshalb ging er zur BRIMOB und behauptete, der Lehrer Enus habe die Gewehre gestohlen und befinde sich nun mit dem Diebesgut per Boot auf dem Weg nach Nabire. Warum der Schwager ausgerechnet Enus dieser Tat beschuldigte, blieb ungeklärt.
    In der Hoffnung, den schuldigen Mann in Kürze zu stellen, brach die BRIMOB in zwei Gruppen auf. Eine flog voraus nach Nabire, während die andere die Verfolgung des Ehepaares per Boot aufnahm.
    Die Überfahrt nach Nabire dauert mehrere Tage, und in der Nacht legt man immer wieder an einzelnen Küstenorten an. Als Enus und seine Frau die erste Nacht in einem dieser Orte verbrachten, hatten sie nicht die geringste Ahnung, was sich hinter ihrem Rücken abspielte. Denn die BRIMOB traf erst ein, kurz nachdem sie das Dorf verlassen hatten.
    Die Polizisten durchsuchten ein Haus nach dem anderen und beschuldigten die Dorfbewohner, den beiden Unterschlupf zu gewähren. Während die Männer durch die Straßen liefen, schossen sie völlig unvermittelt auf Gebäude und Passanten. Die Einwohner flüchteten in die umstehenden Häuser, unter ihnen auch eine schwangere Frau und ihr sieben- oder achtjähriger Sohn. Die Dämmerung hatte inzwischen eingesetzt, und lange Schatten krochen übers Land. Die Frau und ihr Sohn müssen Todesängste ausgestanden haben, als sie zusammengekauert dasaßen, während draußen Schüsse zu hören waren und Schreie die Luft erfüllten.
    Plötzlich wurde der kleine Junge panisch und rannte hinaus auf die Straße. Seine Mutter setzte ihm sofort nach. Doch sie kam zu spät. Die BRIMOB hatte den Jungen gefasst, und vor den Augen der entsetzten Mutter enthaupteten sie ihn. Anschließend machten sie sich über die Frau her, vergewaltigten und töteten sie, indem sie ihr das ungeborene Kind aus dem Leib schnitten. Sie hieß Else und war achtundzwanzig Jahre alt.
    Eine Zwölfjährige beobachtete diese grauenerregende Szene. Als die BRIMOB sie bemerkte, schossen die Männer auf das Mädchen. Sie rannte um ihr Leben, und die Polizisten jagten sie auf das Meer zu. Als sie in das salzige Wasser eintauchte, durchschlug eine Kugel ihre Hand, dennoch schwamm sie in der Dunkelheit bis zur nächsten Lagune. Sie versteckte sich im nahe gelegenen Dschungel, bis ihre Familie sie wenige Tage später halb tot auffand. Die Eltern brachten die Kleine ins Krankenhaus, wo sie behandelt wurde und glücklicherweise überlebte.
    Die BRIMOB zog früh am nächsten Morgen weiter. Wie viele Menschen sie am Tag davor noch getötet hatte, konnte ich nicht herausfinden.
     
    In der Zwischenzeit war das Ehepaar in Nabire eingetroffen und machte sich auf den Weg zum Haus seiner Verwandten. Die BRIMOB war vor Ort und stöberte die beiden rasch auf. Sie wurden, ebenso wie ihre Familienangehörigen, mit Schlägen misshandelt, das Haus wurde

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