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Ruf ins Jenseits

Ruf ins Jenseits

Titel: Ruf ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harwood
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zweimal im Jahr, und gelegentlich schreiben wir einander. Aber seit meiner Zeit in Edinburgh habe ich diverse abwegige Bücher für ihn aufgestöbert, die meisten über Alchemie oder Okkultismus. Er leidet, müssen Sie wissen, unter einer krankhaften Angst vor dem Tod, und manchmal glaube ich, dass das der Grund dafür ist, dass er sich so sehr von der Welt abgekapselt hat. Es hat ihn sicherlich zu abwegigen Studien geführt, vor allem zu der alchemistischen ‹Suche nach dem Lebenselixier›, einem Trank, der demjenigen, der sein Geheimnis entdeckt, Unsterblichkeit verleihen soll.
    Letzten Winter ließ er erstmals Andeutungen über eine seltene alchemistische Handschrift fallen, die er erworben hatte: eine verhältnismäßig neue Arbeit aus dem späten siebzehnten Jahrhundert. Den Namen des Autors wollte er genauso wenig verraten wie die Herkunft des Textes. Mein Onkel, Sie dürften es erraten haben, ist zutiefst misstrauisch und geheimniskrämerisch. Aber es war offensichtlich, dass er glaubte, etwas wirklich Bemerkenswertes gefunden zu haben.
    Letzten Herbst teilte er mir mit, dass er die Leitungen der Blitzableiter erneuern wolle, und er bat mich, ein Exemplar von Sir William Snows Abhandlung über Gewitter für ihn aufzutun. Ich wunderte mich nicht darüber, war er doch schon seit einigen Jahren auf die Gefahr eines Feuers, das durch einen Blitz ausgelöst würde, zu sprechen gekommen. Man kann sich natürlich fragen, warum er nichts unternommen hat, das Haus auf irdischere Weise vor Feuer zu schützen. Aber seine Abneigung dagegen, Geld auszugeben, ist ebenso mächtig wie seine Angst vor dem Tod. So schickte ich ihm das Buch, ohne einenweiteren Gedanken daran zu verschwenden, bis ich ihn vor vierzehn Tagen besuchte.
    Die Blitzableiter, müssen Sie wissen, waren immer über eine dicke schwarze Leitung an der Seitenwand mit der Erde verbunden. Aber nun sah ich, dass ein etwa sechs Fuß langes Stück von der Leitung auf Höhe der Galerie entfernt worden war. Ich dachte zuerst, dass die Leitung stückweise erneuert werde: eine gefährliche Angelegenheit. Denn sollte ein Blitz einschlagen, während dieses Stück noch fehlte, so würde der Blitz mit voller Wucht bei der Galerie einschlagen. Als ich herantrat, sah ich, dass der Eindruck von einer Lücke täuschte: Die Mauer war an zwei Stellen durchbohrt, sodass die Leitung in der ersten Öffnung verschwand und vielleicht zwei Meter tiefer wieder erschien.
    In seinem Einladungsschreiben hatte mein Onkel nur erwähnt, dass er ‹Anordnungen vornehmen› wolle. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was er damit meinte, aber als ich da stand und dieses bizarre Arrangement sah, lief mir eine Gänsehaut über den Rücken.
     
    Wie üblich wurde ich von seinem Hausangestellten Drayton eingelassen – ein melancholischer Zeitgenosse von bestimmt sechzig Jahren. Er ließ mich wissen, dass mein Onkel in der Bibliothek sei und unter keinen Umständen vor dem Abendessen gestört werden wolle. Das war nicht weiter ungewöhnlich. Seine Einladungen gelten nie für mehr als zwei Tage, und er empfängt mich nur, wenn er etwas von mir will. Na ja, ehrlich gesagt, wenn er mich nicht zu seinem Erben gemacht hätte, weiß ich nicht, ob ich den Kontakt aufrechterhalten hätte.
    Mein Onkel, das sei hinzugefügt, hat, seit ich ihn kenne, dieselben Angestellten. Da ist Grimes, der Kutscher, der auch die Ställe und Pferde versorgt, dann dessen Frau, die kocht (auf außergewöhnlich spartanische Art), eine ältere Magd und Drayton. Mein Onkel trägt tagein, tagaus denselben abgewetztenAnzug. Der Großteil des Hauses, Sie werden es bemerkt haben, ist verschlossen: Grimes und seine Frau bewohnen das Häuschen des Verwalters, die Zimmer der anderen Bediensteten befinden sich auf der Rückseite des Hauses im Erdgeschoss.
    Die Wohnung meines Onkels bilden die lange Galerie» – hier wies er abermals auf die erleuchteten Fenster auf meinem Bild – «sowie die angrenzende Bibliothek und das Arbeitszimmer. Die Galerie misst vielleicht vierzig mal fünfzig Fuß; die Bibliothek ist von derselben Länge, wobei das Arbeitszimmer an der Ecke des Korridors liegt.
    Betritt man die Galerie durch die Haupttür, so sieht man am anderen Ende des Raumes einen riesigen Kamin. Aber es hat schon seit Jahrhunderten kein Feuer mehr darin gebrannt. Er wird ganz eingenommen von etwas, das auf den ersten Blick wie ein riesiger Schrankkoffer aussieht. Aber es handelt sich dabei um einen Sarkophag aus Kupfer, so

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