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Ruf ins Jenseits

Ruf ins Jenseits

Titel: Ruf ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harwood
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würde das versuchen.»
    «Ist jemand unter Hypnose dazu gezwungen, alles zu tun, was der Hypnotiseur befiehlt?»
    «Ich weiß nicht, ob ein erwachsenes, vernünftiges Individuum dazu bewogen werden kann, gegen seine ureigensten Instinkte zu handeln; weiter würde ich mich da nicht festlegen wollen.»
    «Sie meinten doch», sagte Ada, «dass jemand im Trancezustand dazu gebracht werden kann, Menschen zu sehen, die nicht wirklich anwesend sind?»
    Sie mied meinen Blick, was mich ahnen ließ, dass sie für mich fragte.
    «Ja – ganz genau.»
    «Und meinen Sie, dass das erklären könnte, warum Spiritisten – spiritistische Medien – meinen, mit den Toten in Kontakt treten zu können?»
    «Das könnte es in der Tat, Mrs   Woodward – wenigstens solche, die nicht einfach nur einen faulen Zauber veranstalten, was in spiritistischen Kreisen bedauerlich häufig vorkommt.»
    «Und ist es möglich», fragte ich, um eine ruhige Stimme bemüht, «dass eine Person in Trance fällt, ohne dass sie sich dessen gewahr wird, und so   … Menschen sieht, die nicht da sind?»
    Doktor Wraxford betrachtete mich einen Moment, ehe er antwortete. Mir schien, er suchte nach dem Hintergrund dieser Frage. In seinen dunklen Augen spiegelte sich das Kerzenlicht auf beunruhigende Weise.
    «Möglich ist es. Aber es ist doch sehr ungewöhnlich, in tiefe Trance zu verfallen, ohne es zu bemerken – es sei denn, Sie meinen den Zustand zwischen Schlafen und Wachen?»
    «Nein», sagte ich und nahm all meinen Mut zusammen. «Ich glaube, ich meine   … eine Freundin hat mir einmal von einer merkwürdigen Erfahrung erzählt: Sie ging eines Nachmittags in das Zimmer, in dem ihre Mutter und ihre Schwester saßen, und sah einen jungen Mann auf dem Sofa sitzen, einen jungen Mann, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. Dann wurde ihr klar, dass er für die anderen unsichtbar war. Er stand auf, ging auf sie zu – sie hatte keine Angst   –, und dann – schien er sich in Luft aufzulösen. Und so fragte ich mich   … ob sie in Trance verfallen sein könnte.»
    «Ich glaube nicht, dass sich das mit einer Trance erklären lässt – und Sie sind vermutlich gewiss, dass Ihre Freundin sich nicht getäuscht hat, oder   …»
    «Ich bin mir sicher, dass ihre Erfahrung genau dieser Beschreibung entsprach.»
    «Und Ihre Freundin hatte keine Angst – das ist ungewöhnlich.»
    «Nicht vor dem jungen Mann – sie sagte, sie hielt ihn nicht für einen Geist, weil er so gewöhnlich schien – sie konnte das Geräusch seiner Schritte auf dem Boden hören. Aber sie war sehr verstört davon, dass die anderen ihn nicht sahen.»
    Es war völlig still im Zimmer. Ich wusste, John Montagues Blick wanderte von mir zu Doktor Wraxford und wieder zurück.
    «Und hatte Ihre Freundin nur einmal solch eine Erfahrung?»
    «Ich glaube schon   … Es war einige Wochen nach einem schlimmen Sturz, nach dem sie mehrere Stunden bewusstlos gewesen war.»
    Wieder spürte ich Doktor Wraxfords prüfenden Blick, als wüsste er, was ich ausließ.
    «Es ist natürlich gut möglich – dafür müsste ich die junge Frau untersuchen   –, dass das Gehirn Ihrer Freundin leicht verletzt wurde, was mit der Zeit von selbst heilen wird.»
    «Sie wird sehr erleichtert sein, das zu hören, Sir.»
    «Erleichtert, Miss Unwin?»
    «Dass es heilen wird, meine ich.»
    «Ich verstehe.»
    Doktor Wraxford sah mich weiter interessiert an. Es war deutlich, dass er noch etwas sagen wollte. Ada brach schließlich das Schweigen mit der Frage, ob es Neuigkeiten vom Verschwinden seines Onkels gebe.
    «Ich glaube, Mrs   Woodward, dass das Urteil über sein Verscheiden in Kürze gesprochen wird. Aber Mr   Montague kann das besser beantworten.»
    «Es sollte keine Schwierigkeiten geben», sagte John Montague. «In einem Fall wie diesem, wo es keine Interessenkonflikte gibt – also niemanden, der bei der Bestätigung des Todes etwas verlieren würde   –, besteht die Aufgabe des Gerichtes nur darin, aufgrund der vorhandenen Tatsachen zu entscheiden, ob die vermisste Person aller Wahrscheinlichkeit nach tot ist. Und da Cornelius Wraxford ein gebrechlicher, alter Mann war,reicht die Tatsache, dass ihn seit dem Unwetter vor drei Monaten niemand gesehen hat, aus: Wie auch immer er das Haus verlassen haben mag, er kann die Nacht im Wald nicht überlebt haben.
    Wirklich schwierig zu erklären ist, wie er eigentlich aus seiner Wohnung kam. Drayton, sein Hausangestellter, sagte mir, dass er sich an diesem Abend um

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