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Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!

Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!

Titel: Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Buschheuer
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Auf dem Weg zum Bahnhof überlege ich angestrengt, wie man eine Abschiedsberührung vermeiden könnte. Auf Partys hilft die Flucht nach vorn. Man ziehe erst den Mantel an, stecke dann den Kopf noch mal zur Tür herein und verabschiede sich mit fröhlichem Winken. Das darf ruhig von einem forschen »Ich geb jetzt nicht erst noch jedem die Hand« begleitet werden. Erlaubt ist hier eine angedeutete Kusshand oder gestisches Andeuteneines in Kürze anstehenden Telefonats, welches natürlich nie stattfinden wird. Letzteres kann man durchaus auch am Bahnhof anwenden. Das mache ich auch, obgleich es gar nicht nötig gewesen wäre.
    Kitty hebt nur müde die Hand und murmelt ein letztes Tschüssi. Dann bin ich sie los!
    An Kitty habe ich immer geschätzt, dass sie die einzige normale Frau war, die ich kannte, eine echte Vertreterin der Always-Ultra-Generation, von der wir aus der Werbung wissen, dass es da ständig unten raussuppt. Kitty war die einzige mit Liebeskummer und Nulldiät und Frauenliteratur und Wattebällchen und
Brigitte- Kalen der
, mein letztes Verbindungsglied zum typisch Weiblichen und somit eine Art Regulativ – genau das war es, was uns letztlich getrennt hat.
    Auf dem Rückweg lockt mich eine Parklücke vor Rewe. Eigentlich brauche ich gar nichts aus dem Supermarkt, aber ich parke trotzdem ein.
    Drinnen kaufe ich zehnmal Stangenspargel im Schraubglas, nur weil er »Rio Bravo« heißt. Kleine Reminiszenz an den Western, in dem Dean Martin und Ricky Nelson so schön »My rifle, my pony and me« singen. Dabei hasse ich Spargel wegen des Uringestanks. Weil ich den Parkplatz ums Verrecken nicht hergeben will, gehe ich zu Fuß nach Hause.
    Ein gebeugtes Mütterchen mit Pappschild stellt sich mir in den Weg. Darauf steht krakelig: Komme aus Kosovo für Essen.
    »Bittäh! Bittäh!«, krächzt sie gesichtslos unter ihrem schmuddeligen Kopftuch und packt mich eisenhart am Arm. Ich drücke ihr die Tüte in die Hand. Wenn sie von so weit her gekommen ist, um zu essen, dann wird mein Rio-Bravo-Spargel genau das Richtige für sie sein. »Dankäh!Dankäh!«, sagt sie, lässt mich los und guckt skeptisch in die Tüte.
    Bei Sarah Young hole ich mir einen Vibrator, der im Dunkeln leuchtet. Bei Hermès kaufe ich eine rotlederne Reitgerte, die von 750 Mark auf die Hälfte runtergesetzt ist. Ein Unterschriften sammelnder Tierschützer vor dem Geschäft fragt, auf die Gerte weisend: »Sie sind doch bestimmt ein Tierfreund?« Ich würde ihm gern ein paar Sachen erklären. Dass meine Lieblingstiere kross gebratene Enten, ausgestopfte Pinscher und vergiftete Tauben sind. Oder dass man nicht einfach so Leute auf der Straße anquatscht. Oder dass man sich ab und zu die Fingernägel saubermachen sollte. Aber ich muss mal und habe keine Zeit, mich jetzt mit diesem Affen zu befassen. »Tierfreund? Nö«, sage ich im Weitergehen und lasse die Gerte durch die Luft sirren, »wirklich nicht!«

12. Hassliste – Auswahl
    Sonne
    Synonyme, z. B. das kühle Nass, die Bretter, die die Welt bedeuten, etc.
    Hunde
    Broiler
    Schnäuzer
    Schamhaare
    Natur
    Roger Willemsen
    die drei Tenöre
    Peruaner in Fransenponchos, die Panflötenterror machen
    gestisch dargestellte Gänsefüßchen
    Armlehnentrommler
    Kellnerinnen in Gesundheitsschuhen, die Hunde kraulen
    Broiler-Frauen mit Nickituch und auseinanderstehenden Oberschenkeln
    zwangsneurotische Cockerspaniels, die ihrem eigenen Schwanz nachjagen
    Lederschwule, die sich mit »Schalömchen« begrüßen und mit »Stößchen« zuprosten
    Sportler, die mit »Jagutichsachmal« antworten
    Gesundheitsstühle mit Knieaufstützern
    leere Bierflaschen, die in S-Bahnen hin und her rollen
    Leute, die dauernd sagen: »Not my cup of tea!« (Ben Becker, Peter Glotz)
    wenn jemand am Telefon isst
    Moderatoren, die sagen: »Vielleicht können wir Appetit machen.«
    Schauspieler, die sich in die Herzen der Zuschauer gespielt haben
    Leute, die »ain Stück wait« sagen
    Frauen im Leopardenlook
    geriffelte Biergläser mit Henkel
    Leute, die Kinofilme nacherzählen
    unlustige Komiker wie Jacques Tati, Roberto Benigni, Charles Chaplin, Ephraim Kishon
    Leute, die immer mit »Das ist richtig« antworten
    Männer, die sagen: »Ich schätze Sie als Frau und als Mensch«
    spitz zulaufende Koteletten, die sich in Richtung Mundwinkel fressen
    Promis, die sagen: »Wer mich kennt, der weiß …«
    Promis, die sagen: »Auf diese Frage antworte ich immer …«
    Frauen, die sagen: »Ich hab halt für mich gelernt, dass

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