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Ruf ins Jenseits

Ruf ins Jenseits

Titel: Ruf ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harwood
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anderen in dieselbe Richtung blicken, dass sie auf dieselben Anstöße reagieren – das, würde ich sagen, käme einem objektiven Beweis so nahe, wie wir ihm nur irgend kommen könnten, wenn wir einmal von der Möglichkeit absehen, einen Geist einzufangen und ihn vor der Royal Society zu verhören.»
    «Was wäre denn ein entsprechender Ort?», fragte George, der wie Mr   Montague ausgesprochen fasziniert zugehört hatte.
    «Ich muss zugeben, ich kann mir keinen besseren Ort alsWraxford Hall vorstellen. Alte Häuser schienen mir immer, wie eine Leidener Flasche, die Einflüsse der Vergangenheit zu sammeln   … Aller Wahrscheinlichkeit nach käme nichts dabei heraus. Aber es wäre ein interessantes Experiment – wenn wir einen Clairvoyant hätten.»
    Erneut spürte ich seinen prüfenden Blick auf mir.
    «Meinen Sie, Miss Unwin, dass – angenommen, die Erfahrungen Ihrer Freundin nähmen solche Züge an, wie ich Sie umriss – sie willens wäre, an einem solchen Experiment teilzunehmen?»
    «Leider nein, Sir», sagte ich atemlos. Ich merkte, wie ich – all meinen Bemühungen zum Trotz – errötete. «Ich kenne sie gut genug, um sagen zu können, dass sie, sollte sie je in der unglücklichen Lage sein, Weiteres zu sehen, nichts anderes wollen würde, als von ihrem Leiden geheilt zu werden.»
    «Ja, natürlich», sagte er bedauernd. Ich sah ihn überrascht an. «Ich hatte mir immer vorgestellt, dass das Kennzeichen einer wirklichen Clairvoyance darin besteht, um jeden Preis von dieser Gabe befreit werden zu wollen. Was nicht heißt, dass Ihre Freundin in dieser Weise betroffen sein muss, auch nicht, wenn ich von Ihrer lebhaften Erzählung ausgehe.»
    «Ausgesprochen interessant», sagte Ada in bestimmtem Ton. «Und nun ist es Zeit, dass Miss Unwin und ich uns zurückziehen und die Herren in Ruhe ihren Wein trinken lassen.»
     
    ∗∗∗
     
    «Oh, es tut mir entsetzlich leid!», sagte Ada, sobald wir oben waren. «Ich hätte das Thema nicht anschneiden sollen.»
    «Nein», sagte ich. «Ich hatte beschlossen, ihn zu fragen, und wenn da nicht der letzte Teil gewesen wäre   … Hand aufs Herz, hat George ihm gestern irgendetwas von meinen Visitationen gesagt?»
    «Nein», antwortete sie. «Ich bin mir sicher, dass er nichtsgesagt hat. Aber Doktor Wraxford ist ein guter Beobachter, und ich vermute, dass er sich gedacht hat, dass du und deine Freundin ein und dieselbe Person seid.»
    «Ich wünschte, ich hätte mich vor Mr   Montague nicht verraten! Aber es war mir unerträglich, wie er mich für seine Frau hielt. Und ich möchte nach wie vor nicht, dass Edward von den Visitationen erfährt. Glaubst du, Doktor Wraxford ist es mit dem Experiment in Wraxford Hall ernst?»
    «Ich weiß es nicht», sagte Ada, «er scheint Ideen durchzuspielen wie andere eine Partie Mühle. Er klang vollkommen aufrichtig, bis zu der Bemerkung über die Royal Society. Er ist ein sehr kluger Mann, dessen bin ich mir sicher. George ist begeistert. Und nun, meine Liebe, geh ins Bett und denk nicht mehr daran. Du siehst ziemlich erschöpft aus.»
    Nichtsdestotrotz lag ich bis in die frühen Morgenstunden wach. Abwechselnd machte ich mir Vorwürfe, dass ich Edward betrog – was würde ich sagen, wenn Mr   Montague oder Doktor Wraxford in seiner Gegenwart von meiner «Freundin» sprächen?   –, und war besorgt wegen des Briefes an meine Mutter. Diese Ängste glichen immer mehr einem Albtraum, bis ich in einen unruhigen Schlaf fiel, von dem ich in einen lebhaften Traum glitt. Ich ging durch ein riesiges leeres Herrenhaus – ich wusste, dass es Wraxford Hall war – auf der Suche nach einem wertvollen Edelstein, den Edward mir gegeben hatte. Er war verlorengegangen, ich hatte keine Ahnung, wie, aber ich wusste, dass ich es in meiner Unachtsamkeit verschuldet hatte. Die Suche wurde noch dadurch erschwert, dass ich nicht mehr wusste, um was für einen Stein es sich handelte, denn während ich von Zimmer zu Zimmer ging, sang ununterbrochen eine Stimme in meinem Kopf: «Smaragd, Saphir, Rubin, Diamant», und keiner dieser Namen schien der richtige. Der verlorene Stein hatte eine schönere Farbe als jeder von diesen, und ich wusste, ich müsste ihn mir nur vorstellen, um mich an seinen Namen zu erinnern, aber das gelang mir nicht.
    Im Traum war es vollkommen still in dem Herrenhaus. Das Licht war überall – selbst in den Fluren, in denen es keine Fenster gab – fahl und von dem eintönigen Grau eines bewölkten Himmels. In den Räumen

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