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Ruf ins Jenseits

Ruf ins Jenseits

Titel: Ruf ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harwood
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sieben Uhr zurückgezogen habe, noch vor dem Unwetter. Als ich etwa vierundzwanzig Stunden später eintraf, waren alle Türen verschlossen und von innen verriegelt, sodass ich die Tür zu seinem Arbeitszimmer aufbrechen musste. Alle Fenster waren verriegelt – und sie sind ohnehin viel zu hoch, als dass er sie hätte erreichen können. So muss er entweder durch einen Geheimgang entschwunden sein – wobei eine sorgfältige Durchsuchung nichts dergleichen entdecken ließ   –, oder Drayton und ich haben uns geirrt. Bei Drayton ist das nicht mehr festzustellen: Er brach zusammen und starb, wie Sie vielleicht gehört haben, während ich auf der Suche war. Ich frage mich seither, ob, wie der Polizei-Inspektor meint, die Galerietüren – von denen ich eine mit einiger Aufregung aufbrach – nur klemmten, nicht aber verschlossen waren. Es ist leichter, an meiner eigenen Erinnerung zu zweifeln, als zu glauben, dass ein Mann sich einfach in Luft aufgelöst hat. Und das, vermute ich, wird auch das Urteil des Gerichts sein.»
    «Ich fragte mich», sagte George, «ob das Verschwinden seines eigenen Onkels unter – hm – ähnlichen Umständen ihm einen Streich gespielt haben mag.»
    «Gut möglich», sagte Doktor Wraxford. «Der Geisteszustand meines Onkels war gelinde gesagt fragil, und der Schrecken des Unwetters   …»
    Er und John Montague wechselten einen Blick, und ich dachte, sie würden fortfahren – als Hetty, das Dienstmädchen, den Braten brachte. George machte sich daran, ihn zu tranchieren, und Ada brachte das Gespräch auf weniger düstere Themen.
     
    Beruhigt durch Doktor Wraxfords Diagnose (als solche sah ich seine Aussage an), konnte ich den Rest des Abends genießen. Er wäre perfekt, dachte ich, wenn Edward neben mir säße, nicht Mr   Montague. Andererseits hätte ich dann nicht gewagt, Doktor Wraxford die Frage nach den Visitationen zu stellen. Die Vorhänge waren noch nicht zugezogen, und die Flammen der Kerzen spiegelten sich golden zwischen Bäumen und Sträuchern in den Fensterscheiben, das verschwommene Bild meiner eigenen Züge schwebte über Adas Schultern, im Spiegel der dunklen Scheiben. Versunken in dieses Schattenspiel, ließ ich meinen Gedanken freien Lauf, ehe mir auffiel, dass Doktor Wraxford seit einiger Zeit sprach.
    «…   ob wir den Tod überleben», sagte er, «und wenn, auf welche Weise, ist mit Sicherheit
die
Frage schlechthin. Ich kann mich mit einer klaren Verneinung nicht abgeben, weil es uns immer offenbleibt anzunehmen, dass die Toten weiterleben, es aber keine Zwiesprache mit ihnen gibt. Wobei ein unwiderlegbares Beispiel einer Kommunikation aus dem Jenseits die Wahrheit ein für alle Mal festschriebe. Stellen Sie sich vor, was für eine Entdeckung das wäre! Der Mensch, der sie machte, würde neben Newton und Galileo stehen. Für die, denen der Glaube geschenkt ist, ist es natürlich keine Frage» – George sah bei diesen Worten nicht ganz glücklich aus   –, «aber für jene, die sehen müssen, ehe sie glauben   … Ich hoffe, Mr   Woodward, Sie finden diese Spekulationen nicht beleidigend.»
    «Keineswegs», sagte George. «Ich finde sie faszinierend. Aber was könnte denn Ihrer Meinung nach einen Beweis darstellen? Eine Mitteilung aus dem Jenseits, die nicht aus anderer Quelle hätte kommen können? Spiritisten, nehme ich an, behaupten oft, solche Nachrichten erhalten zu haben.»
    «Das ist die Schwierigkeit. Einen Skeptiker wird keine Geisterbeschwörung überzeugen. Und wenn Sie einmal einer Séance beiwohnten – wie ich es, ich muss es zu meiner Schande gestehen, einmal getan habe, um einen Betrug aufzudecken   –,werden Sie wissen, dass die meisten Mitteilungen, die durch ein Medium gemacht werden, von solch unglaublicher Banalität sind, dass das Leben im Jenseits unerträglich sein muss.»
    «Würden Sie denn sagen, dass all diese Geisterbeschwörungen immer als Betrug oder Täuschung anzusehen sind?»
    «Der Großteil unbedingt. Ich würde zögern zu sagen, dass das bei allen der Fall ist, und sei es nur, weil ich mir meine Offenheit bewahren will. Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet, gibt es keine notwendige Verbindung zwischen der Lehre des Christentums – oder der einer anderen Religion – und einem Leben nach dem Tod, wenn es das denn gibt. Alle Religionen geben meines Wissens das Versprechen eines Lebens nach dem Tod, ob es nun das Paradies eines Christen oder das eines Moslems ist, der Kreislauf ewiger Wiederkehr in den

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